Germanistik
Die Frau der vielen Interessen
Die Germanistin Eva Horn bewegt sich zwischen Sprachen, Epochen und Gattungen – und das souverän.
INNERE STADT. Eva Horn ist eine Frau mit vielen Interessen. So finden sich in ihrer Publikationsliste neben Texten zu Geheimdiensten des 20. Jahrhundert auch Abhandlungen zu der Bedeutung von Schwärmen in der Tierwelt und politischen Kollektiven. Und auch in Schriften von Beckett, Brecht und Kafka bewegt sich die Kultur- und Literaturwissenschafterin souverän.
Die Themenfindung für ihre Forschungsprojekte ist dennoch alles andere als zufällig: „Ich nehme meistens ein Problem der Gegenwart und gehe diesem dann in der Kulturgeschichte nach.“ Die Resultate sind, wie sie es nennt, ‚historische Gegenwartsanalysen‘. Deshalb beschäftigt sich Horn, die an der Universität Wien forscht und schreibt, zurzeit mit dem Thema Klima.
Seit 1.000 Jahren Thema
Sie hatte immer wieder in verschiedenen Texten bemerkt, dass es eine tausende Jahre alte Weise gibt, über das Klima zu sprechen. „Kulturelle Dinge orientieren sich immer am Wechsel des Wetters und dem Klima eines Ortes. Es bestimmt unser Leben und gibt ihm seinen Takt. Gerade der Übergang von einem goldenen Herbst in einen harten Winter bringt etliche kulturell vermittelte Gefühle wie Melancholie oder Sehnsucht nach Gemeinschaft mit sich.“ Das habe eine Vielfalt faszinierender literarischer Texte hervorgebracht. Heute werde jedoch kaum über das Verhältnis von Klima und Kultur nachgedacht. Am Ende dieser Kulturgeschichte des Klimas steht deshalb die Frage, was wir aus der Vergangenheit für Zeiten des menschengemachten Klimawandels lernen können.
Aber nicht nur die Betrachtung zeitgenössischer Themen, auch persönliches Interesse steht am Anfang eines jeden Projekts. Der maßgebliche Faktor ist dabei ihre Neugierde für verschiedene Disziplinen: „Ich interessiere mich einfach für alles“, sagt die Germanistin. Andere Kollegen würden gerne zu Spezialthemen arbeiten, sie selbst habe aber Schwierigkeiten, ihr Interesse einzugrenzen: „Ich kann mich nicht darauf beschränken, mein Leben lang Vorträge zu den gleichen Themen zu halten."
Leidenschaft für Sprachen
Schon als Kind habe sie viel gelesen. Das habe sie zur Philologie gebracht – „ganz unoriginell“, wie Horn lächelnd anmerkt. Auch Sprachen habe sie wie ein Schwamm absorbiert. Derzeit lernt sie ihre erste asiatische Sprache: Indonesisch. Das Erlernen von Sprachen habe sich auch beim Schreiben ihrer Bücher als nützlich herausgestellt: „Man muss oft auf Texte aus der Antike und dem Mittelalter zurückgreifen können, um ein größeres kulturhistorisches Argument machen zu können.“
Autorin: Katharina Kropshofer
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