Zu schnell, zu schwer
Stadt Wien will E-Mopeds von Radwegen verbannen
Die Stadt Wien ortet eine "massive Zunahme" von E-Mopeds, die sich auf den Radwegen drängen. Diese seien "zu schnell, zu schwer" und würden daher die Verkehrssicherheit gefährden. Vor allem Essenszulieferer sollen vermehrt damit unterwegs sein.
WIEN. Immer mehr E-Mopedfahrer – vor allem Essenszusteller – nutzen das großzügige Radwegangebot in Wien. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) dürften sie das auch, sind sie doch dem Fahrrad gleichgestellt, wenn die Vehikel eine Bauartgeschwindigkeit bis 25 km/h haben sowie 600 Watt Maximalleistung nicht übersteigen.
Der Stadt Wien, die von einer "massiven Zunahme" kennzeichenloser E-Mopeds auf den Radwegen spricht, sind diese aber bereits länger ein Dorn im Auge. Zufallsmessungen vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im Februar ergaben, dass besonders E-Mopeds oft sehr viel schneller unterwegs als die erlaubten 25 km/h seien.
So wurden auf dem Rad-Highway in der Lassallestraße (kein Gefälle) bei 50 Prozent der E-Mopeds mehr als 26 km/h und bei 15 Prozent Gefälle mehr als 34 km/h gemessen.
Experten teilen Bedenken der Stadt
"Man sieht klar, dass die extra breiten Radwege derartige E-Gefährte zu immer schnellerem Fahren animieren, was aber definitiv nicht in unserem Sinne ist: Die Radwege sind dazu da, dass sich Radfahrende sicher und bequem durch die Stadt bewegen können", macht Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) einmal mehr deutlich.
Neben dem KFV teilt auch Verkehrs-Experte Harald Frey die Sorge der Stadträtin. So bestätigt der Verkehrsplaner vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien einen gestiegenen Nutzungsdruck am Radweg. "In den letzten Jahren gab es einen massiven Anstieg an voll motorisierten Fahrzeugen wie E-Mopeds. Auch der Grad der Motorisierung und das Gewicht dieser Gefährte hat massiv zugenommen", sagt Frey.
So hätten sich in den letzten Monaten insbesondere kennzeichenlose E-Mopeds etwa von Essenszustellern auf die Radwege gedrängt. "Gerade E-Mopeds beeinträchtigen jedoch vor allem aufgrund ihres Gewichts bzw. ihrer Fahrdynamik das subjektive wie objektive Sicherheitsgefühl am Radweg massiv", so Frey weiter. Weil ein durchschnittliches, kennzeichenloses E-Moped 70 bis 80 Kilo auf die Waage bringt – exklusive Fahrer und Ladung – würden mögliche Unfälle laut dem Experten dadurch gefährlicher werden.
Forderung an Bund
Angesichts der Kombination aus "zu schwer" und "zu schnell" fordert Sima eine rechtliche Differenzierung der Fahrzeuge wie in Deutschland. Kleinkrafträder, also wie jene der Essenszusteller, dürfen in Deutschland nicht am Radweg fahren. Sie brauchen unter anderem eine Zulassung, ein Kennzeichen und müssen auf der Fahrbahn fahren.
"Es kann keine einheitliche Regelung für Fahrräder, E-Scooter und E-Mopeds geben", so die Stadträtin. Ein Positionspapier, das gemeinsam vom Verkehrsplaner Frey und der Stadt Wien erarbeitet wurde, soll die Basis für konkrete Forderungen für eine Neuregelung auf Bundesebene bilden.
So fordert man im Papier eine Unterscheidung zwischen Fahrrädern, E-Kleinstfahrzeugen (z.B. E-Scootern) und Kleinkrafträdern (z.B. E-Mopeds). Für Letztere müsse die Benützung am Radweg untersagt werden. Dazu pocht man auf eine Gewichtsbeschränkung von Fahrzeugen, die auf Radwegen unterwegs sein dürfen: maximal 60 Kilo Leergewicht.
Außerdem soll es eine Beschränkung der Bauartgeschwindigkeit für E-Kleinstfahrahrzeuge von maximal 20 km/h geben, sofern sie für die Benützung auf Radfahranlagen vorgesehen sind. Auch neue Prüf- und Messverfahren zur Überprüfung und gegebenenfalls zur Ahndung müssen laut Papier rasch entwickelt werden.
Ablehnung und Vertrauen
Was sagen die Essenszulieferer zum Forderungskatalog der Stadt? Auf Nachfrage von MeinBezirk.at kommentiert man bei Wolt: "Wir begrüßen den Vorschlag der Stadt Wien. Fahrradmopeds haben auf Radwegen nichts zu suchen", so ein Sprecher. Zur Frage, wie groß der Anteil der Arbeitnehmenden ist, die E-Mopeds als Transportmittel nutzen, meint er: "Leider erfassen wir die Daten nicht. Wir unterscheiden nur zwischen Fahrrad und E-Bike. Die Flotte unserer Zustellpartner teilt sich in etwa 50 Prozent - 50 Prozent zwischen Fahrrad und E-Bike auf."
Bei Foodora bestätigt man indes, dass die pinken "Rider" neben den klassischen Fahrrädern und E-Rädern auch E-Mopeds für Zustellungsfahrten nutzen. Wie viele es sind, wird trotz Nachfrage nicht erwähnt. Man verweist aber auf die geltende StVO. "Wir erwarten selbstverständlich von allen Ridern, dass sie sich an diese Vorgabe halten. Daher sind unsere Rider mit den E-Mopeds auch auf den Radwegen unterwegs", betont ein Sprecher.
Um die Arbeitnehmenden zum Thema Verantwortung im Straßenverkehr zu sensibilisieren, gäbe es laut ihm verpflichtende Verkehrssicherheits- und StVO-Schulungen für Rider. "Wir haben auch bereits seit längerem eine Kooperation mit der Wiener Polizei für weiterführende Sicherheitsschulungen", sagt er. Eine dritte Anfrage an den Mitbewerber Lieferando blieb vorerst unbeantwortet.
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