Mauro Mittendrin
Im Gespräch mit Andreas Ferner, ein Meister des Kabaretts
Er ist ein Meister des Kabaretts, ein Star des Schmähs und auch als Schauspieler erfolgreich: Andreas Ferner. Im Gespräch mit dem bekannten italienischen Netzwerker Mauro Maloberti (Mauro Mittendrin) hat er sich über das Wechselspiel zwischen seinem Lehrerdasein und seinen Auftritten auf der Bühne unterhalten.
Mauro Mittendrin: Herr Ferner, Sie haben sich längst einen Namen in der Welt des Kabaretts gemacht. Doch blicken wir zurück auf die Anfänge Ihrer Karriere, wo lag der Grundstein?
Andreas Ferner: 1998, also vor 25 Jahren stand ich das erste Mal auf der Bühne. Und zwar in der WU-Theatergruppe. Zwei Jahre später habe ich es dann auch zum Kabarett geschafft – pünktlich zum Start des neuen Jahrtausends. Also mittlerweile habe ich schon ein paar Wochen Bühnenerfahrung angehäuft. (lacht)
Sie sind aber auch als Lehrer aktiv...
Genau. Da stehe ich auch jeden Tag auf der Bühne im Klassenzimmer. Und zwar vor dem strengsten Publikum der Welt: den Schülerinnen und Schülern. Ich unterrichte in der Oberstufe, 14 bis 20-Jährige. Und wenn du die erreichst, erreichst du alle.
Inwiefern inspiriert Sie auch der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern?
In der Schule passieren immer wieder extrem lustige Sachen. Ich sage immer, die Pointen liegen am Gang und der Stoff geht nie aus. Das heißt, es passieren sehr lustige Dinge in der Schule, aber auch außerhalb der Schule. Stichwort Bildungspolitik. Also auch Bildungsexperten machen Blödsinn, weil sie sich häufig nicht auskennen. Und als Kabarettist kann ich mich dann darüber lustig machen. Die anderen Lehrer müssen einfach nur traurig sein über diese Sachen – ich kann zumindest drüber Witze reisen. Also quasi eine Art von Therapie für mich, die Eltern, die Schüler, einfach alle. (lacht)
Wie ist Ihr Verhältnis zu den Eltern? Sie sind ja schließlich von der Bühne bekannt und stehen dann bei ihren Kindern im Klassenzimmer...
Nein, das ist super. Die Schüler und auch die Eltern kommen öfters Mal gerne ins Kabarett. Einerseits sind sie natürlich neugierig, weil sie selber Thema sind. Sie wollen das sehen. Aber sie können sehr gut über sich selbst lachen. Und sie merken ja, dass ich einfach alle durch den Kakao ziehe, auch mich selbst. Und ich glaube, wenn man über die Sachen lacht, dann geht man wieder viel positiver an die Dinge ran und kann gewisse Sachen auch verarbeiten.
Gibt es einen Moment in Ihrer Karriere an den Sie sich am liebsten erinnern?
Naja es gibt da sicherlich einige tolle Momente. Etwa als ich damals zum ersten Mal auf der Bühne gestanden bin und es gut geklappt hat. Die Leute waren begeistert, haben gelacht. Das ist das Besondere: wenn du einmal dieses Blut geleckt hast, dieses Gefühl einmal erlebt hast. Es ist wie eine Droge. Es lässt dich nicht mehr los und du machst immer weiter, selbst wenn es Zeiten gibt, die vielleicht nicht so gut laufen. Du willst dieses Gefühl wieder erleben. Zum Glück erlebe ich es sehr oft. Aber das war schon ganz besonders am Anfang der erste Auftritt, der gut funktioniert hat und die Leute richtig mitgemacht haben. Aber natürlich gibt es auch andere Momente.
Und zwar?
Ich habe einen Kabarett Preis gewonnen, also den Großen Niederösterreichischen Kabarett-Preis. Das war auch wunderschön. Da war ich nämlich ein Überraschungssieger, weil ich erst kurzfristig ins Finale nachgerückt bin, weil jemand ausgefallen ist. Ich bin da eingesprungen und habe dann das Finale gewonnen.
Wollten Sie immer schon Kabarettist werden bzw. generell auf der Bühne stehen?
Ja, ich habe das immer schon in mir gehabt, dass ich unbedingt auf der Bühne stehen und dort Leute unterhalten wollte. Mit 18 Jahren war ich aber noch nicht mutig genug, diesen Schritt zu gehen. Deshalb bin ich auf die Wirtschaftsuni gegangen und habe etwas Konservatives gelernt. Dort habe ich aber schnell gemerkt, dass ein Job in der Wirtschaft für mich nicht das richtige ist. So habe ich mich aber mal getraut in die Theatergruppe zu gehen und habe 1999 als Lehrer zu arbeiten begonnen. Parallel dazu habe ich auch mit dem Kabarett begonnen. Man kann es salopp sagen: Ich mache immer das gleiche. Also Schmäh führen und vor Leuten reden. (lacht) Das Kabarett hat dann immer besser funktioniert. Aber den Job als Lehrer mache ich auch sehr gerne. Nicht nur, weil ich dort Stoffe, mein Kabarett sammle, sondern auch, weil ich sehr gerne Jugendlichen helfe, wichtige Inhalte für ihr Leben zu lernen.
Sie sind aber auch als Schauspieler erfolgreich. Fühlen Sie sich auf der Bühne oder vor der Kamera wohler?
Es ist beides wunderschön. Natürlich, als Kabarettist, wenn du live vor 800 Leuten stehst und es schaffst sie mitzureisen, dann ist das ein besonderes Gefühl. Die schönsten Momente als Schauspieler erlebt man hingegen, wenn man vor der Kamera steht und merkt, dass die Szene gelungen ist. Dann kann man sie auch nachher anschauen und ist zufrieden. Es ist schwer zu sagen, was mir besser gefällt. So, diese Glücksmomente hat man wahrscheinlich als Kabarettist auf der Bühne stärker. Aber ich liebe beides sehr.
Was bedeutet für Sie Humor?
Humor bedeutet, dass immer etwas Überraschendes passieren muss. Man muss die Leute wirklich zum Lachen bringen. Humor ist für mich ein soziales Schmiermittel, mit dem man auch schwierige Sachen ausdrücken kann. Ich kenne ja auch viele Probleme im Bildungs- oder Schulwesen, aber mit Humor können es die Leute besser verstehen. Und natürlich muss Humor immer so gut sein, dass man auch schwierige Themen vermitteln kann.
Gibt es noch einen Traum, den Sie gerne verwirklichen würden?
Ja, sicher. Ich arbeite auch sehr gern im Fernsehen und habe da immer wieder Shows mitmachen können. Bei einem kleineren Sender durfte ich auch eine eigene Fernsehshow moderieren. Aber mein großes Ziel ist es, eine eigene Fernsehshow bei einem großen Sender zu haben. So eine Art Late-Night-Show. Da habe ich mir schon einiges überlegt, möchte aber nicht zu viel verraten. Und das andere Ziel ist es, als Schauspieler mal eine dauerhafte Hauptrolle verkörpern zu dürfen.
Gibt es da auch eine bestimmte Traumrolle?
Ich weiß jetzt nicht, ob ich das sagen sollte. (lacht) Aber ein Traum für ist es zum Beispiel Tatort-Kommissar zu sein. Das ist schon eine große Auszeichnung finde ich. Das wäre natürlich sehr schön. Und ich habe auch schon an eine Hauptrolle gedacht, in der ich einen Lehrer darstelle.
Wie stehen Ihre eigenen Kinder zu Ihren Auftritten auf der Bühne?
Denen taugt das sehr. Meine Tochter wir jetzt 10 und hatte beispielsweise schon Auftritte mit mir zusammen. Sie spielt aber auch selbst in Musicals und so mit. Es ist so lustig, weil sie selbst auch schon immer Witze erzählt.
Welche Eigenschaft würden Sie an sich selbst hervorheben?
Also da würde ich wohl sagen, dass ich wahnsinnig motiviert und ehrgeizig bin. Wobei ich sagen würde, dass dieser Ehrgeiz auch eine Seite ist, die man dann auch als schlechte Eigenschaft definieren kann. Es ist meine größte Schwäche. Einerseits bringt es mich immer weiter, andererseits bedeutet es auch gleichzeitig immer unter Druck zu stehen.
Machen Sie auch Sport als Ausgleich zum Berufsleben?
Ja, sicher, sonst würde ich verrückt werden. Ich liebe es Fußball zu spielen, das ist mit Sicherheit mein Lieblingssport.
Sind Sie auch Fan einer bestimmten Mannschaft?
Meine Lieblingsmannschaft war immer schon Liverpool. In Wien selbst würde ich wohl am ehesten den Sportklub als Lieblingsteam bezeichnen. Aber ich habe immer schon englischen Fußball geliebt.
Was ist Ihnen ansonsten in der Freizeit wichtig?
Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Wir gehen essen, ganz wahnsinnig gerne. Auch italienisch. Jeden Dienstag gehen wir beispielsweise gemeinsam Pizza essen. Das ist unsere gemeinsame Tradition geworden. (lacht)
Wie sieht das weitere Programm aus?
Ich feiere mit meinem ersten „Best-of-Programm“ mein 25-jähriges Bühnenjubiläum. Parallel dazu laufen aber auch noch meine „normalen“ Programme. In einem Jahr bringe ich zudem mein erstes Buch raus.
Grazie Andreas, Ci vediamo! Ciao.
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