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Der grüne Daumen
Blumenerde: Geht es auch ohne Torf?

Die RICHTIGE Erde ist wichtig: Erwin Seidemann weiß alles darüber und gibt sein Fachwissen weiter! | Foto: Hassl
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  • Die RICHTIGE Erde ist wichtig: Erwin Seidemann weiß alles darüber und gibt sein Fachwissen weiter!
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Bio-Meistergärtner Erwin Seidemann widmet sich diesmal der Grundlage von Blumen und Pflanzen und stellt eine spannende Frage: "Geht es auch ohne Torf im Garten und auf der Terrasse?"

Moore, speziell Hochmoore zu erhalten, gehört zu den größten Aufgaben des Klimaschutzes. Moore machen etwa drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs – doppelt so viel wie alle Wälder zusammen. Moore werden entwässert, darauf gewachsener Torf wird gewonnen und für gartenbaulich genutzte Substrate verwendet, aber nur zu einem recht geringen Anteil. Torf ist immer noch ein wichtiges Heizmaterial, was dem Ganzen einen noch negativeren Anstrich verleiht. Erwin Seidemann: "Wir zerstören unser funktionierendes Ökosystem nachhaltig, wenngleich der Raubbau nicht mehr in dem Maße stattfindet wie vor 30 bis 40 Jahren. Moore werden wieder vernässt, zumindest in wichtigen Produktionsländern wie Deutschland. Dennoch muss es uns zu denken geben. Man muss nach Alternativen Ausschau halten und dem Ganzen auch eine Chance gegeben werden – zum Wohle unserer Nachkommen. Bis neues Moor entsteht, dauert es 40.000 Jahre und länger!"

Torfmengen reduzieren

Am Beispiel der Schweiz sieht man, dass es wichtig ist, die Torfmengen in den Substraten, auch im Hobbybereich, die gut ein Drittel des Gesamtbedarfs ausmachen, zu reduzieren. Die meisten Torfe stammen aus dem Baltikum. Weite Transportwege sind eine zusätzliche Belastung, daher will man einen schrittweisen Ausstieg aus dem Torfimport bis 2030 erreichen. "Das sind hochgesteckte Ziele, die kaum realisierbar sind", glaubt der Experte. "Die Lobby ist noch zu stark, auch der Mangel an dauerhaft zuverlässigen Ersatzstoffen ist Fakt, um zumindest europaweit den Durchbruch zu schaffen. Es kommt auf jeden einzelnen an, sich Gedanken zu machen und an und mit Alternativen zu arbeite. Einige wenige Gärtner zeigen, dass es möglich ist und die Qualität der Pflanzen nicht leidet. Eher das Gegenteil ist der Fall."

Erfahrung und Mut

Ohne Torf gezogene Pflanzen sind robuster, stabiler, weisen weniger Schädlinge auf und sind nachweislich resistenter gegenüber Hitze, Trockenheit und Kulturfehler. Dennoch kann man nicht einfach „aussteigen“, man braucht gewisse Erfahrung und den Mut, dies durchzuziehen. Allerdings ist der Hobbygärtner oft einen Schritt voraus. Es kann funktionieren, OHNE Torf im Garten und auf der Terrasse auszukommen, wenn man keine Vorurteile hat. Wichtig ist, die ‚richtige Erde‘ zu haben, weil davon hängt der Erfolg eines gesunden Pflanzenwachstums ab

Auch an "Vorzeigeobjekten" herrscht im Blumenpark naturgemäß kein Mangel! | Foto: Hassl
  • Auch an "Vorzeigeobjekten" herrscht im Blumenpark naturgemäß kein Mangel!
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Gute und schlechte Erde

Wie hält man aber „gute“ von „schlechter“ Erde auseinander? Gewöhnlicher Gartenhumus ist für eine Pflanzung in einem Topf kaum bis gar nicht geeignet. Für Pflanzungen direkt im Garten ist allerdings eine gute Gartenerde IMMER geeignet und sogar notwendig! Erwin Seidemann: "Die Grundfarbe ist dabei nicht grau, sondern dunkelbraun, bisweilen fast schwarz, allerdings von guter, krümeliger Struktur. Sie kann einen geringen Anteil an Steinen und anderen Materialien aufweisen, aber nicht durchzogen. Schotter und dergleichen darf dann nur in Erde drin sein, die beispielsweise für „magere“ Beete bestimmt ist wie z.B. Steingärten, Kiesbeete und dergleichen. Viele Pflanzen brauchen ihr eigenes Medium, die meisten in unseren Breiten wachsen jedoch am besten in guter Gartenerde. Meistens meinen die Gartenfreunde es mit ihren Pflanzen zu gut und übervorteilen sie mit ‚guter Erde‘, die sie dann letztendlich gar nicht brauchen würden."

Der "Chef der Bio-Erde" in seinem Reich – und für reichliche Vorrat ist im Blumenpark sichtlich gesorgt. | Foto: Hassl
  • Der "Chef der Bio-Erde" in seinem Reich – und für reichliche Vorrat ist im Blumenpark sichtlich gesorgt.
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Was ist in welchem Substrat enthalten?

Es ist sicher nicht notwendig, für jedes Pflänzchen sein eigenes Süppchen parat zu haben, sprich die eigene Erde. Man sollte der Pflanze das für sie Ideale zu geben, nicht das billigste oder einfachste. Bio-Universalerden erfüllen für den Großteil der Pflanzen ihren Zweck. Ein wichtiger Hinweis ist jener auf die Lagerung: dunkel, im Sack verschlossen und kühl gelagert, innerhalb eines Jahres verbraucht!
Man kann auch sein eigenes, torffreies Substrat mixen, rät der Bio-Meistergärtner: "Ein Standardsubstrat zum Beispiel wäre eines aus 30 bis 35% Rindenhumus, 15 bis 20 % gut verrotteter Kompost, 10 % Schilfhäcksel, 5 % mineralischer Zuschlagstoff wie Bims oder Sand, 30 % Holzfaser oder Holzhäcksel. Die Nachdüngung muss dann sehr Stickstoffbetont sein. Wichtig ist ein hoher Anteil an beispielsweise Schafwolle bis zu 4 kg/m³ (erhältlich in Form von Pellets) , aber auch andere handelsübliche, organische Stickstoff-Dünger. Mit solch einem Substrat macht es Spaß, seine Pflanzen zu ziehen!"

Mehr Tipps und alle Informationen gibt es im Blumenpark Seidemann, Michelfeld (zwischen Völs und Kematen)

Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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