Waidhofen: ÖVP verliert die Absolute, FPÖ auf Platz zwei

- Bgm. Robert Altschach ist ähnlich zugeknöpft: Man habe bereits einen Vorschlag für eine Koalition, der derzeit ÖVP-intern diskutiert wird.
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Erdrutsch in der Bezirkshauptstadt: Die ÖVP verliert die Absolute Mehrheit. FPÖ ist zweitstärkste Kraft, IG Waidhofen erreicht Wahlziel, SPÖ nurmehr Vierter.
WAIDHOFEN. Minus 13,46 Prozentpunkte standen vor dem Ergebnis der ÖVP Waidhofen kurz vor 17 Uhr. Damit ist die Absolute weg, es bleiben der Volkspartei unter Bgm. Robert Altschach 14 ihrer ursprünglich 19 Mandate. Der große Gewinner heißt Gottfried Waldhäusl: 23,70 Prozent der Wähler gaben seiner FPÖ ihre Stimme. Die SPÖ verlor ebenfalls 5,07 Prozentpunkte und damit ein Mandat und ist damit die kleinste Fraktion im Gemeindeparlament. Die IG Waidhofen bestehend aus der Bürgerliste und den Grünen erreicht ihr Wahlziel und kommt auf vier Mandate. 15,93 Prozent der Wähler gaben dem Wahlbündnis ihre Stimme.
ÖVP: "Lade zu Gesprächen ein"
Von einem Debakel will ÖVP-Spitze Robert Altschach nicht sprechen, er streckt in einer ersten Stellungnahme bereits nach möglichen "Koalitionspartnern" die Fühler aus: "Was ich vor der Wahl gesagt habe, gilt auch nach der Wahl. Wir wollen mit allen Zusammenarbeiten und dazu lade ich alle Fraktionen ein." Altschach begründet die Verluste der ÖVP so: "Der Klubobmann einer Landespartei (gemeint ist Gottfried Waldhäusl, FPÖ, Anm.) hat mit allen politischen Tricks bis hin zu persönlichen Untergriffen gearbeitet und einen Wahlkampf mit erheblichen finanziellen Mitteln geführt. Wir sind hingegen unserem Slogan treu geblieben, dass wir niemanden persönlich angreifen".
FPÖ: "Bürger sind offensichtlich mit der Verwaltung unzufrieden"
FPÖ-Spitze Gottfried Waldhäusl hat mit einem derartigen Erdrutsch nicht gerechnet, wie er gegenüber den Bezirksblättern erklärt. Persönlich hätte Waldhäusl mit sechs Mandaten gerechnet, das Siebte hätte ihn selbst überrascht. "Die Bürger in Waidhofen haben ganz klar gezeigt, dass sie mit der Stadtverwaltung nicht zufrieden sind. Ich werde zeigen, dass wir gemeinsam Waidhofen auf Vordermann bringen können". Auch Gespräche mit der ÖVP kann sich Waldhäusl gut vorstellen: "Ich stehe für alles zur Verfügung, was für Waidhofen gut und vernünftig ist". Aufgrund des Wahlergebnisses dürfte die FPÖ zwei Stadträte stellen. Ob er selbst das Mandat annimmt? "Wenn man etwas gerne macht, dann nimmt man sich die Zeit dafür", so Waldhäusl.
IG Waidhofen: "Die Zweidrittelmehrheit war unerträglich"
Feierstimmung herrscht bei der IG-Waidhofen: Sie haben ein Mandat dazugewonnen und haben damit wahrscheinlich das Wahlziel einen Stadtrat zu stellen erreicht. Martin Litschauer - der Grüne im Wahlbündnis - gibt sich erleichtert: "Mit diesem Wahlergebnis bricht für Waidhofen endlich ein neues Zeitalter an, wenn Mehrheiten plötzlich keine Selbstverständlichkeiten mehr sind" Ähnlich sieht es auch Herbert Höpfl für die UBL-Hälfte der Interessengemeinschaft: "Die Zweidrittelmehrheit der ÖVP war unerträglich, vor allem wie sie gehandhabt wurde und der Wähler hat die Rechnung dafür präsentiert", so Höpfl.
SPÖ: Nurmehr Vierter
Massive Verluste musste die SPÖ Waidhofen hinnehmen. Minus 5,07 Prozentpunkte kosteten den Sozialdemokraten ein Mandat. Damit ist die SPÖ nurmehr die viertstärkste Kraft im Gemeinderat Waidhofen. Spitzenkandidat Franz Pfabigan war bis dato noch nicht erreichbar.
Kaum Veränderungen im Bezirk
Abgesehen von Waidhofen brachte die Wahl im Bezirk kaum Veränderungen in den Gemeindeparlamenten. Die ÖVP konnte insgesamt das hohe Niveau halten. Ihr bestes Ergebnis fuhr die ÖVP in Pfaffenschlag ein. Willi Pollak und sein Team sicherten sich 86,61 Prozent der Wählerstimmen .
Die SPÖ hatte in manchen Gemeinden Probleme Kandidaten zu finden. Das Wahlergebnis fiel insgesamt eher bescheiden aus: Nur in Dietmanns konnte die SPÖ dazugewinnen und hält bei insgesamt 60,22 Prozent. Ansonsten hagelte es in Dobersberg, Gastern, Groß Siegharts, Karlstein, Ludweis-Aigen, Raabs, Vitis, Waidhofen, Waldkirchen und Windigsteig Mandatsverluste.
Die FPÖ konnte in allen Gemeinden, wo sie erstmals wieder antrat, Sitze im Gemeinderat erobern. Hochburg ist Dietmanns vor Waidhofen.
Die Grünen schafften in Gastern den Einzug in den Gemeinderat mit einem Mandat. In Waldkirchen reichten die 5,38 Prozent der Stimmen nicht für einen Sitz im Gemeindeparlament.
Reaktionen aus den Gemeinden:
Bürgermeisterin Anette Töpfl (ÖVP) aus Vitis: "Ich bin mit dem Ergebnis vollauf zufrieden. Wir haben unsere 15 Mandate wieder erreicht, obwohl die FPÖ diesmal angetreten ist"
Bundesrat Bürgermeister Eduard Köck (ÖVP) aus Thaya: "Es war ein ruhiger Wahlkampf und das spiegelt sich auch im Ergebnis wieder. Ich bin nicht unzufrieden, wir haben unser gutes Ergebnis von 2010 gehalten. Ich interpretiere das als Vertrauensvorschuss, den es zu nutzen gilt".
Bürgermeister Gerald Matzinger (SPÖ) aus Groß Siegharts: "Wir haben die Mehrheit gehalten. Uns war klar, dass wir aufgrund des Bevölkerungsrückganges zwei Mandate abgeben müssen. Der hohe Nichtwähleranteil macht mir Sorgen, aber grundsätzlich bin ich zufrieden."
Bürgermeister Christian Drucker (ÖVP), Gemeinde Waidhofen-Land: "Ich bin vollauf zufrieden. Wir haben um nur eine Stimme das vierzehnte Mandat verpasst. Das Ergebnis ist ein Beweis, dass wir einen guten Weg gehen".
Bürgermeister Rudolf Mayer (ÖVP), Gemeinde Raabs: "Aufgrund der Tatsache, dass in Raabs gegenüber der letzten GR-Wahl zwei Mandate zu vergeben waren und nun wieder eine dritte Liste (FPÖ) angetreten ist, kann man das Ergebnis als „akzeptabel“ einstufen, auch wenn es mich alles andere als freut, da jeder Verlust schmerzt. Die Volkspartei Raabs/Thaya bleibt aber weiter klar bestimmende politische Kraft!"
Bürgermeister Roland Datler (ÖVP), Gemeinde Gastern: “Das Ergebnis ist für die Volkspartei Gastern natürlich sehr erfreulich. Durch die Kandidatur einer weiteren Partei (Grüne) war der Erhalt der Mandatsanzahl oberstes Ziel, dass jetzt der Gewinn eines Mandats dazugekommen ist, ist der Verdienst eines starken und aktiven Teams der VP Gastern, dass sich immer für die Anliegen der Bevölkerung unserer Gemeinde einsetzt.”





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