100 Jahre Arbeiterkammer
Drei Generationen und eine Demo
100 Jahre Wiener Arbeiterkammer - das Theater Akzent feiert mit einem Hörbuch, bei dem Elisabeth Orth wie auch Pippa Gallo und Helmut Bohatsch Sprechrollen übernommen haben. Die Musik stammt von Peter Rosmanith, Joe Pinkl und Georg Graf.
WIEN/WIEDEN/PENZING. Wenn die Großmutter 100 Jahre alt wird, muss man das Feiern - das denkt sich die Familie im Hörbuch "Die Hundertjährige (und kein bisschen leise) oder: Demo für drei", das anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Wiener Arbeiterkammer vom Wiedner Theater Akzent produziert worden ist.
Eine gemütliche Jause mit Tee und Kuchen, so haben sich der Sohn - gesprochen von Helmut Bohatsch - und die Enkelin, die Pippa Gallo verkörpert, den runden Geburtstag vorgestellt. Die Jubilarin, deren Rolle Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth eingesprochen hat, möchte ihren Geburtstag aber passend zu ihrer kämpferischen Lebenseinstellung auf einer Demonstration feiern.
"Schulfreifahrt, Acht-Stunden-Arbeitstag, Geschlechtergleichstellung - wir mussten uns soziale Errungenschaften mühsam erkämpfen", sagt die 100-Jährige, "aber sie sind nicht in Stein gemeißelt, alles kann schnell wieder verloren gehen." In den 12 Akten des CD-Hörbuchs, zu dem auch ein "Werkstatt-Gespräch" mit den Ideengebern und Textern Thomas Kahry und Ute Wödl gehört, prallen dann unterschiedliche Lebenserfahrungen und -einstellungen dreier Generationen aufeinander.
"Leistung muss sich lohnen!", meint da etwa die 1921 Geborene und meint damit zuallererst Rechte für Arbeiter und Angestellte, wie etwa gerechte Entlohnung mittels Kollektivverträgen oder Arbeitslosengeld. Die studierende Enkelin sagt zwar dasselbe, meint es aber ganz anders.
Das Sein schafft das Bewusstsein
Mit ihrer neoliberalen Einstellung legt die junge Konservative großen Wert auf materiellen Wohlstand, weil es das einzige ist, was ihrer hoffnungslosen Generation einigermaßen Sicherheit verleiht. Der Sohn wiederum war einst bei der Besetzung der Lobau dabei und sieht die Klimakrise als logische Folge des Lebensstils seiner Generation, die in den 1980er-Jahre die ersten Umweltproteste organisierte.
Wie die Auseinandersetzung der drei willensstarken Charaktere im Hörbuch dramaturgisch umgesetzt wird, ist durchaus hörenswert. Neben dem Genuss der hörenswerten schauspielerischen Leistungen erhält man in rund 54 Minuten Hörerlebnis auch einen lehrreich-unterhaltsamen Crashkurs durch die österreichische Zeitgeschichte der vergangenen 100 Jahre, der auch kongenial musikalisch untermalt ist. "Peter Rosmanith, Joe Pinkl und ich haben uns beim Einspielen der Kompositionen sehr bemüht, der Musik dasselbe Gewicht wie dem Text zu verleihen", erzählt Georg Graf, der an der Vertonung mitbeteiligt war, "schließlich wollten wir am Ende nicht nur ein Hörbuch gestalten, sondern vielmehr ein Klangbuch."
Wer wissen will, wie die Diskussion der Hörbuch-Protagonisten am Ende ausgeht und ob die drei schließlich gemeinsam auf die Demo gehen oder nicht, erhält "Die Hundertjährige" um 15 Euro unter www.akzent.at oder an der Kassa im Theater Akzent in der Argentinierstraße 37.
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