Verhandlung vertagt
Wiener Polizist wegen Amtsmissbrauch angeklagt
Am 22. Jänner fand in Wien eine Verhandlung gegen einen Polizisten statt. Er wurde wegen Amtsmissbrauch angeklagt. Die Tat war damals in einem Video von "Puls24" zu sehen. Die Verhandlung wurde vertagt.
WIEN. "Ich habe mich auf seinen Kopf gestützt und runter gedrückt", sagte der Angeklagte vor Gericht aus. Ihm zufolge war es die "einzige Möglichkeit" sich abzustützen, da er sonst hingefallen wäre.
Der Polizist David A. ist wegen Amtsmissbrauch vor Gericht geladen. Er bekennt sich "nicht schuldig" und verweigerte die von der Opfervertretung verlangte Summe von 100 Euro an Schmerzensgeld. Der Vorwurf: Im Mai 2023 habe er den Kopf des 19-jährigen C. mehrmals auf den Boden geschlagen, wodurch dieser eine blutende Wunde unterhalb des rechten Auges erlitt. Damals kursierte ein Video des Mediums "Puls24" im Netz, dass den Tatbestand filmte und auf dem eine Blutlache neben dem Kopf des 19-Jährigen zu sehen ist.
Zu einer Urteilsverkündung kam es nicht. Die Verhandlung wurde auf den 21. Februar vertagt.
"Kopf dreimal auf den Boden geschlagen"
Der 34-jährige Polizist war am Tag der Handlung wegen eines Mordfalls auf der Simmeringer Hauptstraße tätig. Im Zuge dessen wurde großräumig der Bereich abgesperrt. Knapp hinter den Absperrungen habe sich ein Bankomat befunden, den der 19-jährige C. aufsuchen wollte. Als dieser von einem weiteren Polizisten nicht durchgelassen wurde, soll er "Behinderte" gesagt haben. So sagt es der Polizist aus, der als Zeuge geladen war.
"Daraufhin wollte er meinen Ausweis sehen", so der 19-Jährige, der ebenfalls als Zeuge geladen war. Nachdem er dies verneint habe und eigenen Angaben zufolge "passiven Widerstand" leistete, warf der Polizist ihn zu Boden. Diese Szenen waren auch in einem Video dokumentiert, das als Beweislage vorgelegt wurde. Mehrere Polizisten liefen dazu und drückten den laut schreienden jungen Mann auf den Boden. Auch der Angeklagte kam hinzu. "Ich habe noch geschrien 'was soll das', das hat wahrscheinlich den Beamten dazu gebracht, mich leise zu stellen, in dem er meinen Kopf dreimal auf den Boden geschlagen hat", so C.. "Man sieht hier, dass aus einer Emotion heraus völlig massiv der Kopf des Opfers auf den Boden gedonnert wurde", beschreibt die Staatsanwältin die Situation.
Polizist sieht keine andere Möglichkeit
Aus Sicht des Angeklagten verlief die Situation ein wenig anders. C. habe eine dicke Daunenjacke getragen, die aus der Sicht des Polizisten verdächtig war. Als der 19-Jährige dann am Boden fixiert wurde, habe der Polizist die Sorge gehabt, C. würde in seine Jacke greifen, weswegen er seine Hand "fixieren musste". Aus Sorge zu fallen, habe er sich am Kopf des 19-Jährigen abstützen müssen. Für ihn hätte es keine andere Möglichkeit gegeben, so der Angeklagte.
Erneut wird eine Videoaufnahme als Beweismittel abgespielt, diesmal aus einer anderen Perspektive als das vorherige. "Und jetzt haben wir ihn unter Kontrolle", sagt der Polizist am Ende des Videos. "Wenn ich ihn zam schlag, liegt er a", hört man aus dem Publikum.
Neben dem Opfer waren sieben weitere Zeugen geladen - fünf davon waren Polizisten. Jene, die zusammen mit dem Angeklagten das Opfer auf den Boden drückten. Dass David A. den Angeklagten mit dem Kopf auf den Boden geschlagen hätte, habe keiner der geladenen Polizisten mitbekommen. Die Staatsanwaltschaft merkt an, dass zwar die fünf Polizisten vorgeladen worden waren, nicht aber der Inhaber des Imbissstandes, der den Tatvorgang gefilmt hatte. Sie beantragt auch diesen als Zeugen vorzuladen. "Mir fehlt die Verhältnismäßigkeit", fügt sie hinzu. Neben dem ist eine weitere Zeugin krank. Aufgrund dieser weiteren Zeugin wird dem Beweisantrag Folge gegeben und die Verhandlung vertagt.
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