Historischer Meilenstein
Wien hat (wieder) zwei Millionen Einwohner
Wien hat nach mehr als 100 Jahren (wieder) die magische Schwelle von zwei Millionen Einwohnern überschritten. Die symbolische Zahl wurde laut Erhebungen der Landesstatistik Wien dabei bereits schon im vergangenen September geknackt. Dass die Zahl so schnell wieder erreicht wurde, soll vor allem an der Zuwanderung liegen.
WIEN. Schon lange kratzte man bereits an der magischen Zahl, lange wurde es von Expertinnen und Experten prognostiziert, jetzt ist es offiziell: Wien hat im vergangenen September die Zwei-Millionen-Einwohner-Marke geknackt!
Damit ist die Donaumetropole innerhalb der EU an fünfter Stelle der bevölkerungsreichsten Städte (hinter Berlin, Madrid, Rom und Paris). Im deutschsprachigen Raum ist Wien sogar die zweitgrößte Stadt. Doch wie kam es dazu? Um diese Frage zu beantworten, muss die Uhr um einige Jahrzehnte zurückgedreht werden.
Wien schrumpfte im 20. Jahrhundert
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundeshauptstadt mehr als zwei Millionen Einwohner hat. Schon zu Zeiten der Habsburger Monarchie wurde diese Marke überschritten. 1910 wohnten 2,08 Millionen Menschen in Wien, es war die bisher höchste Einwohnerzahl der Stadtgeschichte – danach ging es bergab.
Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts galt die Millionenstadt an der Donau als eine schrumpfende und demographisch alternde Stadt. Im Jahr 1988 verzeichnete Wien mit nur noch 1,48 Millionen Bewohnern den Bevölkerungstiefststand im 20. Jahrhundert. Seit damals steigt die Bevölkerungszahl wieder an.
Bis in die 1980er-Jahre gingen Bevölkerungsprognosen auf Basis der damaligen demographischen Entwicklungen davon aus, dass die Einwohnerzahl Wiens auch in der Zukunft weiter zurückgehen würde. Es kam anders und Wien begann wieder zu wachsen. Seit den 1990er-Jahren gibt es wieder deutliche Bevölkerungsgewinne.
Seit 2000 geht es wieder bergauf
Laut des monatlichen Bevölkerungsmonitorings der Landesstatistik Wien wächst Wien anhaltend stark seit Beginn des 21. Jahrhunderts, im Schnitt um nahezu 20.000 Menschen pro Jahr. Dadurch ist die Einwohnerzahl der Stadt seit dem Jahr 2000 um gut 400.000 Wienerinnen und Wiener gestiegen. Im zurückliegenden Jahr 2022 wurde mit +51.000 das stärkste jährliche Bevölkerungswachstum verzeichnet, seit es dazu (seit 1962) jährliche Daten gibt.
Die Wiener Geburtenbilanz (die Differenz aus Geburten und Sterbefällen) war über weite Teile des 20. Jahrhunderts negativ, wodurch Bevölkerungsrückgänge nur in Jahren mit entsprechenden Zuwanderungsgewinnen kompensiert werden konnten; wie z.B. die sogenannte Gastarbeiterzuwanderung Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er.
Seit 2004 hat Wien auch wieder eine positive Geburtenbilanz, die seitdem auch zum Gesamtwachstum der Bevölkerung beiträgt. Der überwiegende Teil des Wiener Bevölkerungswachstums der letzten Jahrzehnte ist allerdings auf Zuwanderung zurückzuführen.
Wachstum wegen Zuwanderung
Der Einfluss von Binnenmigration (die Zu- und Abwanderungen aus und in andere österreichische Bundesländer) auf die Bevölkerungsveränderung von Wien ist generell eher gering und schwankt seit Jahrzehnten zwischen leicht positiven und leicht negativen jährlichen Bilanzen. Der Großteil der positiven Wiener Gesamtwanderungsbilanz – und damit des Wiener Bevölkerungswachstums – geht also auf Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland zurück.
Auch der Krieg in der Ukraine hatte einigen Einfluss auf die Zuwächse. Das zurückliegende Jahr 2022 markierte mit einem Bevölkerungszuwachs von +51.000 ein Rekordwachstum, wobei gut die Hälfte des Jahreswachstums auf die Zuwanderung von Vertriebenen aus der Ukraine zurückzuführen war.
Zukünftige Herausforderungen
Mit rund 39 Prozent im Ausland geborener Bevölkerung ist Wien heute neben Brüssel eine der diversesten Millionenstädte der EU. Der Anteil stieg in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten bedingt durch anhaltende Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland stetig an. Serbien, Türkei und Deutschland sind heute die häufigsten Geburtsländer der nicht in Österreich geborenen Wienerinnen und Wiener.
Es ist davon auszugehen, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren weiterwachsen wird. Das führt zu weiteren Herausforderungen in Zukunft. "Auch das zukünftige Bevölkerungswachstum muss vorsorglich geplant werden um öffentliche Infrastruktur und Dienstleistungen für die Wienerinnen und Wiener auch weiterhin auf hohem Niveau anbieten zu können", wird seitens der Stadt betont. Als Planungsgrundlage dafür erstellt die Landesstatistik Wien kleinräumige Bevölkerungsprognosen. Die nächste wird im November 2023 veröffentlicht.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.