Mauro Mittendrin
Im Gespräch mit dem Stardesigner Alexis F.Gonzalez
Alexis Fernandez Gonzalez hat ein besonderes Auge für das Ästhetische. Der gebürtige Kolumbianer, der aufgebrochen ist um den österreichischen Modemarkt zu revolutionieren hat sich jetzt mit dem bekannten italienischen Netzwerker Mauro Maloberti (Mauro Mittendrin) getroffen und dabei über die Wege, die ihn nach Wien geführt haben und einige Schicksalsschläge gesprochen.
Mauro Mittendrin:Herr Gonzalez, was hat Sie in den Fashion-Bereich und schließlich nach Wien geführt?
Alexis F. Gonzales: Ich bin gebürtiger Kolumbianer und nach Wien bin ich eigentlich durch Umwege gekommen. Denn zuerst bin ich nach Deutschland gezogen und habe dort studiert. Eigentlich war ich vom Bereich Fashion noch weit entfernt. Meine Familie ist ansonsten in den Themenfeldern Politik und Humanismus verortet. Mit Mode und dem Luxusleben gab es da wenig Berührungspunkte. Doch ich hatte immer diese Passion und es war schließlich eine ordentliche Portion Durchsetzungsvermögen nötig um diesen Weg verfolgen zu können. Studiert habe ich schließlich Fotografie und auch beim Axel Springer Verlag gearbeitet. Es war sehr nett dort, aber ich hatte das Gefühl, dass mir dort etwas fehlt. Und dann habe ich jemanden aus Wien kennengelernt.
Und so den Weg nach Österreich gefunden?
Ja, genau. Es war ein wildes Wochenende in Wien, das mein weiteres Schicksal besiegeln sollte (lacht). Ich habe mich mit diesem Mann dann öfters getroffen, wir haben uns besser kennengelernt und daraus ist schließlich eine Beziehung geworden. Mittlerweile ist er seit 20 Jahren mein Mann. In den ersten sieben Jahren führten wir allerdings eine Fernbeziehung. Doch dann bin ich schließlich endgültig nach Wien gezogen.
Sie haben ursprünglich also Fotografie studiert. Wann haben Sie sich aber dazu entschlossen Designer zu werden und in die Modewelt einzusteigen?
Das hat sich dann ergeben, als ich nach Wien gekommen bin. Als ich in Deutschland gelebt habe, war ich viel unterwegs. Ich war in Paris, London, Barcelona und vielen anderen Städten. Und in all diesen großen Städten gibt es Hotspots von einheimischen Zeichnern, nur nicht in Wien. Es gab vor zehn Jahre hier keine Strukturen, die einheimische Talente gefördert hätten. Es gab eine Fashion Week. Dort konnte man sich präsentierten, aber es fehlte eine direkte Unterstützung. Dann, als ich nach Wien kam, habe ich mich entschlossen ein Geschäft zu eröffnen und all diese Talente und Newcomer dort zu versammeln und ihnen eine passende Bühne zu geben. Die Idee war charmant, doch ich musste auch bald bemerken, dass es Tücken gab.
Welche?
Ich wurde mit der Realität der Bürokratie in Österreich konfrontiert. Sie legte doch so manche Hürde zwischen mich und meinen Traum. Es gab verschiedenste Auflagen und so musste ich schließlich erstmal Erfahrungen in der Branche machen und zwei Jahre lang als Assistent von Designern in Österreich zu arbeiten. Das war aber eine tolle Erfahrung. So habe ich auch mein Gespür für die Modewelt richtig entdeckt.
Deshalb ging es dann weiter in diese Richtung...
Mein ehemaliger Chef kam dann eines Tages zu mir und hat gemeint, dass ich dafür geschaffen sei meine eigene Linie ins Leben zu rufen. Und das habe ich vor zehn Jahren mit Runway schließlich auch gemacht. Dort am Petersplatz, wo mein erster Laden entstand, entwickelte sich eine tolle Dynamik. Es steckte unglaublich viel Arbeit dahinter. So etwas gab es in Wien noch nicht und ich habe damit begonnen dort auch Fashion Shows zu veranstalten. Doch nach fünf Jahren hat mich schließlich ein familiäres Schicksal getroffen.
Was ist passiert?
Mein Vater ist plötzlich sehr krank geworden und innerhalb von drei Jahre hat sich sein Zustand immer weiter verschlechtert, bis er schließlich gestorben ist. Diese drei Jahre haben dazu geführt, dass ich eigentlich meinen Store auflösen wollte. Das ist aber dann doch nicht passiert, sondern es kam zu einem Umzug in die Nähe meines Hauses. Das war praktischer für die Arbeit. Zufälligerweise lag hier auch ein Hotspot der Kreativität Wiens. Es waren weniger Brands und es war wichtiger das Design, welches dahintersteht. Von den Designern, die ich vertreten habe, habe ich dieses Storytelling verlangt. Ein Designer macht Produkte, um diese zu verkaufen. Zusammen mit einer Absolventin von der Modeschule haben wir schließlich eine erste, erfolgreiche Produktion entwickelt. Es war alles gut, doch dann kam Corona.
Eine schwierige Zeit auch für Ihre Branche...
Es war eine schreckliche Zeit für die meisten Menschen. Ich bin damals bewusst in mich gegangen und habe hinterfragt, was ich genau will. Nach dem Ende der Einschränkungen habe ich so meine erste eigene Show veranstaltet. Es war ein großer Erfolg, aber wiederum offenbarte sich bald wieder eine Schattenseite des Lebens.
Das Schicksal schlug also erneut zu?
Ja, es war privat eine sehr schwere Zeit. Mein Mann ist erkrankt und musste oft ins Krankenhaus usw. Deshalb war ich auch etwa ein Jahr weg von der beruflichen Schiene. Zwar ist im Hintergrund weitergelaufen, ich selbst aber hatte meinen Fokus auf anderen Dingen. Doch dann bin ich schließlich wieder auf die Fashion-Bühne zurückgekehrt und im Jahr 2023 war ich schließlich als Designer auch erstmals am Opernball vertreten.
Richten wir unseren Blick auf die Zukunft. Welchen Traum möchten Sie sich gerne noch erfüllen?
Es gefällt mir den Leuten Ängste wegzunehmen. Man braucht da auch nicht mit allen alten Konventionen zu brechen, um modern zu sein. Ich glaube mein großer Traum ist es einfach jeden Tag aufzustehen und rauszugehen und mit meiner Arbeit etwas zu bewegen. Ich lebe also quasi meinen Traum. Mein Leben hat sich drastisch verändert. Mit 16 Jahren war mir eigentlich eine politische Karriere in Kolumbien vorprogrammiert, doch jetzt bin ich hier in Wien und kann meiner wirklichen Passion nachgehen.
Welche Tipps können Sie Newcomern geben?
Egal wie kreativ man ist, es existiert schon alles. Alles ist schon da. Das Einzige, was du machen kannst um nicht in eine lächerliche Schiene abzudriften, weil das passiert sehr oft auf der Suche nach Originalität, ist sich auf zwei Sachen zu konzentrieren. Alles ist schon gemacht oder versucht, aber mach deine eigene Interpretation daraus. Aber vor allem muss man zuallererst für sich selbst definieren, ob man Designer oder Künstler sein möchte.
Was würden Sie als eine gute und was als eine schlechte Seite an sich definieren?
Ich bin ein sehr offener und kommunikativer Mensch. Aber ich brauche auch viel Zeit für mich selbst. Ich bin sehr gerne allein. Das ist aber eine gute Eigenschaft von mir würde ich sagen, diese Ausgewogenheit zwischen Selbstreflexion und Kommunikation. Als weniger gut würde ich wohl sagen, dass ich extrem sensibel bin. Oberflächlichkeit ist bei mir eigentlich nicht angesagt. Dann alles was passiert, hat seine Konsequenzen. Ich bin nicht nachtragend, aber vergessen, tue ich nie etwas.
Würden Sie sich auch als schüchterne Person bezeichnen?
Ich bin der unsicherste Mensch, den man sich vorstellen kann. Ich habe immer Angst, dass es nicht gut genug ist. Und ich habe Angst, dass das eigentlich nicht meine Bestimmung ist, Designer zu sein und ich Leute enttäusche.
Haben Sie ein bestimmtes Motto?
Ehrlich gesagt, hätte ich ein Motto bzw. einen Satz der mich täglich motiviert. Aber dann muss ich immer an meine Mutter denken. Sie hat immer gesagt: Ein Mensch, der ein Motto braucht für sein Leben, der hat gerade kein Leben. (lacht) Und das ist dann in meinem Leben halt wieder ein Widerspruch.
Grazie Alexis für das Gespräch und Ci vediamo!
Alexis Fernandez Gonzales Fashion Collection
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