Flüchtlinge: Auch ohne Züge ist der Westbahnhof die Drehscheibe
Am Westbahnhof war die Situation heute Nachmittag ruhig. Wie es in der Nacht wird, ist noch ungewiss.
Voll, aber ruhig, so konnte man am Montagnachmittag die Situation am Wiener Westbahnhof beschreiben: "Es befinden sich derzeit etwa 800 Flüchtlinge am Bahnhof", schätzt Patrick Maierhofer, Pressesprecher der Polizei. Da die Zugverbindung aus Ungarn unterbrochen ist, kommen natürlich entsprechend weniger an, da nach Deutschland wenige bis keine Züge verkehren, fahren auch weniger weiter. "Die Stimmung ist nach wie vor sehr gut, was wir vor allem der vorbildlichen Arbeit aller Beteiligten verdanken", sagt Maierhofer.
Hilfe aus dem Einkaufswagerl
Die Caritas organisiert nach wie vor die Versorgung der Flüchtlinge, und ist dabei auf Sachspenden und freiwillige Helfer angewiesen. Einer von ihnen ist Manfred, der mit einem Einkaufswagerl voller Bananen am vollen Bahnsteig entlangfährt und seine Ware nach links und rechts anbietet. "Wir haben ein mittleres Niveau, keinen Stress", meint er.
Spenden sammeln statt urlauben
Das erste Mal da ist heute Brigitte, die mit einem Caritas-Leiberl am Kopfende der Bahnsteige steht und eine Spendenbox in der Hand hält. Im 10-Sekunden-Takt werfen Passanten 10- und 20-Euro-Scheine hinein, "die Hilfsbereitschaft ist überwältigend", meint sie. Die Tirolerin ist eigentlich nur zu Besuch auf Wien, hat sich aber dann gedacht: "Entweder ich sitze im Café oder ich bin hier, und ich habe mich dann fürs Herkommen entschieden."
Viel mehr als 5.000 Schlafstellen gibt es nicht
Obwohl am Bahnhof selbst Ruhe herrscht, könnte sich die Situation heute Nacht verschlechtern: "Gestern haben 5.000 Flüchtlinge in Wien übernachtet, die Quartiere sind in ganz Wien verteilt", erzählt Patrick Maierhofer. Wie es heute wird, ist noch nicht klar: "Wir wissen nicht, wie viel Platz noch in den Quartieren ist, wie viele wirklich noch aus Ungarn kommen. 5.000 Betten ist schon Richtung Grenze, ich glaube viel mehr kann Wien nicht mehr aufnehmen." Die Folge? "Es kann passieren, dass in den nächsten Tagen Menschen am Bahnhof schlafen müssen. Dass es sich einfach nicht ausgeht. Gottseidank haben wir das bis jetzt noch nicht gehabt."
Alle Fotos: Conny Sellner
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