Handball
Insignis Westwien zieht sich aus dem Profibereich zurück
Trotz Erfolgen in den vergangenen Jahren und einer blühenden Jugendarbeit muss sich der Handballverein Insignis Westwien aus dem Profibereich zurückziehen. Allerdings nicht ohne einen Seitenhieb auf die Politik.
WIEN. Es ist ein Paukenschlag in der heimischen Handball-Landschaft: SG Insignis Westwien zieht sich mit der kommenden Saison aus dem Profibereich zurück. Der fünfmalige österreichische Meister erklärt diesen Schritt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Er kommt allerdings überraschend, da der Verein in den vergangenen Jahren durchaus erfolgreich war.
"Aufgrund der aktuellen Entwicklungen - etwa Corona-Nachwirkungen, Teuerungen, Sponsorenkündigungen - hat der Verein bereits im Juni 2021 Gespräche mit der Stadt Wien aufgenommen und mehrfach darauf hingewiesen, dass unter diesen Umständen Spitzenhandball in Wien für Westwien nicht mehr möglich sein wird", betont Conny Wilczynski, Geschäftsführerin des Vereins.
Die Achillesverse des Vereins
Die Infrastruktur sei über viele Jahre die Achillesferse des Vereins gewesen. So mussten die Trainings und Spiele auf acht verschiedene Hallen verteilt werden, erklärt Wilczynski. Fehlende Trainings- und Spielstätten, einhergehend mit geringen finanziellen Unterstützungen, dazu die allgemeinen Herausforderungen und das "überholte Finanzsystem" hätten die Situation nicht erleichtert.
Trotz aller Bemühungen und auch Unterstützungen müsse der Verein deshalb zur Kenntnis nehmen, dass Westwien in den letzten Jahren keinen Platz in Wien finden konnte – weder geografisch noch wirtschaftlich. "Daher musste die Entscheidung getroffen werden, dass der Spielbetrieb ab der folgenden Saison 2023/24 in der höchsten österreichischen Spielklasse eingestellt werden muss und dementsprechend nicht mehr fortgeführt werden kann", so die Geschäftsführerin.
Insbesondere in der Nachwuchsarbeit nahmen und nehmen die Wiener eine Vorreiterrolle ein. So sammelte man viele Titel im Jugendbereich und konnte zahlreiche Spieler aus der eigenen Jugend ins Profiteam integrieren.
Den Sprung auf die große Bühne
Leistungsträger wie Seppo Frimmel, der über die Westwien-Schule mittlerweile bei Pick Szeged in der Champions-League spielt und zu den weltbesten Links Außen zählt, aber auch Spieler wie Katic, Kofler und viele mehr, die ab der nächsten Saison auf der internationalen Bühne zu sehen sein werden, sind Beispiele für die starke Nachwuchsarbeit.
Das Profiteam belegt derzeit den zweiten Tabellenplatz und ist für das ÖHB Cup Final4 qualifiziert. Das Future Team mit etlichen Nachwuchshoffnungen ist bis auf eine einzige Niederlage erfolgreich an der Tabellenspitze und in dieser Saison haben nicht weniger als acht Spieler bereits eine Nominierung für das Herren-Nationalteam erhalten.
"Die Verantwortlichen des Vereins werden für alle Spieler der 1. Mannschaft passende Lösungen finden und sie weiterhin bestmöglich unterstützen. Das ist dem Verein ein großes Anliegen, weil alle Spieler eine tolle Zukunft vor sich haben", so Wilczynski.
Nachwuchsarbeit bleibt bestehen
Die erfolgreiche Nachwuchsarbeit wird unterdessen weitergeführt. Der Fokus in den Folgejahren wird auf der Weiterentwicklung der Nachwuchsabteilung – der Union West Wien Handball – liegen. "Hier sind wir bemüht, gemeinsam mit der Stadt Wien die Rahmenbedingungen zu verbessern und etwas Neues entstehen zu lassen. Klares Ziel ist es, die Trainingsbedingungen in Wien für den Nachwuchs zu optimieren und eine Zweitliga-Mannschaft zu stellen bzw. aufzubauen, damit die zahlreichen Talente auch eine sportliche Perspektive haben", gibt die Geschäftsführerin Einblick auf die künftige Ausrichtung.
Das Detailkonzept wird gesondert in den nächsten Wochen vorgestellt und präsentiert. Die laufende Saison will man noch mit zahlreichen Erfolgen abschließen.
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