So geht Wien
„Zwei Millionen Einwohner sind historisch!“ - oder nicht?
Wenn die Stadt zu groß, zu laut und einfach zu viel ist: Seit Kurzem zählt Wien mehr als zwei Millionen Einwohner, so viele wie nie zuvor - oder etwa doch? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Bundeshauptstadt schon eimal so groß und vielfältig war.
WIEN. Geht’s Ihnen auch manchmal so? – Es ist zu viel von allem: zu viele Menschen in der U-Bahn, im Bus, in den Geschäften, im Park. Zu viele Sprachen, die man nicht einmal ansatzweise versteht, zu viele Botschaften, die man nicht entschlüsseln kann. Zu viele laute Gespräche, zu viele Selfies und die ätzende Angewohnheit, das Handy in der Öffentlichkeit auf Lautsprecher zu stellen. Manchmal ist es zu viel von all dem und die Sehnsucht nach der Ruhe in … ja wo eigentlich?
Großstadt-Getümmel: Kein neues Phänomen
Wenn Sie sich Filme und Fotos aus Wien um 1900 anschauen, dann sind zumeist noch viel mehr Menschen auf den Straßen zu sehen und das Gedränge und die Lärm-Kulisse möchte man sich gar nicht vorstellen. Wien hatte um 1900 ungefähr so viele Einwohnerinnen und Einwohner wie heute, mindestens ein Viertel kam aus Böhmen und Mähren, wobei die meisten Menschen nicht Deutsch, sondern Tschechisch sprachen. Aus der Bukowina (heute Ukraine und Rumänien) und aus Galizien (heute Polen und Ukraine) kamen ungefähr 10 Prozent der neuen Bevölkerung. Wie sagt man in so einer Situation: ein Schmelztiegel!
Es gab mehrere Gründe, warum die Bevölkerungszahl so explodierte. Zum einen wurde die Kindersterblichkeit deutlich geringer und viele einst tödliche Krankheiten konnten geheilt werden. Zum anderen erforderte die zunehmende Industrialisierung eine Liberalisierung des Arbeitsmarkts.
Und auch die Landflucht spielte eine große Rolle. So kamen viele Dienstboten, ungelernte Lohnarbeiter- und arbeiterinnen, aber auch aufstrebende junge Intellektuelle sowie Studenten und all das führte zu der Aufbruchsstimmung, die heute noch für den Wien-Tourismus und unser Kulturgut eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Schluss mit dem Jammern!
Freuen wir uns über unsere vielfältige Stadt, über die vielen Sprachen, die hier gesprochen werden und die man ja auch jederzeit selber lernen kann! Freuen wir uns über die Unterschiede, denn das Gegenteil von Vielfalt ist vermutlich Einfalt! Und Aufbruchsgeist wäre schön, den vermissen wir! Die Politik ist gefordert und wir erwarten uns das auch. In diesem Sinne: auf ein neues gutes Jahr in Wien!
Wenn Sie sich für die Entwicklung Wiens genauer interessieren, dann können die historischen Stadtpläne anregend sein. Sie finden Sie hier.
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