Waldviertler lieben ihr Leben und hassen ihre Chefs
Aktuelle Studie: Insgesamt sind die Waldviertler Arbeitnehmer zufrieden, aber Stress gibt es mit den Vorgesetzten.
BEZIRK (pez). Die Waldviertler sind ein zufriedenes Volk glaubt man einer aktuellen Erhebung der Arbeiterkammer. Nirgendwo sonst im Land sind die Menschen mit ihrem Leben zufriedener als im Viertel ob dem Manhartsberg. Gleich 84 Prozent der Befragten geben an glücklich zu sein. Zum Vergleich: Im Mostviertel sind es nur 75 Prozent, im Landesschnitt 79 Prozent.
Doch eines bringt den Langmut der Waldviertler gehörig ins Wanken: Ihre Chefs. "Die Zufriedenheit mit dem Führungsstil der Vorgesetzten hat im Waldviertel den niedrigsten Wert in ganz Niederösterreich", erklärt Arbeiterkammer-Experte Jürgen Figerl von der Abteilung Wirtschaftspolitik. 36 Prozent der Befragten sind mit ihren Chefs überhaupt nicht zufrieden. Zum Vergleich: Im Industrieviertel kommen 83 Prozent der Befragten gut mit ihren Vorgesetzten aus und bewerten deren Führungsstil positiv.
Stress und ständige Veränderung drücken aufs Gemüt
Aber es gibt noch mehr, das die Arbeitnehmer im Viertel zur Weißglut treibt: "Die Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb ist am niedrigsten von allen Regionen in Niederösterreich. Weiters spielt bei der täglichen Arbeit Zeitdruck, hohe Gesundheitsgefährdungen und sich ständige ändernde Arbeitsabläufe sowie technische und organisatorische Veränderungen eine große Rolle. Hier sind die Indexwerte die niedrigsten Niederösterreichs", erklärt der Experte. Aber damit nicht genug beurteilen die Arbeiter und Angestellten in der Region die Entwicklung ihrer Betriebe durchwegs schlechter als anderswo und erwarten sich keine großen Karrieresprünge mehr. Auch die Chancen am Arbeitsmarkt werden nur von 41 Prozent als halbwegs gut angesehen.
"Ganz generell lässt sich sagen: Die Waldviertler sind in ihren Betrieben relativ unzufrieden und haben eine eher pessimistische Einschätzung was die Zukunft betrifft", fasst Figerl zusammen. Einzig die Zufriedenheit mit der Regelung der Arbeitszeit ist im Waldviertel am höchsten. 35 Prozent sind sehr zufrieden, 60 Prozent immerhin zufrieden.
Waldviertler nehmen Nachteile in Kauf
Sind die Waldviertler Arbeitnehmer also chronische Nörgler und Pessimisten? "Nein" findet AK-Bezirks-Chef Leopold Kapeller. Aber: "Die Entlohnung ist im Waldviertel niedriger, über dem Kollektivvertrag wird selten bezahlt und die Menschen sind oft ans Waldviertel gebunden. Bevor sie weggehen, nehmen sie mehr Nachteile in Kauf." erklärt der Experte aus der Region.
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