Auslastung von zehn Prozent
Reisewarnungen für Wien verschärfen Lage dramatisch
Stornowellen, Reisewarnung und die zuletzt verschärften Corona-Maßnahmen der Regierung bringen die Stadthotellerie und die Flugbranche in Bedrängnis.
ÖSTERREICH. Seit der schweizer Reisewarnung für Wien und den zu Beginn der Woche verkündeten verschärften Maßnahmen für Veranstaltungen, wie Hochzeiten, stehen Stornierungen in der heimischen Hotellerie wieder an der Tagesordnung, wie die Wirtschaftskammer (WKÖ) mitteilte. Mit Bekanntwerden der deutschen und belgischen Reisewarnung für Wien hat sich die Situation in der Branche nun neuerlich dramatisch verschärft: „Es hagelt Stornierungen und Buchungen für den weiteren Herbst bleiben komplett aus,“ kommentierte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie der WKÖ die aktuelle Hiobsbotschaft für den Wiener Tourismus.
Auslastung von 10 Prozent
Zuletzt sei noch ein leichter Aufwärtstrend in der Branche erkennbar gewesen, einige Betriebe berichteten sogar von einer passablen Auslastung von 50 bis 60 Prozent im September und Oktober. Mittlerweile sei man wieder aufgrund der aktuellen Entwicklung, Absagen von Veranstaltungen, Hochzeiten und Firmenseminaren und den Stornierungen der ausländischen Gäste auf zehn Prozent gesunken. „Damit kann kein Betrieb auch nur annähernd kostendeckend geführt werden. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind einfach nur mehr verzweifelt und überlegen, ihre Betriebe wieder komplett zuzusperren,“ warnte Kraus-Winkler.
Bereits am Dienstag kündigten die Sacher-Hotels 140 Mitarbeiter. Der Rest bleibe in Kurzarbeit, wie lange bleibt ungewiss. "Wir wissen nicht, ob wir sie überhaupt wie vorgesehen zu 30 Prozent beschäftigen können. Dramatischer kann eine Situation nicht sein", so Matthias Winkler von den Sacher-Hotels. Der Umsatz werde heuer nur bei 25 Prozent von zuletzt (Vorjahr: rund 100 Millionen Euro) liegen. Kommendes Jahr würden es "vielleicht 30 bis 35 Prozent" werden.
Deutscher Botschafter: "Lage wird laufend geprüft"
Zur möglichen Dauer der Reisewarnung sagte der deutsche Botschafter in Österreich, Ralf Beste, heute gegenüber OE1: "Wenn das Infektionsgeschehen in Wien stabil unter dem Schwellenwert von 50 ist, dann werden wir das gerne anpassen". Deutschland spricht sich für regionale Reisewarnungen aus, z.B für "relativ viele Ballungsräume, Städte, Hauptstädte", wie Beste betonte. Österreich habe hingegen Reisewarnungen für ganze Länder, beispielsweise Kroatien und Schweden.
Der Botschafter plädierte dafür, nicht so sehr auf Kontrollen zu setzen, sondern auch auf Eigenverantwortung. "Wir haben keine Grenzkontrollen systematisch zu Österreich, das heißt, wenn Sie mit dem Auto einreisen, sind Sie selbst gehalten, sich entsprechend den Regeln zu verhalten." Das bedeutet konkret, man muss sich bei der Ankunft beim Gesundheitsamt melden. Stichprobenartig werde dies auch kontrolliert, merkte Beste an.
Auch Auswirkungen auf Flugverkehr
Bei der AUA beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge, sie befürchtet Auswirkungen auf den Flugverkehr. Flüge nach Deutschland seien der wichtigste Verkehr. Vor allem sei Deutschland wichtigster Handelspartner für Österreich: "Wenn Menschen nicht mehr reisen, handeln sie auch nicht mehr und das lähmt die Wirtschaft", erklärte AUA-Sprecher Peter Tier gegenüber OE1. Der Flugplan bleibe vorerst aufrecht, aber man könne nicht ausschließen, dass sich das ändert. Für Verwirrung sorge zudem die unterschiedlichen Reisevorschriften, bei denen sich niemand mehr auskennt. "Mittlerweile muss man zahlreiche Formulare im Flieger unterschrieben, abhängig der Nationalität, Abflugland sowie Zielland. Das sorgt für Chaos", kritisierte Tier.
"Konflikte mit EU nicht zielführend"
"Natürlich ist die Reisewarnung ein Schlag für den Tourismus, aber viele europäische Städte wurden mit Reisewarnungen belegt", kommentierte Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig die Situation im OE1-Radio. Man werde aber alles daran setzen, schnell von der Liste wieder wegzukommen. Von dem angekündigten Fixkostenzuschuss erhoffe er sich viel, da dieser die Hotellerie massiv unterstützen würde. Momentan liefert sich aber ÖVP- Finanzminister und Spitzenkandidat für die Wien-Wahl Gernot Blümel einen Schlagabtausch mit der EU-Kommission ob der Rechtmäßigkeit des Zuschusses. "Daher dränge ich darauf, dass es hier eine gemeinsame Linie mit der EU gibt", so Ludwig.
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