Traum-Talk mit Franz Viehböck
Der Mann, der im Weltall Vater wurde
Im bz-Interview erzählt Raumfahrer Franz Viehböck über seine Zeit im Weltall, die größte Überraschung seines Lebens und seine Wünsche für seine Heimatstadt.
WIEN. Dass Franz Viehböck mit einer Rakete ins All fliegen würde, hätte er sich als Kind niemals träumen lassen. Er wollte eigentlich Baggerfahrer werden. Dazu inspiriert hatten ihn Bauarbeiten in der Nähe seines Wohnhauses in Favoriten. Erst nach der Mondlandung im Jahr 1969 war für den heute 58-Jährigen klar, dass er unbedingt Raumfahrer werden möchte. Ein kühner Traum, den sich zuvor noch kein Österreicher verwirklichen konnte. Als Viehböck 1989 für eine bemannte Raummission ausgewählt wurde, musste er sich gemeinsam mit seinem österreichischen Kollegen Clemens Lothaller zwei Jahre lang in der früheren Sowjetunion darauf vorbereiten. In nur vier Monaten lernten die beiden die russische Sprache.
"Im Mai 1991 wurde ich als Mitglied des Einser-Teams bestätigt. Es hätte aber bis zum Start im Oktober sein können, dass aufgrund einer Erkrankung Lothaller statt mir zum Zug kommt", sagt Viehböck. Die Stunden vor dem Start waren mit Kontrollen in der Rakete verplant, in den letzten zehn Minuten nahmen die Kosmonauten ihre angewinkelte Sitzhaltung ein. "Ich hatte damals während des Starts einen Ruhepuls von 72. Das war eher außergewöhnlich", erinnert sich der studierte Elektrotechniker.
Insgesamt sieben Tage lang war die dreiköpfige Crew auf der Raumstation Mir und absolvierte zahlreiche Tests, die noch heute Auswirkungen auf die Menschheit haben. "Wir testeten ein Anti-Stress-System für Manager und einen Ionen-Emitter, der mittlerweile in vielen Satelliten verwendet wird", sagt Viehböck.
Überraschung im All
Die größte Sensation war aber, dass der Österreicher während seiner Mission im Weltall auch Vater einer Tochter wurde. "Sie kam drei Wochen zu früh. Ich erfuhr es an Bord der Raumstation, das hat die restlichen Tage für gute Stimmung im Team gesorgt", so der heimische Kosmonaut.
Mittlerweile sitzt Viehböck im Aufsichtsrat der Berndorf AG und wird im nächsten Jahr den Posten des Vorstandsvorsitzenden einnehmen.
In seiner Heimatstadt Wien ist in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel passiert. "In meiner Jugend war die Stadt ziemlich verschlafen, danach haben Zilk und seine Nachfolger viel in Bewegung gebracht. Damit es auch so angenehm bleibt, wünsche ich mir im Zeitalter des Klimawandels mehr Grün in den Straßen", sagt Viehböck.
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