Recht auf Loyalität
Altbürgermeister Michael Häupl ist "Team Pam"
In einem Doppelinterview sprechen Altbürgermeister Häupl und die momentane SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner über den Dreikampf um die SPÖ-Führungsspitze.
WIEN. Bei einem Spritzwein sprechen Altbürgermeister Michael Häupl und SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner in einem Interview mit dem Standard über den Kampf um die Führungsspitze der SPÖ. Ganz klar zeigt sich Häupl hier loyal zu Rendi-Wagner.
"Ich bin für die Pam, weil eine gewählte Parteivorsitzende ein Recht auf Loyalität hat", so Häupl, "Und ich sehe keinen einzigen inhaltlichen Grund, warum ich ihr diese verweigern sollte. Keinen einzigen." Von Konkurrent Andreas Babler habe Häupl schon programmatische Aussagen gehört, die er kenne und überwiegend teile – bei Hans Peter Doskozil sei das keineswegs der Fall.
Die beiden Konkurrenten, die sich um Rendi-Wagners Platz an der Parteispitze bemühen, haben Touren durch Österreich geplant, um die Wähler für sich zu gewinnen. Nur bei Rendi-Wagner scheinen derartige Aktionen auszubleiben. "Ich bin Parteivorsitzende und habe Verantwortung", begründet sie dies. Trotz Mitgliederbefragung und Parteitags könne die politische Arbeit nicht stillstehen. "Da kann man nicht die Stopptaste drücken, um einen Wahlkampf zu machen."
Die Linie der SPÖ
Gegner Rendi-Wagners werfen ihr vor, dass man nicht wisse, wofür die SPÖ unter ihrer Führung stehe. Das kann sie nicht verstehen. Gerade in Zeiten wie diesen stünde die SPÖ für die Bekämpfung der Teuerungen und ein leistbares Leben für alle.
"Ich bin für die gerechte Verteilung von Vermögen; für die Sicherstellung und Weiterentwicklung des Gesundheits- und Pflegewesens, für Chancengerechtigkeit, den Ausbau der ganztägigen Gratiskinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr und ganztägige Schulen in ganz Österreich", zählt Rendi-Wagner auf. Sie stehe auch für eine Politik, die sich mit der Zukunft befasse. Die nächsten 20 Jahre seien geprägt von der großen Herausforderung der Energiewende, die auch eine zutiefst soziale Frage sei.
Für Millionäre, so fügt Häupl hinzu, seien sie keine Partei. "Die brauchen keine Chancengerechtigkeit. Die können sie sich kaufen", ergänzt Rendi-Wagner.
Kein Mensch ist illegal?
Auch beim Thema Flucht und Migration behauptet Rendi-Wagner, sehr wohl eine klare Position zu vertreten. "Wir haben eine ganz klare Linie – nämlich bizarrerweise das Kaiser-Doskozil-Papier. Das gibt eine eindeutige Marschrichtung vor. Die gilt für Hans Peter Doskozil, für Andreas Babler und für mich."
Auch die SPÖ sei allerdings, so Häupl, gegen illegale Migration und Zuwanderung. "Wenn ich eine Party veranstalte bei mir im Wohnzimmer, möchte ich wissen, wer kommt", veranschaulicht er. Auf die Frage, ob ein Mensch illegal sein kann, antwortet Pamela Rendi-Wagner indirekt: Geht es um Unterschiede zwischen ihr und Doskozil, so erinnere sie sich daran, dass er sich 2020 gegen die SPÖ-Linie und die Aufnahme von Kindern aus Moria stellte. "Das war heftig. Die Sozialdemokratie ist nicht nur der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet, sondern auch der Humanität."
Freund oder Feind
Viele Mandate der SPÖ sind gegenwärtig Anhänger der Konkurrenz. Sollte Rendi-Wagner Parteichefin bleiben, bleibt die Frage, wie sie damit umgeht. "Ich werde tun, was ich schon immer gemacht habe: meine Hand zur Mitarbeit ausstrecken, alle mitnehmen und niemanden ausschließen. Es wird funktionieren, wenn alle bereit sind."
Ganz klar ist Rendi-Wagner gegen eine Ampelkoalition. Und schon gar nicht würde sie mit der FPÖ zusammenarbeiten: "Mit einer menschenverachtenden, rechten Ideologie hat die SPÖ nichts am Hut. Das ist unverhandelbar."
Bei der ÖVP sieht das schon etwas anders aus. Es gäbe da die, die von Sebastian Kurz übergeblieben wären und "das wirklich Böse" wären, sagt Häupl geradeheraus. Aber es gäbe auch christlich-soziale, die die katholische Soziallehre anerkennen würden. Diese wären als Partner nicht auszuschließen.
Wien-Bashing rückschrittlich und kindisch
Auch zu gehässigen Kommentaren von allen Seiten äußert sich Rendi-Wagner. Jeder habe das Recht, Kritik zu üben, aber: "Wenn ich jetzt Sachen höre vom 'Kasperltheater' bis zur 'elitären Blase', dann schadet das uns allen." Häupl schließt sich an: "Auch das Wien-Bashing halte ich für rückschrittlich und kindisch"
Sollte Rendi-Wagner die Abstimmung verlieren, verlässt sie die Politik. Einen Plan B hat sie nicht, da sie gerade ihr ganzes Herzblut in die Politik stecke. Häupl schließt ein eigenes Comeback definitiv aus "Ehrlich gesagt, nach dem, was wir zuletzt erlebt haben, geht mir die Politik in keinster Weise ab."
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