Sexualität / Partnerschaft / Beziehung
Schuldgefühle und Leistungszwänge

Wir genießen heute in der Liebe und Sexualität umfassende Freiheiten wie nie zuvor. Es gibt kaum noch Verbote, und fast alles, was gefällt, geil ist und Lust macht, ist erlaubt.
Allerdings hat eine wirkliche sexuelle Befreiung, bei der es immer um das authentische Spüren und Fühlen geht, bis heute nicht stattgefunden. Unsere Gesellschaft tickt diesbezüglich zu hysterisch und narzisstisch und belohnt entweder Leistungen, Körperkult und Selbstoptimierung (Ebene des Narzissmus) oder aufgesetzte Gefühle, die nicht echt sind (Ebene der Hysterie). Zudem gibt es heute neue Zwänge, etwa die Norm, möglichst viel Sex oder einen Orgasmus haben zu MÜSSEN.

Immer mehr Spielarten der Sexualität werden zum Hype und zur Mode, etwa der Analverkehr, der mittlerweile in jedem Pornofilm Standard ist. Das ist im Grunde genommen nichts Schlechtes, wenn ich auf Analverkehr stehe und es sich für mich stimmig anfühlt, Analverkehr zu praktizieren. Wenn ich aber Analverkehr habe, weil es mein*e Partner*in erwartet oder weil es gesellschaftlich erwartet wird, dann ist es zutiefst falsch und eine Vergewaltigung meiner selbst, wenn ich dieser Sexualpraktik nachgehe, obwohl sich alles in mir sträubt, ich Angst, Ekel oder Unlust fühle. Mitunter kommt es auch vor, dass Menschen, die dazu stehen, wenig oder gar keine sexuellen Bedürfnisse zu haben, als psychisch krank erklärt werden. Eine echte sexuelle Freiheit sieht anders aus.

Viele Menschen erheben das eigene Verhalten und eigene Normen zu allgemein gültigen Normen, die nicht mehr hinterfragt werden. Die Normen werden dann rational, ideologisch und intellektuell untermauert. Diese Psychodynamik bildet sich auch in der Sexualität ab.

Beispiele dafür wären:

„In einer Partnerschaft sollte man möglichst viel Sex haben.“ (Ideologie)
„Wer keinen Analverkehr hat, ist prüde.“ (Ideologie)
„Ich hab in einer Psychologie-Zeitschrift gelesen, dass es eine Infantilisierung der Genitalregion ist, wenn man sich im Intimbereich rasiert.“ (Hierbei handelt es sich um eine Ideologisierung einer tiefenpsychologischen Beobachtung, die im Einzelfall stimmen kann, hier in ihrer Absolutheit aber zu einer rationalisierenden Norm wird.)
„Es ist unhygienisch, sich nicht im Intimbereich zu rasieren.“ (Rationalisierung – zudem medizinisch eine Falschaussage)
„Selbstbefriedigung ist gesund für den Körper. Daher sollte man sich möglichst häufig masturbieren.“ (Rationalisierung)

Problematisch sind diese neuen sexuellen Zwänge dann, wenn sie den/die Sexualpartner*in belasten, wenn es zu Schuldzuweisungen oder Nötigungen kommt. Besonders schlimm ist es, wenn mittels Machtmissbrauch Verhaltensweisen zu Normen erklärt werden.

I

In der alten Sexualerziehung galten folgende missbräuchliche Normen, welche mittels schwarzer Pädagogik Kindern und Jugendlichen eingebläut wurden und ihnen schwere Schuldgefühle manipulierten:

„Wer sich selber befriedigt ist krank und pervers.“
„Homosexualität ist eine schwere Sünde und gegen die Natur.“
„Sex vor der Ehe ist widerwärtig – besonders bei Frauen.“
„Sexualität ist eine Sünde, wenn sie nicht darauf abzielt, Kinder zu zeugen.“
„Oralverkehr und Analverkehr sind verabscheuenswert und ekelhaft.“
„Eine Frau, die viel Sex hat, ist ein Flittchen.“

Die neuen, repressiven Leistungs-Normen nach 1968 sind:

„Wer nicht viel Sex hat, ist verklemmt und rigide.“
„Man muss sich in jungen Jahren die Hörner stoßen.“
„Man muss alles im Bett mal ausprobieren.“
„Man sollte in einer Partnerschaft drei mal pro Woche Sex haben.“
„Wer keinen Sex vor der Ehe hat, ist voll verklemmt.“
u.v.m.

Dabei beobachten wir, dass es heute eine Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit gibt. Einerseits sind viele Menschen von der sexuellen Leistungsideologie vergiftet und machen sich selbst Stress und Druck beim Sex. Andererseits kenne ich in meiner Praxis einige Menschen, die christlich bzw. religiös sozialisiert wurden und noch immer glauben, dass Sex, verschiedene Sexualpraktiken oder Homosexualität etwas Sündhaftes seien, das im Jenseits bestraft werde (Schuld-Normen). Oft existieren auch beide Normensysteme in einem Menschen: z.B. einerseits homophob, andererseits sich Stress machen, einen Orgasmus zu bekommen.
Gemeinsam haben Schuld- und Leistungsnormen, dass es hier nie um die Gefühle und authentischen Bedürfnisse der Individuen geht. Die Norm wird als absolut erklärt, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste.

Hier wird ersichtlich, dass Normen immer dann gesellschaftlich und individualpsychologisch gefährlich werden, wenn sie rationalisiert und nicht mehr hinterfragt werden. Sie werden dann leer, Gefühls- und Menschenfeindlich, egal ob es sich um die alten Schuld-Normen der Kirchen und Glaubenssysteme handelt oder um die modernen Leistungs-Normen nach 1968. Wer gegen die Kirche mit ihren Schuld-Normen wettert und am Abend seiner Frau Vorwürfe (und damit auch Schuldgefühle) macht, weil sie keine Lust auf Sex hat, hat nicht verstanden, worum es geht. Die strenge des Über-Ichs bleibt dann gleich, lediglich seine Inhalte wurden ausgetauscht.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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