Ernst-Happel-Stadion
Deshalb tat sich gegen Dänemark der Boden auf
Beim Fußballländerspiel Österreich gegen Dänemark am 6. Juni trat im Ernst-Happel-Stadion unmittelbar nach Spielende im Bereich des Mittelkreises ein Loch im Rasen auf. Jetzt weiß man warum.
WIEN. Mit dem Fußballländermatch gegen Dänemark machte das altehrwürdige Stadion im Prater weltweite Schlagzeilen - wenn auch keine positiven. Zuerst musste der Anpfiff wegen eigens Stromausfalls stundenlang verschoben werden. Nach dem Abpfiff stoplerte der dänische Stürmer Andreas Skov Olsen in ein 20 Zentimeter tiefes Loch im Mittelkreis.
Mit einem solchen "Defekt" stand das Spiel vier Tage später gegen Frankreich vor der Absage. Nur mit den gesetzten Sofortmaßnahmen konnte eine Freigabe des Spielfelds sichergestellt werden. Gleichzeitig wurde von Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eine Experten-Kommission mit Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim und weiteren Fachleuten eingesetzt, um die Ursachen für den Rasenschaden zu klären und Vorschläge für eine Sanierung zu erarbeiten.
Starkregen als Auslöser für Schaden
Über den Sommer wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und ein geotechnisches Gutachten erstellt. Mit modernsten technischen Geräten wurden Bodenradarmessungen vorgenommen, die Spielfeldkomponenten wie Rasenheizung, Drainage und Beregnungsanlage untersucht, Proben entnommen und der Grundwasserpegel gemessen. Nach sorgfältiger Analyse konnten schadhafte Spielfeldkomponenten ebenso ausgeschlossen werden wie ein Fehler der Stadionbetreiberin. Als Ursache für den Schaden wurde ein Zusammenspiel aus dem Verfüllungszustand des 1929 errichteten Kanals und wechselnden Grundwasserständen erkannt. Akuter Auslöser waren die überdurchschnittlich starken Regenfälle am Vortag des Spiels.
Hohlräume wanderten nach oben
"Die Verfüllung und Verdichtung des Materials bei der Überschüttung des Arbeitsgrabens für den Kanal entsprach bei der Errichtung dem Stand der Technik. Aus heutiger Sicht ist dies natürlich unzureichend, aber damals hat man so gebaut", erläutert Stadtbaudirektor Jarolim. So konnten Hohlräume entstehen, die durch Wassergehaltsschwankungen quasi über Jahrzehnte „nach oben wanderten“ und letztlich durch die große Niederschlagsmenge Anfang Juni hervortraten.
Kanal wird saniert
Nach Ende der Spielsaison 2022 wird in den relevanten Bereichen entlang des alten Kanals ein Bodenaustausch unter Einbringung einer geeigneten, stabilen Verfüllung durchgeführt. Zusätzlich wird der Kanal selbst durch den Einbau eines statisch selbsttragenden Inliners saniert. Bei dieser Methode der grabungsarmen, dauerhaften Instandsetzung wird in das bestehende Rohr ein neues, der modernen Technik entsprechendes Rohr eingezogen. Dadurch wird der Kanal komplett abgedichtet und widerstandsfähiger für künftige Belastungen.
"Nachdem die Einschätzungen der Expertinnen und Eperten vorliegen, werden alle notwendigen Maßnahmen getroffen, um den Sportbetrieb im Happel-Stadion langfristig sicherzustellen. Alle vorgesehenen Fußballspiele und sonstigen Veranstaltungen können wie geplant stattfinden", sagt Sportstadtrat Hacker.
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