Mauro Mittendrin
Next Generation: Jungwinzerin Katharina Baumgartner im Interview
Katharina Baumgartner ist seit 2017 Teil des Familienunternehmens Domäne Baumgartner. Vor Kurzem hat sie sich mit dem bekannten italienischen Netzwerker Mauro Maloberti (Mauro Mittendrin) getroffen und mit ihm über das Familienweingut, ihre Rolle als Weinkönigin und noch offene Träume gesprochen.
Mauro Mittendrin: Frau Baumgartner, die Domäne Baumgartner ist ein echtes Familien-Herzensprojekt, oder?
Katharina Baumgartner: Ja, die Domäne Baumgartner ist seit etwa 1725 in Familienbesitz. Ich bin mittlerweile die zwölfte Generation, die auf diesem Weingut arbeitet, aber die erste Frau, die es übernommen hat. Bisher waren es immer die Männer, die es weitergeführt haben. Wir sind immer noch ein Familienweingut. Mein Opa, mein Vater und auch mein kleiner Bruder sind da voll im Einsatz.
Das bedeutet aber auch viel Verantwortung und Arbeit.
Mittlerweile sind wir das größte Weingut in Österreich, haben selbst 200 Hektar Weingärten, kaufen aber auch noch Trauben zu und produzieren je nach Jahrgang um die 18 Millionen Liter Wein. Es gibt ganz schön viel zu tun. Das Weingut war nicht immer so groß wie heute: Als mein Großvater es von seinen Eltern übernommen hat, war es ein ganz kleiner Betrieb mit drei Hektar und alles, woran wir heute arbeiten, war in dieser Form noch nicht da. Ich bin eigentlich mit jedem Wein, mit jedem Weingarten und mit jeder Leistung für den Wein mitgewachsen. Deshalb habe ich auch jetzt zum Glück den Überblick.
Wohin verkauft ihr eure Produkte?
Tatsächlich exportieren wir rund 80 Prozent. Österreich ist als Markt also gar nicht so groß für uns. Deshalb sind wir hier auch nicht so bekannt. Unser Hauptmarkt ist immer noch Europa, und da hauptsächlich Deutschland und die Niederlande, aber auch die umliegenden Länder und Amerika. Es gibt jedenfalls noch viel Luft nach oben.
Wie sieht Ihre Rolle genau aus? Sie sind ja medial sehr präsent.
Mein Großvater und mein Vater haben gemeinsam in den vergangenen Jahrzehnten die Firma so richtig groß aufgebaut. Es gibt keine Abteilungen für Export, Marketing oder Ähnliches. Es liegt also nur an uns selbst. Ich habe also mit dem Marketing und allem Drum und Dran ein Gebiet übernommen, das es davor so noch nicht gegeben hat.
Haben Sie sich als Frau in dieser Position mit Problemen konfrontiert gesehen?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass es lange Zeit nicht sicher war, wie genau ich mich für das Weingut engagieren würde. Ich habe zwar einen jüngeren Bruder, aber ich habe auch wirklich ein großes Interesse dafür entwickelt. Ich habe dann die Klosterneuburger Wein- und Obstbauschule besucht. Da hat meine Familie auch gemerkt, dass ich die Sache gut mache. Heute sind sie sehr stolz auf mich. Auf dem Weingut selbst habe ich eigentlich keine Probleme, auch nicht mit den Mitarbeitern. Außerhalb des Weinguts merke ich, dass man als junge Frau oft unterschätzt wird. Doch ich nutze gerne das Überraschungsmoment und begeistere internationale Kunden mit meinem Fachwissen.
Sie sind derzeit Weinkönigin. Wie kann man sich diese Aufgabe vorstellen?
Ich bin für Niederösterreich zuständig, und das dauert immer zwei Jahre. Man wird da richtig gekrönt. Als zuletzt ausgeschrieben wurde, dass nach Königinnen gesucht wurde, habe ich mich einfach beworben. Ich wollte nämlich den niederösterreichischen Wein repräsentieren. Zudem habe ich mir die Aufgabe zugetraut und war ohnehin auf diesen Veranstaltungen unterwegs. Es folgte dann ein langer, intensiver Prozess. Am Ende habe ich zu den Auserwählten gehört und die Krone erhalten.
Sie sind viel auf internationalen Messen unterwegs. Genießen Sie das Reisen?
Das Lustige ist, dass ich eigentlich gar nicht so gerne reise. Jedes Mal, wenn ich in ein Flugzeug steige, schließe ich innerlich mit meinem Leben ab und verabschiede mich. Wenn ich dann schließlich ankomme, passt aber alles wieder.
Welchen Traum möchten Sie sich gerne noch verwirklichen?
Ich habe tatsächlich das Glück gehabt, schon viel erleben zu dürfen. Ich bin meinem Vater dankbar dafür, dass er mir freie Hand gelassen hat. Mein Ziel ist es aber auf jeden Fall, unseren Wein auch in Österreich bekannter zu machen. Privat habe ich mich zu Weihnachten mit meinem Freund verlobt. Darüber freue ich mich natürlich. Ich habe einen inneren Seelenfrieden gefunden.
Was bedeutet für Sie Humor?
Humor muss man, glaube ich, haben, sonst schafft man es in der Branche nicht. Spaß an der Arbeit, Spaß am Leben. Für mich greift da eines ins andere. Wenn es mir in meinem Beruf nicht gefallen würde, dann würde mein ganzes Leben in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich würde also sagen, wir sollten nicht alles so ernst nehmen. Das kann einem schon helfen.
Haben Sie ein bestimmtes Vorbild?
Auf jeden Fall meinen Papa und meinen Opa. Die haben aus dem Nichts ein riesiges Weingut geschaffen. Hut ab, das muss man sich einmal trauen. Meine Aufgabe ist es jetzt, das Ganze weiterzuführen. Das macht mir Spaß, aber ich glaube, dazu braucht man auch ganz schön viel Mut. Und ja: Ich bin tatsächlich total kulturbegeistert. Alles, was mit Musik, Schauspiel und dergleichen zu tun hat, liebe ich sehr.
Gibt es Momente, die Sie gerne vergessen würden?
Vergessen? Das weiß ich jetzt nicht. Aber ich bin zum Beispiel in Klosterneuburg zur Schule gegangen und war dort fünf Jahre lang im Internat. Es war eine gute Schule, über die Ausbildung kann ich gar nichts Schlechtes sagen. Aber dieses Internat, das war nicht wirklich etwas für mich. Man sieht halt die Leute morgens beim Frühstück, in der Schule, zum Mittagessen, zum Abendessen und man kommt nicht weg von ihnen – und das ist eben so eine Sache. Ich bin jeden Tag froh, wenn ich wieder zu Hause bin.
Welchen Tipp können Sie jungen Frauen geben, die sich in Ihrem Bereich durchsetzen möchten?
Ich würde auf jeden Fall sagen, dass man ruhig seine eigene Meinung haben darf. Das ist nicht verboten. Man sollte sich nicht so stark von außen beeinflussen lassen. Man darf ruhig Diskussionen zulassen. Jeder kann seine eigene Meinung haben. Darüber kann man reden. Chancen, die man bekommt, sollte man unbedingt nutzen und nicht sagen: "Jetzt habe gerade sowieso schon so viel vor und ich weiß nicht, ob mich das jetzt freut." Wer weiß: Vielleicht bekommt man die Chance nicht noch einmal.
Wie wichtig sind Ihnen karitative Aktivitäten?
Mir ist es wichtig, karitative Aktionen zu unterstützen, wenn sie schon eine eigene Initiative haben. Das ist bei Dancer Against Cancer ganz besonders gut gelungen. Es gibt so viele verschiedene Events und dergleichen. Sie bringen so viele tolle Menschen für einen guten Zweck zusammen und ich finde, dass sie das wirklich vorbildhaft machen. Deswegen bin ich da auch gerne dabei – natürlich auch, weil mich das Thema Krebs in meiner Familie betroffen hat. Ich glaube, fast jeder kennt jemanden, der von Krebs betroffen ist. Deswegen ist es ja ein gutes Thema, ein Statement. Wenn ich für Veranstaltungen oder dergleichen zum Beispiel einen Wein zur Verfügung stellen kann, damit die Menschen sich Tickets dafür kaufen und einen schönen Abend haben, dann spricht nichts dagegen.
Grazie, Kathi, und Ci vediamo!
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