Wirtschaftstadträtin zu Besuch
Wien will von Expertise der Erste Bank lernen
- Wirtschaftstadträtin Barbara Novak (SPÖ, 2.v.r.) erhielt einen tiefen Einblick in die täglichen Aufgabengebiete des altehrwürdigen Bankhauses.
- Foto: Valentina Marinelić/MeinBezirk
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Wirtschaftstadträtin Barbara Novak (SPÖ) besuchte kürzlich die Zentrale der Erste Bank und Sparkassen beim Quartier Belvedere. Dort erhielt sie einen tiefen Einblick in die Arbeitsabläufe des Bankhauses. Gerade im Hinblick auf Digitalisierung und IT-Security konnte sie auch einiges für die Stadt Wien mitnehmen, wie sie betont.
WIEN/FAVORITEN. Sie gehören zu den ältesten Bankhäusern Mitteleuropas. Aber auch wenn mehr als 200 Jahre an Geschichte bereits hinter der Ersten Bank und der Sparkasse liegen – alt und verstaubt ist das Headquarter im 10. Bezirk ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Das Areal aus mehreren modernen Bürohäusern wurde erst 2015 fertiggestellt. Dorthin zog es Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak (SPÖ) am Montag – der erste Besuch in ihrer Funktion.
Gemeinsam mit MeinBezirk ging es durch das Gründerzentrum für Neo-Unternehmerinnen und -Unternehmer, die Bankfiliale und in den IT-Bereich des Unternehmens. Schnell zeigte sich: Auch die Stadt Wien kann laut Novak einiges von den Strukturen des Geldinstituts lernen.
Genau hinhören
So werden im Gründerzentrum wichtige Tipps, aber auch Fallstricke für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer erklärt. Hier können Kundinnen und Kunden das Angebot annehmen, die das erste Mal den großen Schritt in die Selbstständigkeit machen wollen.
Gemeinsam wurden Hürden im derzeitigen System für Gründerinnen und Gründer, im Speziellen für Jungunternehmerinnen, besprochen. Denn insbesondere bei finanziellen Haftungsfragen gibt es viele Aspekte, die schnell zur Falle werden können. Auch die Steuerlast spielt hier eine Rolle. Ängste gebe es laut Erste Bank für Gründer vor allem davor, dass das derzeitige Beratungsangebot und die Förderangebote der verschiedenen Institutionen zurückgefahren werden.
Auch holte sich die Stadträtin Gedanken dazu ein, wie man in Zukunft einen "One-Stop-Shop" überhaupt für Gründerinnen und Gründer umsetzen könnte. Gemeint ist damit, wie man die einzelnen Beratungs- und Unterstützungsangebote, welche von den verschiedensten Institutionen – seien sie von den Behörden, der Wirtschaftsvertretung oder auch den Finanzdienstleistern – bei einer einzigen Anlaufstelle zusammenlegen könnte. Kein einfaches Unterfangen, wie man auch im Bankhaus betont. Denn je nach Prozess in der Unternehmungsgründung braucht es verschiedene Kompetenzen.
Digital schlägt Beratung nicht
Weiter ging es zur Filiale im Haus, denn was wäre eine Bankzentrale, ohne einen echten Schalter samt Kundenkontakt? Hier wurde auch erklärt, warum nach wie vor das Vor-Ort-Angebot wichtig ist. Es zeigt sich: Nur im digitalen Raum funktioniert selbst modernes Banking nicht, auch wenn sich das Aufgabenfeld der Bankangestellten mittlerweile gewandelt hat. Denn die Hauptberatungen für Kundinnen und Kunden drehen sich um Fragen zur eigenen Banking-App "George".
Und trotzdem ist man hier nach wie vor auch für das "Offline-Kerngeschäft" zuständig. Man deckt in der Hauptzentrale normale Geldgeschäfte, aber auch das sogenannte Private Banking, also die individuelle Vermögensberatung, den Kommerzbereich sowie das Versicherungsgeschäft für Kundinnen und Kunden ab.
- Auch gibt es noch eine klassische Filiale für Kundinnen und Kunden im Headquarter.
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Passend zum Weltspartag, der in derselben Woche noch stattfindet, gab es auch eine Reihe Geschenke für die Entourage rund um Novak. Auf die fleißigen Einleger wartet heuer am 31. Oktober unter anderem Marmelade und "Goodies" mit Sparefroh-Sujet. Auch hier zeigt sich: Trotz allem technischen Fortschritt im Finanzbereich kann sich ein Besuch in der Hausbank noch immer auszahlen.
Mit KI statt gegen die Zukunft
Stichwort digitales Banking: Auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) fließt in einer eigenen Strategie des Bankhauses ein. Es geht hier um Verbesserungen für die Kundinnen und Kunden in "George", aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen dank KI einen leichteren Arbeitsalltag haben. So soll mehr Transparenz für den Endkonsumenten und ein breiterer Austausch mit der Bank möglich werden.
Von klassischen Chatbots, die Standardfragen beantworten, will man sich im komplexen Finanzdienstleistungssektor verabschieden. Denn es geht mehr als "nur" um die Navigation durch den digitalen Finanzraum. Man möchte den Kunden im täglichen Banking unterstützen. Haus-App "George" soll dabei ein echter Co-Pilot im Alltag sein – wobei der Kunde stets im Fahrersitz bleibt.
- Wirtschaftstadträtin Barbara Novak (SPÖ) war am Montag bei der Zentrale der Erste Bank und Sparkassen zu Besuch.
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Die KI-gestützte Bankapp soll unter anderem Hinweise geben, die man nicht anklicken muss, aber gerne kann. Beispiele und Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele: Ein Überblick zu den monatlichen Gesamtausgaben, Vorschläge zu Budgetzielen, eine Risikoabschätzung rund um die Absicherungen für die Pension.
Außerdem soll "George" automatisiert Einsparpotenziale aufzeigen – also Bereiche, in denen Nutzerinnen und Nutzer im Alltag auf Ausgaben verzichten könnten, um ihre Sparziele zu erreichen. Doch gerade im Finanzsektor muss Sicherheit großgeschrieben werden. Dabei wird KI sogar verwendet, um die KI selbst noch sicherer zu machen, betonen die hausinternen Entwickler. Man möchte mit dabei "Schritt für Schritt die Vertrauenspyramide hinaufklettern".
Betriebsrat bei KI am Zug
Damit der Faktor Mensch – vor allem die Mitarbeitenden – im alten Bankhaus vor lauter Technik jedoch nicht zu kurz kommt, arbeitet auch der Betriebsrat an der Firmenpolitik mit. KI kann vielleicht vieles, doch in manchen Dingen – wie Möglichkeiten zur Mitarbeiterüberwachung – wird ihr bewusst Grenzen gesetzt.
Novak hakt hier nach: Wie steht es da um die Jobsicherheit? Dass durch die zunehmende Digitalisierung und den Fokus auf KI auch manche Ängste um den Arbeitsplatz einhergehen, darüber ist man sich bewusst. Man will jedoch auch die Mitarbeitenden "auf dieser Reise mitnehmen". KI soll vor allem in Arbeitsbereichen eingesetzt werden, die bis dato zeitaufwendige Aufgaben waren: "Meterhohe Stapel an Verträgen lesen" oder „Bilanzen auswerten“, nennt man dazu.
- Vor allem der Bereich Digitalisierung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz weckte Interesse bei Novak. Hier könne auch die Stadt mit ihren digitalen Amtswegen noch etwas von der Erste Bank lernen.
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Ziel müsse es sein, Mitarbeitenden möglichst mit in die nächste Stufe zu holen, und sie nicht durch Technik zu ersetzen. Entlastung sei das Stichwort, "mehr Qualität statt Quantität" der Slogan. Wenn Angestellte Vorbereitung für einen Kundentermin benötigen, stünde mehr Zeit für den Kunden selbst zur Verfügung. Man betont aber auch, dass es Irrglaube sei, dass KI die nicht gemachten Hausübungen übernehmen kann.
Chancen auch für Kriminelle
Aber auch das Thema Cybersecurity wird immer wichtiger. Sogenannte Phishingmails und Fake-SMS betreffen Jahr für Jahr die Kundinnen und Kunden aller Bankinstitute. Es ginge nicht nur darum, die eigenen Systeme zu sichern, sondern auch den Endnutzenden zu sensibilisieren.
Ob es zu viel Security gibt, fragt die Wirtschaftsstadträtin. Die Antwort vonseiten des Bankhauses: Zu viel gibt es nie – es würde darum gehen, dass die Sicherheit nicht alles ausbremst. Wird es zu strikt, wird es kompliziert und verlangsamt so alles. Es brauche hier also auch hausintern stets ein gutes Augenmaß, um nicht über das Ziel zu schießen.
Und trotzdem: Die digitale Entwicklung geht nicht nur bei der Bank weiter, sondern auch bei den potenziellen Angreifern. Früher sei es noch der einzelne Täter im dunklen Kämmerchen gewesen, der an Daten von Bankkundinnen und -kunden gelangen wollte. Heute würden aber ganze Organisationen dahinterstecken – gut vernetzt, auch über Ländergrenzen hinweg.
- Sicherheit wird auch in der digitalen Bankenwelt groß geschrieben, versichert der Experte. Klar sei jedoch auch: Die Möglichkeiten wachsen in den letzten Jahren nicht nur für Kundinnen und Kunden, sondern auch für Akteure mit kriminellen Absichten.
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Im Bankhaus hat man darauf reagiert: Mittlerweile beschäftigt man Spezialistinnen und Spezialisten, deren Aufgabe es ist, selbst nach allerlei Schwachstellen im Unternehmen zu suchen. Sie sollen bewusst versuchen, die Systeme auszutricksen, aus dieser Erfahrung will man dann lernen. Insgesamt hat die Erste Bank im Bereich Cybersecurity 130 Personen angestellt. Novak interessierte sich hier vor allem für die Digitalisierung von einst analogen Prozessen, auch im KI-Bereich. Denn die Behörden der Stadt könnten hier einiges von dem Bankinstitut lernen, wie man zugesteht.
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