AK Wien schlägt Alarm
Mieten steigen im Juli um mehr als fünf Prozent
Erst im November wurden die Kategoriemieten angehoben, nun droht um Juli die nächste Mieterhöhung. Die Arbeiterkammer Wien fordert einen sofortigen Mietpreisdeckel.
WIEN. Immer, wenn die Inflation um mehr als fünf Prozent seit der letzten Anpassung steigt, dürfen die Kategoriemieten angehoben werden. So sieht es das Mietrechtsgesetz vor. Zuletzt wurden die Kategoriemieten inflationsbedingt im November 2022 angehoben, im heurigen April stiegen wiederum die Richtwertmieten (siehe Infobox unten). Nun steht Mieterinnen und Mietern im Juli die nächste Preisanpassung ins Haus. Es ist die vierte Erhöhung bei den Kategoriemieten binnen 15 Monaten.
Die Wiener Arbeiterkammer (AK) schlägt Alarm, denn die Anpassung ist sogar höher, als ursprünglich angenommen. Die Kategoriemieten im Altbau und bei Mietverträgen, die vor dem 1. März 1994 abgeschlossen wurden, verteuern sich um 5,51 Prozent. Das bedeutet laut AK im Detail:
- Kategoriemiete A von 4,23 auf 4,46 Euro pro Quadratmeter
- Kategoriemiete B von 3,18 auf 3,36 Euro
- Kategoriemiete C brauchbar von 2,12 auf 2,24 Euro
- Kategoriemiete D unbrauchbar von 1,06 auf 1,12 Euro pro Quadratmeter
Erhöhung trifft nicht nur Kategoriemieter
In Summe machen die vier Erhöhung knapp 24 Prozent aus - "das ist für viele nicht mehr machbar", kritisiert AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka. Betroffen sind all jene Mieter, auf die das Mietrechtsgesetz anwendbar ist - etwa bei privatem Altbau, der vor 1945 errichtet wurde - und deren Mietvertrag vor dem 1. März 1994 abgeschlossen wurde. Auch für Neuverträge - etwa bei Substandardwohnungen oder wenn die Kinder in den Mietvertrag ihrer verstorbenen Eltern eintreten - wird es kostspieliger, warnt der AK-Experte.
Die Erhöhung treffe aber nicht nur Kategoriemieter, sondern über den Umweg der Betriebskosten die große Mehrheit aller Mieter, kritisiert wiederum Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien. „Die Verwaltungshonorare, die mit den Betriebskosten verrechnet werden, sind mit dem Betrag der Kategorie A gedeckelt. Ein Plus von mehr als 5 Prozent bei Kategorie A bedeutet also auch ein Plus von mehr als 5 Prozent bei den Verwaltungshonoraren“, erklärt Hanel-Torsch.
Forderung nach Mietpreisbremse
Arbeiterkammer Wien und Mietervereinigung pochen seit Monaten auf eine Mietpreisbremse für indexgebundene Mieten. Konkret sollen die Mieten nicht öfter als einmal im Jahr steigen. Außerdem soll die Erhöhung auf zwei Prozent begrenz werden. Dass die Bundesregierung statt eines Mietpreisdeckels zuletzt eine Wohnkostenhilfe präsentierte, würde den Steuerzahler nur Geld kosten, jedoch keine Entlastung bringen.
„Die rasant steigenden Wohn- und Mietkosten sind der größte Inflationstreiber, das ist ein Teufelskreis. Diese Inflationsspirale muss unterbrochen werden“, so AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka. Andere Länder wie Dänemark, Spanien und Frankreich hätten bereits gezeigt, dass mit einer Mietpreispremse auch Inflationsrate signifikant sinkt - zum Vergleich: In Österreich ist die Inflation deutlich höher als im EU-Schnitt.
Infobox Mieterhöhungen
Richtwertmieten
In der Regel wird alle zwei Jahre zum 1. April der Richtwert an die Inflation angepasst.Mit 1. April 2023 hat die Bundesregierung die Richtwerte dementsprechend um 8,6 Prozent erhöht. Aufgrund der Pandemie wurde die Anpassung im Jahr 2021 ausgesetzt bzw. auf 2022 verschoben. Im Vorjahr sind die Mieten um knapp 6 Prozent gestiegen.
Da die Richtwerte für jedes Bundesland verschieden sind, ergeben sich auch unterschiedliche Erhöhungen – mehr dazu hier.
Kategoriemieten
Der Kategoriemietzins ist an den Verbraucherpreisindex 2000 angepasst. Steigt die Inflation über fünf Prozent, kommt es zu einer Erhöhung.Die letzte Anpassung des Kategoriemietzinses erfolgte im November 2022 – die nächste steht im Juli 2023 an.
Die Kategoriewerte betragen derzeit zwischen 1,06 Euro (Kat. D) 4,23 Euro (Kat. A) pro Quadratmeter – mehr dazu hier.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.