Verhaltensforschung
Von Mäusen, die wie Vögel singen
Sarah Zala untersucht, wie und wieso Hausmäuse miteinander kommunizieren.
OTTAKRING. Als Charles Darwin sein Konzept der natürlichen Selektion entwickelte, bereiteten ihm manche Beobachtungen Bauchschmerzen: Wieso etwa investieren Pfauenmännchen Energie in bunten Federschmuck, obwohl sie so schlechter fliegen können?
Später entwickelte sich daraus das Prinzip der sexuellen Selektion: Werden Männchen mit diesen Merkmalen vom Weibchen bevorzugt, führt das womöglich auch zu mehr Nachfahren.
Am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Ottakring arbeitet Sarah Zala mit wilden Hausmäusen. Auch in ihrem Projekt dreht sich alles um sexuelle Selektion: Männchen markieren ihr Territorium mit Duftnoten und die Weibchen können daraus alles Mögliche ablesen. Sie fand auch heraus, dass Männchen mehr markieren, sobald sie ein Weibchen riechen. „Sie öffnen quasi das Pfauenrad.“
Vom Menschen zur Maus
Seit Kurzem fokussiert sich Zala aber nicht mehr nur auf diese Form der Kommunikation. Auch Lautäußerungen werden genutzt. „Wenn man diese Laute aufnimmt und analysiert, sehen sie ähnlich wie Vogelgesang aus.“ Die Forscher konnten bis zu 15 verschiedene Noten erkennen und versuchen nun, herauszufinden, wozu diese Quietschgesänge gut sind. „Wenn ein Männchen für ein Weibchen singt oder umgekehrt, dann nutzt es mehr Noten als beim Gesang für das eigene Geschlecht.“ Der Verdacht liegt somit, ähnlich wie beim Duft, bei der sexuellen Selektion.
Wieso nutzen die Nagetiere aber zwei Arten der Kommunikation? „Eine Hypothese ist, dass das Weibchen dadurch noch mehr Infos bekommt und so eine bessere Wahl treffen kann.“ Die Strategien ergänzen sich: „Duftnoten kann man von weit weg riechen und bleiben lange am Boden haften. Die Gesänge sind so hoch, dass sie nicht weit wandern.“ Das Weibchen weiß so aber, dass ein Männchen da ist.
Ursprünglich wollte Zala Medizin studieren. Doch als sie bei einem Krankenbesuch fast ohnmächtig wurde, beschloss sie, besser umzuschwenken. „Mich hat aber immer interessiert, wie Sachen funktionieren. Und nach der ersten Vorlesung zu Verhaltensbiologie war klar: Ich bleibe in der Forschung.“
Autorin: Katharina Kropshofer
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