Keine Finanzierung
Überraschung: "Alles Gurgelt" in Wien vor dem Aus
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch verkündete der Bund weitgehende Lockerungen bei den Coronamaßnahmen – auch die Gratis-Testungen wurden dabei in Frage gestellt. Für Wien bedeutet dies, dass das Programm "Alles Gurgelt" eventuell nicht weitergeführt werden kann.
WIEN. "Viele Expertinnen und Experten raten auch beim Testen zu einem Paradigmenwechsel", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bei der Pressekonferenz der Bundesregierung am Mittwoch. Hier verkündeten ÖVP und Grüne weitgehende Lockerungen bei den Coronamaßnahmen – die BezirksZeitung berichtete.
Dabei ging es auch um die österreichische Teststrategie. Bis Ende März wolle der Bund ein niederschwelliges, kostenloses Testangebot in Österreich noch gewährleisten, so Mückstein. Aufsehen erregte dann aber ein Nachsatz des Gesundheitsministers: "Ungerichtetes Testen, insbesondere von vollimmunisierten Menschen, muss hinterfragt werden." Heißt konkret: man will nun prüfen, ob das Gratistestangebot in dieser Form weiter betrieben werden soll.
Auswirkungen auf "Alles gurgelt"
Nach der Konferenz der Bundesregierung gab auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ein Statement ab. Er betonte hier die Wichtigkeit des Testens in Wien: "Wir haben in Wien, wie ich meine, ein sehr gutes, auch international renommiertes, Testsystem unter dem Titel 'Alles gurgelt' aufgebaut."
Das System hätte laut Ludwig auf verschiedenen Ebenen geholfen. Einerseits hätte man Infizierte etwa frühzeitig erkannt und so viele Ansteckungen verhindert. Dadurch hätte man auf verschiedenen Ebenen Geld gespart, wie etwa beim Wiener Gesundheitssystem: etwa 38 bis 42 Millionen Euro hätte man hier sparen können. Außerdem betonte Ludwig die Sicherheit, die das Testen vielen Wienerinnen und Wienern bietet: "um sicher zu sein, was die eigene Person betrifft, aber auch sicher zu sein, um andere Menschen nicht zu identifizieren".
Kosten im dreistelligen Millionenbereich
Deshalb möchte Ludwig das System gerne fortführen – doch das kann er nur mithilfe der Finanzierung des Bundes. " Wenn der Bund sich entschließt, das nicht weiterzuführen, dann werden wir das beenden müssen", so der Wiener Bürgermeister. Insgesamt gehe es um einen dreistelligen Millionenbetrag, den "Alles gurgelt" kosten würde. Selbst werde die Stadt Wien diesen Aufwand nicht übernehmen.
Lifebrain-Labor müsste Stellen abbauen
Das Liefbrain-Labor, dass im Auftrag der Stadt Wien die "Alles gurgelt"-Testungen durchführt, müsste in diesem Fall natürlich massiv abbauen. Das sagte Lifebrain-Chef Michael Havel in einem APA-Interview. „Wir würden die gesamte Struktur redimensionieren müssen”, so der Geschäftsführer.
Das Unternehmen ist in den letzten beiden Jahren stark gewachsen. Wird das Gratistesten komplett eingestellt, würden von den 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen 1.200 ihren Arbeitsplatz verlieren – das sind also drei Viertel der Belegschaft. Das wär wirklich schrecklich – alle sind gut ausgebildet und motiviert”, sagt Havel.
Zusätzlich würde man von den derzeit fünf Pavillions auf der Baumgartner Höhe drei auflassen und sich auf zwei Standorte zurückziehen. „Das ist leider Gottes die Realität", so Havel.
Ob dies alles Wirklichkeit wird, ist aber noch unklar – Michael Ludwig sagte, er wolle beim Bund jedenfalls für eine Fortsetzung der Gratis-Testungen werben.
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