Von Abriss bis Verfall
Was ist unser Wiener Stadtbild eigentlich wert?
- Wiener Bauordnung: Welche Rolle spielt der Schutz unseres Stadtbildes tatsächlich und wann werden Schlupflöcher endlich geschlossen?
- Foto: Regionalmedien Wien
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Trotz der reformierten Bauordnung in Wien seit 2018 werden laufend Fälle bekannt, wo Gründerzeithäuser abgerissen werden. Welche Rolle spielt also der Schutz unseres Stadtbildes tatsächlich und wann werden Schlupflöcher endlich beseitigt?
WIEN/LANDSTRASSE. Der Erhalt von geschichtsträchtigen Häusern scheint im 3. Bezirk nicht gerade Priorität zu haben. So begann das Jahr 2022 mit dem Abriss des Gründerzeithauses in der Radetzkystraße. Auch Abbrucharbeiten beim Hotel Roter Hahn auf der Landstraßer Hauptstraße sorgten kurzzeitig für Aufregung.
Der neueste Fall dreht sich um die Villa Mautner-Jäger. Hier wird es zwar keinen Abriss geben, aber seit Jahren verfällt sie. Nun soll sie saniert werden, wie eine Recherche der BezirksZeitung ergab. Diese Sanierung wurde aber erst nach mehrmaligen Aufforderungen und Verfahren durch die Baupolizei erreicht.
- Radetzkystraße 24–26: Das dreiseitige Zinshaus wurde 1847 gebaut. Im Jahr 2022 hieß es "Abriss!".
- Foto: Sylvia Riemer
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Reformen scheitern am Willen
Die Wiener Architektur ist weltberühmt; trotzdem werden laufend Bauten abgerissen oder dem Verfall überlassen. Seit 2018 kann der Abbruch von vor 1945 erbauten Häusern abgewendet werden, doch diese Regel lässt sich umgehen, wie die Praxis zeigt. Auch die Sanierung der Villa konnte jahrelang vom Eigentümer hinausgezögert werden, obwohl hier Denkmalschutz und Schutzzone gelten. An diesem Beispiel zeigt sich, wie wenig Macht die Behörden haben, denn die Baupolizei hat schon 2019 die Behebung der Schäden erlassen.
Finanzielle Anreize für die Renovierung historischer Gebäude fehlen. Zudem lassen sich viele historische Gebäude nach dem Denkmalschutzgesetz gar nicht schützen, so wie es formuliert ist. Solange der Abriss günstiger ist als eine Renovierung oder Revitalisierung, braucht man auch nicht auf selbstlose Taten seitens der Eigentümer hoffen. Die Wiener Stadtregierung könnte die Bauordnung und Abbruchverfahren durchaus reformieren und Schlupflöcher beseitigen – wenn sie wollen würde. Um das zu erreichen, sollten sich aber auch die Bezirke dafür einsetzen, sofern ihnen unser Wiener Stadtbild am Herzen liegt.
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