Demos in der Innenstadt
Hysteria, die "Do! Demo" und der Akademikerball - Was heute und morgen auf Wiens Straßen geschieht
Die Donnerstagsdemo heute und die Demo gegen den Akademikerball morgen am 25. Jänner stehen ganz im Zeichen des Protests gegen deutschnationale Verbindungen und Burschenschaften.
WIEN. Es wird demonstriert – so viel ist klar. Heute, am Donnerstag, 24. Jänner, am Vorabend des Akademikerballs, findet die 14. Donnerstagsdemo gegen die ÖVP-FPÖ Regierung statt. Unter dem Motto „Do-Budenbummel“ rufen die Organisatoren zum Protest vor den Buden der Burschenschaften und deutschnationalen Verbindungen in der Wiener Innenstadt auf. Los geht‘s um 18 Uhr vor der Uni Wien. Von hier aus zieht die Demo über die Universitätsstraße, Alser Straße, Schlösselgasse, Florianigasse, Fuhrmanngasse, Strozzigasse, Piaristengasse und die Lerchenfelder Straße zum Rathausplatz, wo die Abschlusskundgebung vor der Wiener FPÖ-Zentrale stattfinden wird.
Es geht also vorbei an zahlreichen Buden von Burschen- und auch Mädelschaften, um, wie es in der Ankündigung der Veranstalter heißt, „auf die Verbindungen zwischen ihnen, der Regierung, der FPÖ wie auch der rechtsextremen Szene hinzuweisen.“
"Seit Jahren ist der frühere WKR-, der heutige Akademikerball in der Hofburg DAS Vernetzungstreffen der extremen Rechten, das von der Wiener Landesgruppe der FPÖ ausgerichtet wird. 40 Prozent der Nationalratsabgeordneten der FPÖ sind „Alte Herren“ von Burschenschaften, sie stellen eine Vielzahl der Posten in den Ministerien der schwarz-blauen Regierung, und auch sonst lässt sich – von Küssel bis zu den „Identitären“ - kein namhafter Recke des österreichischen Rechtsextremismus ausmachen, der nicht einer Burschenschaft angehört", erklärt Michaela Moder, Mitorganisatorin der Do! Demos.
Man wolle deutlich machen, dass das keine Randphänome von übermütigen jungen Männern sei. "Das sind Kaderstätten des hiesigen Rechtstextremismus, die für völkischen Nationalismus, NS-Verherrlichung und Holocaustleugnung stehen und gegen deren antisemitische, homo*- und trans*feindliche, rassistischen, sexistische und elitäre Weltbilder es lauten Protest braucht."
Der Akademikerball und die Demo morgen
Am morgigen Freitag wird dann ab 17 Uhr gegen den jedes Jahr im Jänner in der Hofburg stattfindenden Akademikerball demonstriert. Er löste 2013 den Wiener Korporationsball ab und wird von schlagenden Hochschulkorporationen ausgerichtet wurde. Die „Offensive gegen Rechts“ ruft zum gemeinsamen Protest gegen den Ball auf. "Gerade angesichts der immer neuen rechtsextremen Ausrutscher von Regierungsmitgliedern hoffen wir auf regen Zulauf - um so mehr umso besser, da wir diese Demo als einen Auftakt für weitere Aktionen in diesem Jahr sehen", heißt es von den Organisatoren.
In den vergangenen Jahren wurde anlässlich der Demonstration die Innenstadt großräumig gesperrt. Heuer soll die Sperre kleiner ausfallen, die Polizei wird weniger Beamte als im Vorjahr im Einsatz haben. Die "Offensive gegen Rechts" rechnet mit ähnlich vielen Teilnehmern wie in den vergangenen Jahren.
Ein Platzverbot wird es in der Innenstadt jedenfalls geben. Im Bereich rund um den Heldenplatz wird dieses um 17 Uhr in Kraft treten. Auch die Demo der „Offensive gegen Rechts“ startet morgen um 17 Uhr vor der Universität am Schottentor. Über die Wipplingerstraße geht es dann zum Stephansplatz, wo die Schlusskundgebung stattfinden wird.
Die Polizei rechnet mit Verkehrsbeeinträchtigungen ab 16 Uhr im innerstädtischen Bereich, vor allem abschnittsweise an der Ringstraße sowie den Ausweichrouten. „Auch bei den Zufahrten zur Staatsoper, Burgtheater und Rathausplatz kann es zu Verzögerungen kommen“, so Paul Eidenberger von der Landespolizeidirektion Wien.
Übernimmt die Hysteria wieder den Burschenschafterball?
Was die Burschenschaft Hysteria am morgigen Ball geplant hat, bleibt ein Geheimnis. Vor zwei Jahren, beim Akademikerball 2017, haben Mitglieder der Hysteria in der Hofburg ihre Fahne gehisst und den Ball kurzerhand zum "Hysteria-Ball zu Erziehung und Schutz des Mannes" erklärt. Eine Protestaktion der selbsternannten ältesten Burschenschaft Österreichs. Sie kämpft gegen das Patriarchat und für ein goldenes Matriarchat.
„Nach der Völlerei der Feiertage und wilden Krambambuli Kneipenabenden auf der Bude bereitet sich die Burschenschaft Hysteria auf das kommende Jahr vor. Schließlich muss auch der Wichs wieder wie angegossen sitzen, wenn wir uns als älteste Burschenschaft Österreichs am 25. Jänner in der Hofburg präsentieren“, heißt es zum diesjährigen Ball auf der Facebook Seite der Burschenschaft Hysteria.
"Hilfshotline" der Wiener Wirtschaftskammer
Die Wirtschaftskammer Wien bietet in Kooperation mit der Wiener Polizei wieder Services für Unternehmer in der Innenstadt an. „Wir hoffen natürlich, dass die Demonstrationen wie im Vorjahr friedlich ablaufen werden, wollen aber dennoch für den Ernstfall gerüstet sein und unseren Mitgliedsunternehmen Hilfestellung anbieten“, sagt der Obmann der Sparte Handel, Rainer Trefelik, in Bezug auf die morgigen Proteste.
Es wird wieder eine Hotline unter der Telefonnummer 01/514 50 DW 1099 eingerichtet, die bei allgemeinen Fragen in der Zeit von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung steht. In der Ballnacht von 25. auf den 26. Jänner ist die Hotline rund um die Uhr besetzt.
Der echte Ball der Wissenschaften
Tausende echte Akademiker versammeln sich am Samstag, 26. Jänner, beim Wiener Ball der Wissenschaften im Wiener Rathaus. Der Ball steht im Gegensatz zum Akademikerball am Vorabend unter dem Motto "Diversität, Offenheit und Exzellenz". Der Wissenschaftsball repräsentiert die Wiener Forschungslandschaft in ihrer Exzellenz und Vielfalt. Die typischen Elemente eines Wiener Balls werden mit Bezügen zu Wiener Universitäten kombiniert. Internationale Sichtbarkeit wird durch globale Stars der populären Wissenschaftskommunikation hergestellt.
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