Sauschädel gestohlen - ein Kriminalfall

Das Corpus Delicti , der geschmückte Sauschädel. | Foto: Kriminaltechnischer Dienst Blindschleiche
2Bilder
  • Das Corpus Delicti , der geschmückte Sauschädel.
  • Foto: Kriminaltechnischer Dienst Blindschleiche
  • hochgeladen von Susanne Veronik

DEUTSCHLANDSBERG. Das Sauschädl-Stehlen ist ein alter Brauch aus dem Raum Schladming und gehörte zu den typischen Arbeitsbräuchen. Dass dieser Brauch auch in unseren Breiten beheimtatet ist, beweist das folgende Ereignis:

Der Tatbestand

Bei der Familie Lueger (gleichzeitig Gasthaus Reinischwirt) in Klosterwinkel (Stadtgemeinde Deutschlandsberg) wurde im Zuge einer Hausschlachtung der Sauschädl aus dem Schlachtraum gestohlen. Als der Diebstahl bemerkt wurde, machte sich Frau Lueger mit ihren zukünftigen Schwiegertöchtern sofort auf die Suche. Bei verdächtigen Nachbarn durchsuchten sie Häuser, Wirtschaftsräume, Keller und Fahrzeuge. Der Sauschädl blieb aber verschwunden. Anfang Februar wurde mittels Plakaten auf die bevorstehende Sauschädl-Gerichtsverhandlung hingewiesen. Ca. 15 Personen waren angeklagt und wurde mit einem Justizschreiben vorgeladen.

Die besagte Verhandlung fand dann am 11.02.2017 – bei der geschädigten Familie Lueger (Reinischwirt) statt. Die Täter waren geständig und haben den gekochten Sauschädl dem Gericht übergeben.

Die Aktennotiz

"Ein spektakulärer Kriminalfall beschäftigte in den letzten vier Wochen die Sondereinheit Gruppe Blindschleiche Nord. Familie Ida und Willibald Lueger haben am 16. Jänner 2017 den Diebstahl eines Sauschädl’s zur Anzeige gebracht. Die umfangreichen Ermittlungstätigkeiten unter Polizeioberst Ch. Ortner, erstreckten sich auch auf den Nachbarbezirk Voitsberg. Eindeutige Spuren konnten bis zum Schrogentor nachverfolgt werden. Das passte zum gesamten Ermittlungsstand, da die beiden Hauptverdächtigen der „Modriacher Gang“ immer diese Zufahrt benützen. Ida Lueger hatte kein Vertrauen in die Behörde, war nicht kooperativ, sondern nahm mit Hilfe Ihrer „unterdrückten Schwiegertöchter“ die Suche nach dem Sauschädl auf. So wurden in Eigenregie Hausdurchsuchungen, Fahrzeuginspektionen und Befragungen durchgeführt. Der Verhandlungsleiter des Sauschädelgerichtes Dr. Dr. B. Reinisch setzte einen kurzfristigenen Verhandlungstermin am 11.02.2017 an, um die Verdächtigen vor weiteren Übergriffen der Familie Lueger zu schützen.

Der Lokalaugenschein

Die Verhandlung wurde mit dem Lokalaugenschein kombiniert und direkt in der Gaststube beim Reinischwirt durchgeführt. Das hohe Gericht bedankt sich an dieser Stelle bei der Stadtgemeinde Deutschlandsberg für die technische Unterstützung im Gerichtssaal. Die vorgeladenen Zeugen und Angeklagten hatten sich pünktlich und fast vollzählig im Gerichtssaal eingefunden. Gerichtsdienerin Carmen Kollmann-Aktenwurm und Christian Ortner, als Sicherheitsbeauftragter, trafen die letzten Vorbereitungen und beruhigten die nervösen Angeklagten bis zum Eintreffen des Richters und des Oberstaatsanwaltes Mag. Dr. G. Schuiki.

Die Einvernahmen

Anschließend wurden die „scheinbar“ Geschädigten einvernommen. Ida und Willibald Lueger verstrickten sich in widersprüchliche Aussagen und konnten auch den genauen Tatzeitpunkt nicht glaubwürdig formulieren. Neben den zahlreichen Zeugenaussagen, überführte schlussendlich eine DNA-Analyse die Täter. Peter Klug vlg. Schmuck und Franz Herk vlg. Dachdecker wurden des Sauschädl-Diebstahls überführt. Die beiden zeigten sich reumütig und übergaben den schön aufgeputzten Sauschädl an die rechtmäßigen Besitzer.

Das Urteil

Der Richter hatte im Zuge der Verhandlung einige Strafliter verordnet, welche unmittelbar fällig waren. So wurde der Sauschädl und eine köstliche Jause, zu den Harmonikaklängen von Wolfi Leski verspeist. Ende gut – Sau gut – Ida gut."

von Ulrike Rexeis

mehr über das Brauchtum des Sauschädel-Stehlens finden Sie hier

Das Corpus Delicti , der geschmückte Sauschädel. | Foto: Kriminaltechnischer Dienst Blindschleiche
Das hohe Gericht beim Urteilsspruch. | Foto: Kriminaltechnischer Dienst Blindschleiche
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.