Restaurant aus Bad St. Leonhard zum "Aufsteiger des Jahres 2019" gewählt

Als Spitzenkoch haben Sie fast sämtliche Auszeichnungen erhalten, die in Österreich möglich sind. Warum ist der Award des Wirtshausführers für Sie so wichtig?
Josef Trippolt: Der Preis als „Aufsteiger des Jahres“ wird für spürbare Dynamik, für Ideen, Innovation und eine positive Entwicklung vergeben. Das heißt, wir treten nicht auf der Stelle und bleiben uns trotzdem treu. Das Schöne ist, dass die Wertigkeit unserer Arbeit erkannt wurde: echtes Kochen, echtes Braten, echtes Backen, echte Gastfreundschaft. Endlich muss man keinem Trend hinterherlaufen, um einen Innovationspreis zu bekommen. Etwas Beständiges so zu begreifen, ist wunderbar. Unsere Restaurant-Gemäuer sind zwar über 500 Jahre alt, trotzdem bläst immer ein frischer Wind. Natürlich kein Orkan, damit es die Gäste nicht umweht, aber stets eine frische Brise. Die wurde jetzt wahrgenommen.

Die frische Brise ist das Verbinden von Tradition und Zeitgeist?
Genau. Man muss keine Designer-Location sein, um Modernität zu zeigen. Unser Betrieb hat eine unglaublich lange Tradition. Wir reden da von Jahrzehnten. Dieses kulinarische Erbe kann einen ja erdrücken – das tut es aber nicht.

Wenn man ein Gourmet-Restaurant wie Ihres denkt, stellt man ja nicht unbedingt ein gestandenes Wirtshaus vor.
Mein verstorbener Vater hat immer gesagt: „Es hilft nix, wenn du gut kochen kannst. Du musst auch ein guter Wirt sein.“ Er selbst war ja einer besten Wirte, die das Land gekannt hat. Denn die Wirtshauskultur ist etwas Beständiges und folgt keinem Trend. Wir tragen sie vielleicht in eine neue Zeit und aktualisieren sie – mehr nicht. Ich habe das Glück, dass meiner Frau Silvia und meine Schwester Margret genau diesen Gedanken mittragen.

Das heißt, dass Sie für eine klassische Küche stehen?
Absolut, denn ein klassischer Geschmack ist immer zeitlos und eine klassische Küche kann man immer essen. Das wissen vielleicht nicht alle, dass man bei uns eben nicht 5-gängige Menüs essen muss, sondern einfach ein Braterl bekommt, ein Beuschel, ein gebackenes Kalbsbries, ein gefülltes Schweinsbrüstl, ein originales Kärntner Ritschert, selbst gemachte Kärntner Nudeln usw.

Das heißt, man muss die Gastronomie nicht neu erfinden?
Nein, ich will einfach gut kochen. Das Ergebnis: Bei uns verschmelzen Lavanttaler Gemütlichkeit und internationale Gourmetszene. Obwohl ich das Wort „Gourmet“ überhaupt nicht leiden kann. Wir haben es geschafft, dass nicht nur europaweit die Gäste anreisen, sondern auch die Lavanttaler zu uns kommen: Um ihre Taufen, Hochzeiten, Geburtstage zu feiern. Das ist die wahre Anerkennung.

Ihr Erfolgsrezept?
Wir arbeiten mit einem sehr kleinen, sehr guten Team und sehr nahe am Gast. Wichtig ist die Wertigkeit auf allen Ebenen: echtes Leinen auf den Tischen, wertvolle Lebensmittel in der Küche, familiäre Gastfreundschaft und eine behagliche Wohnzimmer-Atmosphäre machen den Bären nicht austauschbar.