Musiklegende Peter Kraus
"Habe Fans, die mich seit 60 Jahren begleiten"
Der legendäre Schauspieler und Sänger Peter Kraus feiert am 18. März seinen 85. Geburtstag. MeinBezirk.at traf Kraus in Wien zum Interview und warf mit ihm gemeinsam einen Blick auf sein bewegtes Leben.
WIEN. Bereits als Kind schnupperte der gebürtige Münchner Theaterluft und lernte die „Bretter, die die Welt bedeuten“ lieben. Peter Kraus, der Sohn des österreichischen Regisseurs und Kabarettisten Fred Kraus, nahm schon in jungen Jahren Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht.
Mit 15 Jahren stand er im Film „Das fliegende Klassenzimmer“ erstmals vor der Kamera. Ein paar Jahre später machte er als Sänger den Rock n` Roll im deutschsprachigen Raum salonfähig. Seine Hits „Sugar Baby“ und „Mit Siebzehn“ sind bis heut unvergessen. Anlässlich seines bevorstehenden 85. Geburtstages traf MeinBezirk.at den Künstler zum Interview.
Wie der Vater, so der Sohn
Wann haben Sie begonnen, Musik zu machen?
PETER KRAUS: Musik habe ich bereits in ganz jungen Jahren mit meinem Vater gemacht. Er war Schauspieler, Musiker, Regisseur, einfach alles. Ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Er führte die Kabarettgruppe „Die kleinen Vier“ in Anspielung auf die vier Besatzungsmächte in Wien. Zu diesem Ensemble gehörte auch Gunther Philipp. Ich war bei jeder Probe dabei und konnte die Texte auswendig. Ich machte mit meinem Vater viel Musik. Er sang auch in der Casanova Bar. Diese Umstände entfachten meine Liebe zu amerikanischen Songs. Mein Vater sang für US-Besatzungssoldaten, ohne der englischen Sprache mächtig zu sein. Ich war natürlich dabei, als er die Nummern einstudierte.
Wann traten Sie das 1. Mal auf?
Mit amerikanischer Musik wuchs ich auf. Wie wir dann in München lebten, begann ich Jazz-Gitarre zu lernen und wollte ein großer Musical-Star werden. Dann kam der Rock n´ Roll „dazwischen.“ Nach der Schule besuchte ich den US-amerikanischen Soldatensender AFN (American Forces Network, Anm.) in München und ließ mir die neuesten Platten auf Tonband überspielen. Eines Tages nahmen mir die Jungs eine Rock n´ Roll Platte auf. Ich sagte damals zu meinem Vater: „Das müssen wir nach Deutschland importieren!“. Die Zeit war sehr spannend. Die „Münchner Abendzeitung“ machte 1956 ein Konzert für junge Leute, bei dem ich spaßhalber auftrat. Ich kam, sah und siegte. Die Zeitung titelte dann „Deutschland hat einen eigenen Elvis Presley“.
Wie kamen Sie zum Film?
Mein allererster Film war „Das fliegende Klassenzimmer“, nach dem Roman von Erich Kästner. Der kam 1954 in die Kinos. Danach hat man den jugendlichen Musikfilm neu kreiert. Das Traumpaar unter den jugendlichen Darstellern waren damals Cornelia Froboess und ich. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute hält. Sie ist eine tolle Schauspielerin und Frau.
Vom Film zum Fernsehen
Welche Ära würden Sie als „Zenit“ ihrer künstlerischen Karriere bezeichnen?
Es waren die 1950er Jahre. Im darauffolgenden Jahrzehnt änderte sich dieser Umstand. In den 1960er Jahren spielte ich in Wien Theater und lernte meine Frau kennen. Es war für mich eine Zeit, in der ich zur Ruhe kam und in der ich meine weitere künstlerische Entwicklung festlegte. Damals spielte ich auch in Zürich Theater.
Konzentrierten Sie sich in diesen Jahren auf Fernsehproduktionen?
Ja, in Wien drehte ich die Fernsehshow „Herzlichst, Ihr Peter Kraus“, in der ich selber Regie führte. Die Show kam beim Publikum gut an. Ich erlebte in dieser Epoche allerdings einen totalen Rückgang der Plattenproduktionen. Interessant ist auch der Umstand, dass ich die besten Szenen der erwähnten Fernsehshow herausgeschnitten und zusammengeschnitten habe, um diese an das ZDF zu senden. Damals hatte ich auch eine eigene Filmproduktion. Kurz danach meldete sich bei mir ein gewisser Alfred Biolek, der dort als Redakteur tätig war und sich von den Showszenen begeistert zeigte.
Führte Sie der spätere Talkmaster Alfred Biolek zu einem neuen künstlerischen Tätigkeitsbereich?
Er riet mir, eine Comedy-Show zu machen, die damals groß im Kommen war. Mich interessierte das und ich fuhr nach England zu Brad Ashton, ein wahrer Fachmann. Dort kaufte ich Sketches ein und übersetzte sie. Daraus entstand die erste Comedy-Show „Bäng Bäng“ mit Christiane Rücker im deutschen Fernsehen. In den ersten Sendungen wurde nicht gesungen. Die Show wurde erfolgreich und erst dann riet mir Alfred Biolek wieder in der Show zu singen. Ich fing diesmal mit Chansons an.
An welche weiteren „Meilensteine“ jener Zeit erinnern Sie sich gerne zurück?
In dieser Zeit kam auch mein Sohn zur Welt, für mich damals das wichtigste und schönste Ereignis. In jener Zeit war ich Mitbesitzer der ersten Großdiskothek Deutschlands „Blow up“ in München-Schwabing, in der 2.500 bis 3.000 Besucher Platz fanden. Damals nahm ich auch einige Schallplatten mit Schlagern auf, die ich mit Ralph Siegel produzierte.
Traum von einer Weltumsegelung
Wie entwickelte sich der Rock n´ Roll aus Ihrer Sichtweise?
Es ist ja nicht so, dass der Begriff Rock n´ Roll konstant da war. Das war er nicht. Auch die 1950er Jahre fanden nicht so statt, wie sie heute größtenteils durch Filme präsentiert werden. Musikstile änderten sich stets. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurden Musikfilme, in denen auch viel getanzt wurde, wie Saturday Night Fever oder Grease, en vogue. Zu letzterem Werk gibt es eine persönliche Geschichte von mir: In einem New Yorker Kellertheater sah ich mir diese Musicalproduktion an. Mit einem befreundeten Rechtsanwalt besorgte ich mir die Rechte für Deutschland. Ich wollte dieses Musical unter meiner Regie präsentieren, brachte es aber damals nirgends unter. Die Rechte verfielen und dann kam der Spielfilm heraus.
Welche Ideen wollten Sie damals noch umsetzen?
Ich hatte immer Pläne und Zukunftsvisionen und bin nicht, obwohl ich es wollte, mit einem Schiff um die Welt gesegelt. Das wäre mein Wunsch gewesen, aber ich war beruflich zu ehrgeizig.
Ausverkauft im Metropol
Wann haben Sie sich entschlossen, sich wieder dem Rock n´ Roll zu widmen?
n der Sendung „8x1 in Noten“ waren immer Mary Roos, Peggy March und Roberto Blanco dabei. Wir waren die „Vier“, die mit der Show begonnen hatten. Roberto war die Bassstimme und die beiden Damen waren großartige Sängerinnen. Stars wie Katharina Valente und Udo Jürgens traten in dieser Show auf. Wir studierten die Chöre für die 50-minütige Sendung ein. Roberto war nie bei den Proben, da er tingelte. Ich fragte ihn, was dabei verdient und er nannte mir großartige Gagen. Ab diesem Zeitpunkt begann ich ebenso zu tingeln. Einerseits, weil mich logischerweise das Geld interessiert hat. Andererseits, weil ich den Wunsch hatte, vor Menschen aufzutreten. Ich trat in ganz Europa auf.
Sie produzierten einst im Wiener Metropol eine Rock n´ Roll-Tanzrevue?
In den 1980er Jahren fand eine „Renaissance“ des Rock n´ Roll statt. Der Autor Fritz Schindlecker empfahl mir, eine Tanzrevue über die 50er Jahre zu entwickeln. Mich interessierte das und sprach den damaligen Direktor des Wiener Metropols an. Die Revue hieß „Als Teenager träumten“ in der die Sängerin Sabine Kopera sang. Diese Produktion wurde ein Erfolg, wir waren ausverkauft.
Diese Revue wurde in Wien doch noch einmal präsentiert...
Ja, als Herbert Fechter mein Manager wurde, setzten wir „Als Teenager träumten“ mit einer neuen Revue in den Sophiensälen um, die auch immer ausverkauft war.
"Bin dankbar für meine Fans"
Vor Kurzem veröffentlichten Sie Ihre neue, vielseitig gelobte Jazz-Platte. Wie kam es dazu?
Diese Produktion ging einher mit einer ausverkauften Tournee in Wien, Graz und Linz, bei der hochkarätige Musiker wie Till Brönner, Götz Alsmann, Annette Louisan, Helge Schneider und Joscho Stephan mit mir spielten.
Welche Pläne stehen jetzt noch an?
Am 18. März gebe ich ein Konzert. Im Herbst beginnt die Jazz-Tournee wieder, die in meinen zehn „Lieblingshäusern“ in Deutschland, wie der Alten Oper in Dresden, stattfinden wird. Im Oktober oder November folgt dann die Stadthalle in Wien. Das soll dann eigentlich das letzte Konzert sein. Von der CD kommt eine Special-Edition mit einem neuen Song „Ich lass den alten Mann nicht herein“ auf den Markt, für den ich den Text geschrieben habe. Ich bin verwundert und dankbar über meine Fans, da ich immer noch 2.000 Leute bei einem meiner Konzerte zusammenbringe. Das ist eine tolle Sache. Ich habe Fans, die mich 60 Jahre begleiten.
Seine Frau, die "Ernährungsministerin"
Sie hatten immer schon ein Faible für klassische Sportwagen. Wie sieht es heute damit aus?
Mein erster Führerschein beschränkte mich zunächst auf „berufsnotwendige Fahrten“ in einem Fahrzeug der Marke BMW Isetta. Das war meine erste Fahrerlaubnis, die später allerdings für alle Pkws galt. Rallys fahre ich nicht mehr. Allerdings bewege ich gerne meine Sportwagen-Klassiker, wie den Mercedes 300 SL oder AC Ace Bristol.
Sie sehen jugendlich aus. Was tun Sie dafür?
Früher fuhr ich sehr gerne Ski und Wasserski. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich schwimme gerne und fahre gerne mit dem Fahrrad. Außerdem habe ich einen großartigen Arzt und meine Frau ist meine „Ernährungsministerin“, die gut kocht und unseren Speiseplan gestaltet. Zucker und Milchprodukte wurden daraus verbannt.
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