Die Krankenschwester gibt's nicht mehr
Die Krankenschwester gibt’s nicht mehr. Das neue Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, im Herbst beschlossen und nun in Kraft getreten, bringt neben einem modifizierten Ausbildungsmodell auch neue Berufsbezeichnungen. „Schwester, bitte helfen’s mir“ verschwindet aus dem Vokabular.
Steiermarkweit sind 7.000 Absolventen mit vierjähriger Ausbildung an den Krankenbetten im Einsatz, überwiegend Frauen. Die bisher diplomierte Krankenschwester wird weiterhin Patienten das Insulin spritzen, an die Chemotherapie anhängen, Blutkonserven setzen, jetzt aber unter dem Titel Krankenpflegerin. „Schwester Beate“ bekommt eine neue Berufsbezeichnung und heißt fortan „Gesundheits- und Krankenpflegerin B. Musterfrau“. Glücklich ist man in Fachkreisen über die neue Bezeichnung nicht.
Geschichtliche Wurzeln der Schwester
Die Betreuung von Kranken kommt aus den geistlichen Orden. Ordensschwestern waren namensgebend für eine Berufsbezeichnung, die noch immer von Nächstenliebe geprägt ist.
„Ich war immer stolz auf die Bezeichnung Schwester“, sagt Dr. Aloisia Knapp. Über drei Jahrzehnte war sie in der Krankenpflege tätig, viele Jahre auch als Referentin an Krankenschwesterschulen. „Wir waschen Patienten im Intimbereich, wir betreuen Sterbende, wir halten in unseren Händen das junge Leben gleich nach der Geburt – es gibt keinen schöneren Frauenberuf, als den der Krankenschwester“, gibt die Deutschfeistritzerin Einblick in das Berufsleben vor ihrer Pensionierung. „Es tut weh, wenn sich Schwestern jetzt als Pflegeperson XY vorstellen müssen“. Allein ist sie mit ihrer Empörung nicht.
Neue Bezeichnung stößt auf wenig Gegenliebe
„Glücklich bin ich mit dieser Berufsbezeichnung nicht, der Gesetzgeber hat entschieden“, sagt auch die Pflegedirektorin im LKH Enzenbach Monika Pisleritsch. Gendermäßig zieht nun die Schwester nach, denn ihr männlicher Kollege war schon immer der Krankenpfleger. Eine Abwertung des Berufsbildes liegt nicht im Sinne des Gesetzgebers. Vielmehr will man mit Wegnahme des vertrauten Vornamens, dass die Krankenpflegerin mit ihrem Familiennamen als Person wahrgenommen wird. Eine Wertschätzung, wie sie auch den Ärzten zuteilwird. Eine sprachliche Aufwertung wird dem bisherigen Pflegehelfer zuteil, der nun mit Pflegeassistent angesprochen wird.
Wie in Enzenbach und Hörgas ist man auch in der Reha-Klinik Tobelbad dabei, die neuen Namensschilder zu drucken, bestätigt Pflegedienstleiterin Barbara Mayer. „Glücklich bin ich mit der neuen Bezeichnung auch nicht. Das wichtigste in unserem Beruf ist aber, wenn ein Patient unsere Hilfe braucht, dass wir sofort da sind. Da ist es mir egal, ob er mich Schwester, Pflegerin, Barbara, Frau Mayer oder – wie auch schon vorgekommen – „Fräulein“ ruft“.
Umgeschrieben werden wohl auch Kinderbücher werden müssen. Den Traumberuf der Fünfjährigen im Kindergarten, einmal Krankenschwester werden zu wollen, den gibt’s nicht mehr.
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