Voltaire und die Kunst der Kürze
Kommentar von Peter Zellinger
"Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit." Der französische Schriftsteller Voltaire wusste schon im 18. Jahrhundert: Sich kurz zu fassen, ist eine Kunst, die erhebliche Vorbereitung braucht. So gesehen, wird bei offiziellen Anlässen im Bezirk geradezu erbärmlich gepfuscht. Der Programmablauf jedes beliebigen Spatenstichs liest sich in etwa so: Rede des Obmanns, Musikstück (wahlweise von Kinderchor oder Blasmusik), Rede Bürgermeister A, Rede Bürgermeister B, Musikstück, Rede des Architekten, Musikstück, Rede des Stadtrats, etc. pp. Gesamtzeit angekündigt: 45 Minuten, tatsächlich in der Gluthitze verbrachte und mit langweiligen Reden verschwendete Lebenszeit: anderthalb Stunden. Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel nehmen: Voltaire hätte nämlich solche Festakte in fünf Minuten durchgezogen.
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