Es droht die "Mobilitätsarmut"
Waidhofen auf dem dritten Platz der am schlechtesten erreichbaren Bezirkshauptstädte Österreichs
Der Verkehrsclub Österreich warnte am Donnerstag vor "Mobilitätsarmut". Denn: Vor allem in ländlichen Regionen sind viele Menschen von einem Auto abhängig. Ein besonders krasses Beispiel dafür ist Waidhofen. Die Bezirkshauptstadt liegt auf dem dritten Platz der drei am schlechtesten öffentlich angebundenen Bezirkshauptstädte. Nur in Güssing und Rust ist man schlechter unterwegs.
Sechs Bezirkshauptsstädte haben keine Bahnverbindung - darunter Waidhofen. Zehn Städte verfügen über weniger als 30 Bahnverbindungen pro Tag. 29 der 76 Bezirkshauptstädte haben keinen städtischen öffentlichen Verkehr. „Insgesamt ist jede 3. Bezirkshauptstadt nicht gut mit der Bahn erreichbar und nur in jede 4. Bezirkshauptstadt führen viele Buslinien. Österreich ist vom Ziel, dass jede Bezirkshauptstadt gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, noch weit entfernt“, betont der VCÖ. Allein fünf von 18 besonders schlecht öffentlich erreichbaren Bezirkshauptstädten liegen im Burgenland, ebenfalls fünf in Niederösterreich und drei in Kärnten.
"Die Mobilität im ländlichen Raum ist von Auto-Abhängigkeit geprägt. Aufgrund von Zersiedelung, fehlender Nahversorgung und mangelnden Arbeitsplätzen müssen längere Distanzen zurückgelegt werden. Gleichzeitig ist das Angebot des Öffentlichen Verkehrs häufig mangelhaft“, betont VCÖ-Experte Markus Gansterer.
Das zeigt sich auch in der Pkw-Dichte der einzelnen Bezirke: „Zwischen den Bezirken gibt es große Unterschiede. In Waidhofen gibt es 678 Autos pro 1.000 Einwohner, im Österreich-Schnitt sind es nur 543“, schilderte Gansterer. Je ländlicher und dünner besiedelt ein Bezirk sei, desto mehr Autos fänden sich dort.
„Die Politik der Zersiedelung und Betriebsansiedelungen auf der Grünen Wiese haben die heutigen Problemen der Gemeinden und Regionen mitverursacht“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. Der VCÖ fordert eine grundlegende Reform der Raumordnung. Die Zersiedelung ist zu stoppen, stattdessen sind kompakte Siedlungsstrukturen zu forcieren. Zentral ist zudem die Förderung von Gemeindekooperationen. „Die kommende Bundesregierung sollte gemeinsam mit Ländern und Gemeindevertretern einen Masterplan „Regionale Mobilität“ schaffen. Denn ohne grundlegende Änderung werden zahlreiche Menschen am Land von Mobilitätsarmut betroffen sein“, warnt VCÖ-Experte Gansterer.
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