Dobersberg
Anrainer stemmen sich gegen Lkw-Lawine
Die Lkw-Lawine rollt wieder durch die Waldviertler Orte. Anrainer suchen jetzt Hilfe bei Umweltanwälten und fordern: "Holz muss auf die Schiene"
DOBERSBERG. In Dobersberg beginnen die Schlafzimmer regelmäßig kurz vor drei Uhr früh zu beben. Die nächtlichen Erschütterungen haben aber leider zu oft ein unwillkommene Ursache in Form von 40 Tonnen schweren Lkw, die ab diesem Zeitpunkt mit schöner Regelmäßgkeit durch den Ort donnern.
Einer der Betroffenen ist Anton Dorfinger. Der Psychotherapeut hat laut eigenen Angaben bereits 30.000 Euro in Lärmschutz seines Hauses investiert - vergeblich, denn noch immer wackeln die Fensterscheiben, wenn die Laster vorbeirauschen. Auch an eine Lärmschutzwand hat der Dobersberger bereits gedacht, aber die müsste 4,20 Meter hoch gebaut werden um effektiv zu sein - ein Unding im eigenen Garten.
Nachtfahrverbot wird unterwandert
Zwar gilt ein freiwilliges Nachtfahrverbot, aber das wird immer häufiger unterwandert, wie der Bürgermeister im Rahmen eines Umweltfrühstücks vor Ort berichtet: Immer öfter sind ausländische Frächter unterwegs. Mit den einheimischen hätte man noch reden können. "Aber jetzt fehlt mir leider oft der Ansprechpartner".
Nicht nur der Lärm ist das Problem: die Kosten für die Straßensanierung steigen gewaltig - und müssen von der Allgemeinheit übernommen werden. "Ich wohne neben der Straße an der Ortsausfahrt in Richtung Waidhofen. Diese musste seit 2007 mehrmals saniert werden", berichtet Monika Moser aus Dobersberg. Was die Holz-Lkw anrichten, kann übrigens jeder Autofahrer selbst testen: Fährt man von Thaya in Richtung Waidhofen ist die rechte Fahrbahnseite von Spurrinnen zerfurcht. Auf der anderen Fahrbahnseite ist alles in Ordnung - denn hier fahren die Laster leer zurück.
Bernhard Schneider von der Donauuniversität Krems hat dafür eine Lösung: Er plädierte für eine Abrechnung nach den Verursacherprinzip - wer Straßen stärker abnützt muss mehr bezahlen. "Das ließe sich methodisch sauber ausrechnen", so Schneider. Denn: Ein vollbeladener Lkw verursacht um das Tausendfache mehr Schaden an der Fahrbahn, als ein Kleinwagen. Oder: "Egal wie viele Autos auf einer Straße fahren, einmal mit dem Panzer drüber und sie ist hin."
30er Zone und mehr Kontrollen gewünscht
Die geplagten Anrainer entlang der Route von Thaya, Niederedlitz, Merkengersch und Dobersberg hoffen nun auf die Hilfe durch die Umweltanwaltschaft Niederösterreich in Person von Birgit Kellner und Thomas Hansmann, die ebenfalls beim Lokalaugenschein vor Ort waren. "Es muss gleich was passieren in Form von Sofortmaßnahmen über die Gemeinden", so Hansmann. Und: Ein tragfähiges Verkehrskonzept für das nördliche Waldviertel müsse her.
Die Sofortmaßnahmen sind laut Orts-Chef bereits in Planung: So sei etwa eine 30er-Beschränkung an den Ortseinfahrten möglich. Der Bürgermeister wünscht sich aber vor allem eines: Rigorose Schwerverkehrskontrollen. "Es kann nicht sein, dass es rentabel ist überladen zu fahren und eben die Strafe zu bezahlen", so Kößner.
Die ultimative Lösung wäre das Holz auf die Schiene zu bringen mit entsprechenden Umladepunkten in Iglau oder Vitis. Wissenschaftler Schneider plädiert sogar dafür die Thayatalbahn wieder zu aktivieren um die nötigen Schienenverbindungen wiederherzustellen. "Und wenn man kooperativ nicht weiterkommt, dann muss man Fahrverbote andenken."
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