Gewaltschutznetz in Wien
Neues Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen
Unter dem Titel "Wege in ein gewaltfreies Leben" informierte Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) gemeinsam mit den Wiener Frauenhäusern, dem AMS und der Männerberatung über den Ausbau des Gewaltschutznetzes in Wien.
WIEN. Nachdem Ende 2022 das fünfte Wiener Frauenhaus eröffnet wurde, konnte ein älteres, bestehendes Frauenhaus für ganz besondere Zwecke renoviert werden. Das "neue" Frauenhaus für junge Mädchen und Frauen bietet Platz für 28 Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren. "Wir bauen das Gewaltschutznetz weiter aus. Das neue Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen richtet sich ganz nach ihren Bedürfnissen. Ziel ist es, ihnen wieder Sicherheit zu geben – ein Zuhause und ein Dach über dem Kopf", so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).
Mit Anfang 2023 sind die ersten Bewohnerinnen eingezogen – Zeit für Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser, und Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, einen Einblick in den Alltag der jungen Schutzbedürftigen zu geben. "Im Jahre 1978 wurde das erste Frauenhaus in Wien eröffnet. Seit damals hat sich das Angebot stetig erweitert, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Wir haben derzeit fünf Frauenhäuser in Wien und damit Platz für insgesamt 228 Frauen und ihre Kinder. Es freut mich sehr, dass wir heute unser neues Haus für junge Mädchen und Frauen präsentieren können", so Ludwig-Faymann.
Schutz für 16- bis 25-jährige Frauen
Dabei wurde bewusst ein kleineres Haus gewählt, da die junge Zielgruppe besondere Zuwendung benötigt. "Die jungen Frauen brauchen Begleitung in der Alltagsbewältigung", sagt Brem. Der Tag beginnt mit einer Gemeinschaftsrunde, wo man mit den jungen Frauen die Tagesstruktur durchgeht. Auch allgemeine Themen – wie der Umgang mit Geld, Sicherheit und Cybergewalt – werden hier besprochen. "Gerade der sichere Umgang mit sozialen Medien ist bei jungen Frauen ein wichtiges Thema, da sich dort die Gefährdungen drastisch erhöhen", weiß Brem.
Auch wöchentliche Hausversammlungen gibt es, wo man über das Zusammenleben spricht. Diese finden im Freien statt, bei Spaziergängen. "Wir haben teilweise Mädchen, die sehr kontrolliert wurden und auf der anderen Seite welche, die sehr verwahrlost sind. Dementsprechend müssen wir diese Gruppe gut zusammenführen und das gelingt beim Gehen besser, als wenn man ständig nur im Sesselkreis sitzt", so Brem.
Anti-Gewalt-Programm der Männerberatung
Schon seit vielen Jahren arbeiten die WienerFrauenhäuser mit der Männerberatungsstelle zusammen. Neu ist die Kooperation bei sogenannten Klärungsgesprächen. Hier treffen Frauen auf ihre Ex-Partner, wenn es noch etwas zu besprechen gibt. Dabei geht es um Trennung, Obsorge, Scheidung und Ähnliches. Damit Frauen hier nicht in eine erneute Gewaltsituation geraten, finden diese Gespräche jetzt zu viert statt. Hier führen ein Berater der Männerberatung und eine vom Frauenhaus mit dem Ex-Paar das Gespräch.
Neu hinzugekommen ist ebenso die Zusammenarbeit bei den Anti-Gewalt-Trainings. Dabei hat die Beratungsstelle für Frauen der Wiener Frauenhäuser die unterstützende Beratung für Partnerinnen und ehemalige Partnerinnen übernommen, deren Partner bzw. Ex-Partner das Anti-Gewalt-Programm der Männerberatung Wien besucht. Die Frauen werden dabei über Ziele, Inhalte und Grenzen des Anti-Gewalt-Trainings informiert und bekommen unterstützende Beratung.
Zusammenarbeit mit dem AMS
Um Frauen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, braucht es auch finanzielle Unabhängigkeit. Hier haben die Frauenhäuser gemeinsam mit dem AMS seit 1. November 2022 ein Projekt gestartet. Unter dem Motto "Perspektive:Arbeit – Empowerment für gewaltbetroffene Frauen" werden in einer eigenen Beratungsstelle betroffene Frauen auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. "Uns als Arbeitsmarktservice ist es ein großes Anliegen, dass Frauen eigenständige Einkommen generieren", so Petra Draxl, Landesgeschäftsführerin des AMS Wien.
Damit betroffene Frauen den Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit schaffen, braucht es eine intensive Unterstützung. Zuerst wird eruiert, welche Kompetenzen und Berufserfahrungen die Frauen mitbringen. In der zweiten Phase werden sie durch Schulungen und Coachings auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Beim Arbeitseintritt werden sie weiter betreut, damit es mit dem Job auch klappt. Aktuell befinden sich 29 Frauen in diesem Programm.
Hier bekommst du Hilfe
2022 fanden 624 Betroffene und 640 Kinder bei den Wiener Frauenhäusern Schutz. Neben den fünf Frauenhäusern gibt es 54 Übergangswohnungen für jene, die nicht mehr den Schutz und die Sicherheit des Frauenhauses benötigen, aber noch nicht in der Lage sind, selbständig in einer eigenen Wohnung zu leben.
Ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Wiener Frauenhäuser ist die Beratungsstelle, erreichbar unter der Telefonnummer 01/512 38 39. Allein 2022 gab es mehr als 20.000 Kontakte. Der Notruf unter der Nummer 05/7722 ist rund um die Uhr erreichbar.
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