Offensive in Wien
Meldeservice gegen mutwilligen Altbauverfall startet
Gebäude, welche vor 1945 errichtet wurden, gelten eigentlich als schützenswert. Bis heute geht es Zins- und Altbauhäusern jedoch vielerorts an den Kragen, weil die Instandhaltung der Komplexe nicht mehr rentabel ist. Werden diese vom Besitzer mutwillig dem Verfall ausgesetzt, kann dies nun gemeldet werden. Außerdem gibt es erste Schwerpunktaktionen der Offensive Altbauschutz.
WIEN. Grundstücke in Wien sind bei Investoren und Immobilienfirmen beliebt. Wäre doch schön, wenn man etwa eine neue Villa oder ein modernes Mehrparteienhaus in guter Lage errichten könnte. Oftmals störender Faktor: Ein schützenswertes Gründerzeithaus steht auf dem Areal. Das muss dann natürlich vorher weg.
Unter gewissen Voraussetzungen können diese auch abgetragen werden. Möglich macht es die sogenannte wirtschaftliche Abbruchreife. Will heißen: Würde die Instandhaltung eines schwer zu Schaden gekommen Haus die wirtschaftliche Rentabilität der Liegenschaft gefährden, darf das Gebäude geschliffen werden.
Das löste mit unter - meist mutmaßlich - bei manchen Zinshäusern kreative Techniken der Besitzer aus. Fassaden wurden nicht renoviert, Fenster im Winter ausgehängt, der undichte Dachstuhl der Witterung ausgesetzt. So kann klarerweise der Verfall beschleunigt und der Zustand der wirtschaftlichen Abbruchreife schneller herbeigeführt werden. Damit soll jetzt aber Schritt für Schritt Schluss sein. Um das Ausnützen zu unterbinden kommt jetzt die Offensive Altbautenschutz. Das inkludiert auch eine eigene Hotline, bei der solche mutwilligen Akte gemeldet werden können.
Ein Anruf genügt
Ab sofort ist unter der Service-Hotline 01/400 040 01 täglich von 7 bis 17 Uhr ein Team erreichbar, das Anliegen zum Schutz von Altbauten entgegennimmt. Es besteht sowohl die Möglichkeit kostenlos Auskünfte zu Anfragen zum Themenfeld Gründerzeithäuser einzuholen, als auch den Verdacht zur mutwilligen Herbeiführung einer wirtschaftlichen Abbruchreife von Altbauten anonym zu hinterlassen.
„Wien hat einen gesunden Kernbestand an Altbauten, der durch die Bauordnung gut geschützt ist. Dennoch kommt es im Jahr zu rund 25 bis 30 Abrissen, da sich eine Instandsetzung auf Grund der vorhandenen Gebäudesubstanz wirtschaftlich nicht mehr abbilden lässt", erklärt der Leiter der MA37 Baupolizei Gerhard Cech: "Teilweise wird versucht diesen Zustand durch Fehlverhalten absichtlich herbeizuführen. Zusätzliche Maßnahmen in der kommenden Bauordnungsnovelle und die neuen Kontrollmöglichkeiten sollen bewusst dagegen vorgehen. Denn jeder mutwillig herbeigeführte Abriss ist einer zu viel.“
Das ganze hat aber nicht nur den Schutz der Häuser zum Sinn, erklärt Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ): "Der Schutz von Altbau ist gleichzeitig der Schutz von dringend notwendigem leistbaren Wohnraum. Im Sinne der Wienerinnen und Wiener - und nicht zuletzt im Interesse der Mieterinnen und Mieter - gilt es in aller Entschiedenheit gegen Spekulation mit Wohnraum und mutwilliger Zerstörung von Altbauten vorzugehen. Wien beweist mit einem sich permanent weiterentwickelnden Bauregulativ, welchen hohen Stellenwert die Gebäude dieser Stadt genießen. Durch die neue Service-Hotline wird es noch leichter den Verdacht auf mutwillige Verwahrlosung von Gründerzeithäusern zu melden."
Schwerpunktaktionen gegen Verfall
Damit aber nicht genug. In Kürze starten auch gemeinsame Schwerpunktaktionen der Baupolizei und der Sofortmaßnahmen der Magistratsdirektion. In der Grätzln mit Gründerzeithäusern werden Screenings durchgeführt. Werden bei solche mutwilligen Verfalls-Aktionen festgestellt, werden sofort Maßnahmen dagegen eingeleitet.
Die ersten beiden Screeningtermine stehen bereits fest und werden in der Umgebung des Leopold-Mistinger-Platzes und des Viktor-Adler-Marktes stattfinden. Bei diesen Screeningterminen werden jeweils Teams aus Expert*innen die Situation der Häuser vor Ort in Augenschein nehmen, bewerten und entsprechende Maßnahmen setzen.
Damit die Grätzlbewohnenden einen mutwilligen Verfall in den Gebieten noch schneller melden können, wird auch das mobile Stadtservice mit ihrem Bus hier halt machen:
- 19. April, 9 bis 16 Uhr: Leopold-Mistinger-Platz
- 26. April, 9 – 16 Uhr: Viktor Adler Platz
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