Appell gegen Gewalt
Helnwein enthüllt Mahnmal am Wiener Ringturm

"My Sister" heißt das Werk von Gottfried Helnwein, das derzeit den Wiener Ringturm verhüllt und ein Mahnmal gegen Gewalt sein soll. | Foto: Max Spitzauer/RMW
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  • "My Sister" heißt das Werk von Gottfried Helnwein, das derzeit den Wiener Ringturm verhüllt und ein Mahnmal gegen Gewalt sein soll.
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Just an dem Tag, an dem in Wien mutmaßlich zwei Femizide verübt wurden, setzt der österreichische Künstler Gottfried Helnwein gemeinsam mit der Wiener Städtischen ein Zeichen gegen Gewalt am Wiener Ringturm.

WIEN. Schon als Kind war Gottfried Helnwein anders. Der Holocaust war in den 1950er- und 1960er-Jahren noch kein Thema in der Schule, über die Verbrechen der Nazis wurde geschwiegen. Das änderte sich 1963, als der ehemalige NSDAP-Funktionär und als "Schlächter von Wilna" bekannte Kriegsverbrecher Franz Murer 1963 in Graz angeklagt und freigesprochen wurden. "An dem Tag waren alle Blumengeschäfte in Graz ausverkauft, weil die Bevölkerung gefeiert hat", erinnert sich Helnwein zurück. Das war der Moment in seinem Leben, als er wusste: "Ich will mit dieser Gesellschaft nichts zu tun haben".

Gleichaltrigen Kindern war das Thema egal, sie interessierten sich nicht dafür. Doch Helnwein hatte Fragen. Viele Fragen, die niemand ihm zu beantworten vermochte. "Irgendwann habe ich erkannt, dass die einzige Möglichkeit, mich dieser Thematik zu nähern, die Kunst ist. Das ist der Grund, warum ich Künstler geworden bin." Helnwein verstand schon als Kind nicht, warum man Gewalt gegenüber anderen verübt. Doch er verstand, dass es falsch ist und Gewalt thematisiert werden muss.

Gewalt auf 3.000 Quadratmetern

So kommt es auch, dass der renommierte zeitgenössische Künstler UN-Kampagnenbotschafter von „Orange the World – Stoppt Gewalt an Frauen“ ist. Sein neuestes Werk ist für die Wiener Bevölkerung nicht zu übersehen. Bereits zum zweiten Mal zeigt sich Helnwein für die Verhüllung des Ringturms verantwortlich. Die 3.000 Quadratmeter große Verhüllung zeigt auf zwei Gebäudeseiten das blutverschmierte Gesicht eines Mädchens. Das Werk mit dem Titel „My Sister“ soll Gewalt an Frauen und Kindern sichtbar machen.

„Ich hoffe, dass derartige Bilder im öffentlichen Raum zu groß sind, um übersehen zu werden und die Menschen dazu bringen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen“, sagt Helnwein bei der offiziellen Eröffnung. Sein Werk möge "beunruhigend und erschreckend sein, aber dies alles zu verdrängen, wäre bei Weitem schlimmer, weil es den Missbrauch und all die Schmerzen weiter zulässt“.

Hinschauen statt wegschauen

Der österreichische Künstler, der abwechselnd in Irland und in den USA lebt, stellt mit seiner Kunst keinen Erklärungsanspruch. "Meine Kunst fragt nicht, sie erklärt auch nicht. Meine Kunst ist ein Dialog", führt Helnwein aus. Dass der Wiener Städtische Versicherungsverein den Ringturm regelmäßig zur Verfügung stellt, um mithilfe von Kunst auf gesellschaftlich wichtige Themen aufmerksam zu machen, sei beinahe einzigartig. In den USA wäre ein solches Werk wie "My Sister" im öffentlichen Raum gar nicht erst möglich, so Helnwein weiter. 

Dompfarrer Toni Faber, Künstler Gottfried Helnwein, Doris Schmidauer, Vorstandsvorsitzender Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender Aufsichtsratspräsident Günter Geyer. | Foto: Wiener Städtische Versicherungsverein/Richard Tanzer
  • Dompfarrer Toni Faber, Künstler Gottfried Helnwein, Doris Schmidauer, Vorstandsvorsitzender Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender Aufsichtsratspräsident Günter Geyer.
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Der Unternehmensgruppe ist es ein zentrales Anliegen, auch einen gesellschaftspolitischen Beitrag zu leisten, sagt dazu Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins. Auf Initiative des Aufsichtsratspräsidenten Günter Geyer wird der Ringturm seit 2006 deshalb immer wieder zur Leinwand für österreichische wie auch osteuropäische Künstlerinnen und Künstler. Hinschauen statt wegschauen sei die Devise.

Gratis-Ausstellung im Ringturm

Im heurigen Oktober liegt der Fokus auf einer Anti-Gewalt-Kampagne. Ziel ist es, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, mit Zahlen und Fakten zu informieren und an die Gesellschaft zu appellieren, eindeutig Stellung zu beziehen. "Gewalt darf niemals toleriert werden", so Lasshofer.

Das blutverschmierte Gesicht des Mädchens ist auf zwei Seiten des Ringturms zu sehen. | Foto: Max Spitzauer/RMW
  • Das blutverschmierte Gesicht des Mädchens ist auf zwei Seiten des Ringturms zu sehen.
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Neben dem Werk Helnweins gibt es darüber hinaus auch die Ausstellung "Gegen Gewalt". Diese ist bis inklusive 27. Oktober bei freiem Eintritt im Ausstellungszentrum im Ringturm zu sehen. Die Schau setzt sich schwerpunktmäßig mit situativer und häuslicher Gewalt, der Rolle der Kunst und „safe public spaces“ auseinander. Begleitend dazu findet eine umfangreiche Diskussionsreihe mit renommierten Expertinnen und Experten statt (mehr dazu unten).

Helnwein für daheim

Bis Ende Oktober wird "My Sister" am Ringturm für Aufmerksamkeit sorgen. Wer die Anti-Gewalt-Kampagne unterstützen und einen echten Helnwein besitzen möchte, hat bald die Möglichkeit dazu. Anschließend wird die Verhüllung zu Taschenunikaten verarbeitet. Der Erlös kommt Frauen und Kindern, die von Gewalt betroffen sind, zugute.

Helnwein mit Ava und ihren Eltern. | Foto: Max Spitzauer / RMW
  • Helnwein mit Ava und ihren Eltern.
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Übrigens: Nicht nur Gottfried Helnwein selbst wohnte der Enthüllung bei. Auch Doris Schmidauer, Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie die Protagonistin seines Werks, die elfjährige Wienerin Ava, waren anwesend. Die Arbeit mit Helnwein habe Spaß gemacht, nur das Kunstblut habe sich klebrig angefühlt, erzählt Ava im MeinBezirk.at-Interview. Die Thematik verstehe sie trotz ihres jungen Alters. In der Schule befasse man sich im Unterricht mit Gewalt und Deeskalation.

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