Arbeiterkammer-Umfrage
Ein Drittel der Arbeitnehmer in Wien hat 12-Stunden-Tage
30 Prozent der Wiener Unternehmen nützen die Möglichkeit zum 12-Stunden-Tag. Arbeitsmediziner und die Arbeiterkammer warnen vor arbeitsbedingten Erkrankungen.
WIEN. Das Arbeitszeitgesetz führt laut einer Sora-Umfrage im ersten Halbjahr 2019 zu längeren Arbeitszeiten: 31 Prozent der Arbeitnehmer in Wien sagen demnach, dass sie vom 12-Stunden-Tag betroffen sind. Jeder Zweite (52 Prozent) gibt an, unter wachsendem Druck am Arbeitsplatz zu leiden. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl fordert deshalb: „Wir brauchen dringend eine Arbeitszeitverkürzung. Die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und die 4-Tage-Woche sind dazu ein erster wichtiger Schritt.“
Bestätigt wird das Ergebnis der Sora-Umfrage durch eine kürzlich von Deloitte Österreich, der Universität Wien und der Universität Graz veröffentlichte Umfrage unter 214 Führungskräften und Personalchefs: Die Möglichkeit eines 12-Stunden-Arbeitstages in der Gleitzeit wird bereits von 30 Prozent der Unternehmen genutzt. AK-Präsidentin Renate Anderl: „Das heißt, in 30 Prozent der Unternehmen kann 12-Stunden am Tag ohne Überstundenzuschläge gearbeitet werden – dabei hat die Regierung bei der Einführung versichert, dass Überstundenzuschläge bleiben.“
"Müssen über Arbeitszeitverkürzung diskutieren"
„Vollzeitbeschäftigte arbeiten im Schnitt 41,2 Stunden die Woche, 43 Millionen Über- und Mehrstunden werden nicht bezahlt. Wir reden da von einer Milliarde Euro im Jahr“, kritisiert Anderl in Bezug auf ganz Österreich. „Wir brauchen weniger Arbeitsdruck. Wir müssen ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung diskutieren, das ist es auch, was die Beschäftigten wollen.“
Die Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin warnt davor, dass es durch die Ausweitung der täglichen, wöchentlichen und jährlichen Höchstarbeitszeit zu mehr arbeitsbedingten Erkrankungen kommen wird. Die Gesellschaft hat daher einen Leitfaden zur Beurteilung langer Arbeitszeiten erarbeitet und gestern, 3. Oktober, präsentiert. "Zentrale Folgewirkung langer Arbeitszeiten ist Ermüdung", erklärt ÖGA-Präsident Erich Pospischil. Das führe zur "Abnahme der Arbeitsfreude, Veränderung der Motivationsstruktur und natürlich auch Veränderung des Funktionsgefüges der Persönlichkeit", so Pospischil.
Hier geht es zur Website der AK Wien: www.wien.arbeiterkammer.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.