#YesWeCare in Wien
Tausende Menschen bei Lichtermeer für tote Ärztin
Am Stephansplatz gedachten tausende Menschen der in den Tod getriebenen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr. Ihr Tod hatte im ganzen Land eine Welle der Betroffenheit ausgelöst. Auch die Glocken des Stephansdoms läuteten zu ihrem Gedenken.
WIEN. Am Montagabend fanden sich ab 20 Uhr tausende Menschen am Stephansplatz ein, um der verstorbenen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr zu gedenken. Um 20.45 Uhr läuteten bei der Mahnwache auch die Glocken des Doms. Das hatte Dompfarrer Toni Faber, der auch selbst vor Ort war, veranlassen lassen.
Zeitgleich mit dem Läuten der Domglocken entzündeten die Teilnehmenden selbstmitgebrachte Kerzen oder ließen ihre Handys aufleuchten. Das Lichtermeer wurde von Daniel Landau, Initiator der #YesWeCare-Bewegung, organisiert. Nach dem stillen Gedenken stimmten die Menschen mehrere Lieder an, darunter das Protestlied „We Shall Overcome“.
Prominente Teilnehmer
Neben der Zivilbevölkerung nahmen auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten am Lichtermeer am Stephansplatz teil. Darunter etwa der ehemalige SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger, Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschoberr (Grüne) und Seniorenbund-Obfrau Ingrid Korosec. Auch aus Medizin und Wissenschaft gab es zahlreiche Teilnehmer.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) konnte nicht teilnehmen. Er hält sich derzeit in Singapur auf um für die Stadt Wien den „Lee Kuan Yew World City“ Award entgegenzunehmen. Ludwig meldete sich jedoch auf Twitter zu Wort und mahnte, man dürfe Hass und Intoleranz keinen Raum in der Gesellschaft geben.
Neben der Mahnwache in Wien gab es im ganzen Land weitere Gedenkveranstaltungen, etwa in Graz, Linz, Wels und Steyr. Bundespräsident Alexander Van der Bellen legte vor der Praxis Kellermayrs in Oberösterreich Blumen nieder.
Kritik an Polizei und Staatsanwaltschaft
Die oberösterreichische Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr war vor wenigen Tagen tot in ihrer Praxis aufgefunden worden. Sie hatte zuvor monatelang von Impfgegnern und Corona-Leugnern Hassnachrichten und Morddrohungen erhalten. Lange leistete die engagierte Ärztin Widerstand, ließ ihre Praxis umbauen und engagierte eine Securityfirma um ihre Mitarbeiter und sich selbst zu schützen. Geholfen hat es nichts, vor wenigen Wochen schloss Kellermayr ihre Praxis.
Von der oberösterreichischen Polizei und der Ärztekammer Oberösterreich erhielt sie kaum Unterstützung. Diese hätten sie nicht ernst genommen, wie sie auf Twitter berichtete. Seit Kellermayrs Suizid stehen Polizei und Staatsanwaltschaft in der Kritik. Sie hätten zu wenig getan, um die Täter auszuforschen und Kellermayr zu schützen. Eine Obduktion wurde nicht angeordnet.
Hier gibt es rund um die Uhr Hilfe
Wenn du selbst Hilfe benötigst oder jemanden kennst, der Suizidgedanken hat, wende dich bitte umgehend an diese Stellen:
Telefonseelsorge
Tel.: 142, täglich 0-24 Uhr
www.telefonseelsorge.at
Kriseninterventionszentrum Wien
Tel.: 01/406 95 95, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
www.kriseninterventionszentrum.at
Sozialpsychiatrischer Notdienst
Tel.: 01/313 30, täglich 0-24 Uhr
www.psd-wien.at
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