Hilferuf aus dem Rathaus Waidhofen

Mobbing-Vorwürfe gegen Politiker (mit Video)

Gedemütigt, vergessen und gemobbt: Rathaus-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Stadträte.

WAIDHOFEN. Da halfen die mahnenden Worte der Bürgermeisterin vergangene Woche nicht mehr: Wissend, was jetzt wohl kommt, forderte sie respektvollen Umgang im Stadtparlament ein. Leider vergebens. Einmal mehr ging es um Hoppalas bei der Vergabe von Aufträgen beim Kanalbau in Matzles. Wie berichtet wurde Vizebürgermeister Martin Litschauer das Projekt wegen Unregelmäßigkeiten entzogen.

Dieser putzte sich einmal mehr an der Verwaltung ab: Dort seien die Fehler passiert. Darüber hinaus hätte man bei einer anschließenden Aufsichtsbeschwerde der Behörde nicht alle relevanten Unterlagen übermittelt.

Politisch schlägt das jetzt hohe Wellen: Gottfried Waldhäusl (FPÖ) fordert gar Litschauers Rücktritt: "Die Verwaltung als schuldig hinzustellen, ist mies und komplett falsch. Ich stelle da Mobbing auf höchstem Niveau fest. Das ist mittlerweile strafrechtlich bedenklich."

"Wir werden gemobbt"

Gerüchte über ein schwieriges Arbeitsumfeld im Rathaus kursieren schon seit Mitte des Vorjahres. Verantwortlich dafür werden einzelne Stadt- und Gemeinderäte gemacht. Die Mitarbeiter wandten sich in einem Brief an das damalige interimistische Stadtoberhaupt Litschauer.

Übersicht verloren? Kein Problem, hier das Erklärvideo:

Darin warnen die Mitarbeiter sogar vor dem Zusammenbruch der Stadtverwaltung. Darüber hinaus beklagen die Mitarbeiter, dass von politischer Seite oft wenig Wertschätzung entgegengebracht wird: So wurde einem Mitarbeiter von einem Gemeinderat verboten, seine Kinder von der Musikschule abzuholen. Die Kinder würden die Wartezeit bis zum Ende der Besprechung schon aushalten, wurde dem Mitarbeiter mitgeteilt.

Einzelne Mitarbeiter würden wegen Personalmangels 160 Überstunden im Monat leisten. "Das ist eben ihre Aufgabe", wurde den Mitarbeitern lapidar mitgeteilt.

Die Führungskräfte (sämtliche Namen sind der Redaktion bekannt) bejahten auf Nachfrage die Vorwürfe. "Das ist ganz klares Mobbing. Wir fordern, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern müssen." Mitarbeiter würden in der Öffentlichkeit regelmäßig bloßgestellt und müssten als Sündenbock für politisches Versagen herhalten, hieß es. "Durchwegs mit Darstellungen, die einfach nicht den Tatsachen entsprechen. Wir haben uns deshalb schon an den Vizebürgermeister gewandt, aber es ist nichts passiert." Den Mitarbeitern ist es wichtig zu betonen, dass die Bürgermeisterin mit den Vorwürfen nichts zu tun habe. Es handle sich ausschließlich um einzelne Stadt- und Gemeinderäte.

Dass Litschauer Fehler der Verwaltung öffentlich mache, will dieser nicht auf sich sitzen lassen: "Bei der Arbeitsbelastung und beim Umfang der Akten kann schlichtweg ein Fehler passieren. Das ist kein Vorwurf." Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.