's Häferl der Diakonie
Es kommt, wie’s kommt
’s Häferl ist ein ganz besonderes Wirtshaus: Gezahlt wird dort nämlich aus Prinzip nicht.
WIEN. Aufstehen und einfach gehen, ohne vorher zu zahlen: Das ist im Häferl ganz normal. "Wir sind ein klassisches Kost-nix-Wirtshaus und bieten von Armut betroffenen Menschen nicht nur kostenloses Essen, sondern auch einen sozialen Raum zum Verschnaufen an", erklärt Wilhelm Raber von der Stadtdiakonie, die ’s Häferl in der Mariahilfer Hornbostelgasse 6 betreut.
Eine Besonderheit: Es handelt sich nicht um eine herkömmliche Ausspeisung. Das Essen wird in dem 60 Personen fassenden Speisesaal an die Tische serviert. "Darauf legen wir Wert, denn nur so kann man sich ein bisschen wie zu Hause fühlen." Genau das fehlt vielen Häferl-Gästen aber: ein Zuhause. Denn die meisten von ihnen sind obdachlos.
Allerdings längst nicht alle: "Viele haben zwar eine kleine Wohnung, leben aber trotzdem unter prekären Verhältnissen", sagt Raber. "So geben wir etwa Mindestpensionisten öfters Essen mit. Die haben aber daheim gar keinen Kühlschrank, in dem sie es lagern könnten. Solche Fälle werden leider immer mehr."
bz spendet ihr gesamtes Geschirr
240 Menschen kommen durchschnittlich pro Tag – Tendenz steigend: "Unsere Gäste sind aus Wien, den Bundesländern, östlichen Nachbarstaaten – bei uns ist jeder willkommen." Der Betrieb wird von Ehrenamtlichen aufrechterhalten: "Übers ganze Jahr arbeiten 250 Menschen mit, von der Pensionistin bis zum jungen Mann mit Fluchthintergrund." Das Personal ist also eine genauso bunte Mischung wie die Gäste: "Unser gemeinsames Motto: Es kommt, wie’s kommt."
Die bz-Redaktion zieht um und hat ihr gesamtes Geschirr ans Häferl gespendet: "Dafür sind wir sehr dankbar, denn Geschirr ist immer Mangelware." Auch andere Spenden sind willkommen: "Sobald es etwas wärmer wird, wollen wir unseren Gastgarten aufsperren. Dafür suchen wir Heurigentische und -bänke, die ein bisserl was aushalten." Weil alles aus Spenden finanziert wird, sind auch Geldspenden gern gesehen: "Wir leben davon, dass wir alle aufeinander schauen und zusammenhelfen", so Raber. "Das ist aber nicht nur im Häferl wichtig."
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