Kommentar: Beiß nicht in die Hand, die dich füttert

"Ehe Pankraz und Servaz nicht vorbei, ist nicht sicher vor Kälte der Mai", besagt eine altbekannte Bauernregel, die auf jahrhundertelange Wetterbeobachtung zurückgeht. Und dieses Jahr haben die sogenannten strengen Herren verheerend zugeschlagen. Schnee und Kälte haben vorige Woche steiermarkweit für Chaos auf den Straßen gesorgt. Weit schlimmer ist der radikale Wetterumschwung allerdings für die heimische Obst- und Weinernte. "Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abschätzbar", heißt es vonseiten der Landwirtschaftskammer Steiermark.

Während Politiker an Maßnahmen zur Unterstützung für unsere (Bio-)Bauern und ihren Ernteverlust arbeiten, liest und hört man dieser Tage den ein oder anderen Kommentar, die Bauern seien selbst schuld an ihrer Lage. Man müsse doch mit dem Wetter rechnen können oder entsprechende Versicherungen seien nun mal abzuschließen. Ein Langzeitarbeitsloser, der sich als solcher sogar selbst bezeichnete, hat gar geschrieben, er würde seine Dauerarbeitslosigkeit gerne mit etlichen Hektar zerstörter Ernte tauschen wollen, dann würden die Landwirte nämlich sehen, was wirkliche Probleme bedeuten. In einem Land, das sich den Zurück-zum-Ursprung-Gedanken und die Regionalität-über-alles-Philosophie auf die Stirn geschrieben hat, ist das – milde ausgedrückt – beschämend. Klar – jene, die Obst und Gemüse einmal um die Welt reisen lassen und gerne in Plastikhüllen verpackt sehen, nur um billiger einzukaufen, interessiert die mancherorts existenzbedrohende Situation des Totalausfalls wenig. Erst recht nicht, wie viel Liebe zum Beruf, wie viel Freizeit bei der Arbeit und wie viel Arbeitsplätze das nun gekostet hat oder noch kosten wird.

Das Bio-Obstgut Fattingerhof in Stübing umfasst 17 Hektar. Der Frost hat die Ernte zerstört, der Schaden beläuft sich vorläufig auf 200.000 Euro, Mitarbeiter müssen entlassen werden. "Wir können heuer garantiert niemanden beliefern. Gott sei Dank haben wir noch ein wenig Vorrat, es fehlt aber an Nachschub", zieht Michael Fattinger Bilanz. Das Obstgut hat eine lange Tradition und setzt auf die biologische Wirtschaftsweise. Marillen, Kiwi, Äpfel, Zwetschken, Nüsse und vieles mehr – von den Folgen des Frosts sind nur der Holunder und wenige Weinreben verschont geblieben. "Die Bäume sind aufgrund des milden Winters nie zur Ruhe gekommen. Wir haben schon ein wenig gezittert, dass nicht doch noch der Wettereinbruch kommen könnte. Aber wer hätte damit rechnen können? Einen Tag zuvor haben wir sogar noch gemäht", sagt er. Zuletzt litt die Ernte im Jahr 1953 in ähnlichem Ausmaß. "Die Vegetation verschiebt sich. Bis 2005 hatten wir keine Probleme. Seither haben Hagel und Hochwasser immer wieder, Jahr für Jahr, für Ausfall gesorgt."

Ist es Schadenfreude, Missgunst oder versteckte Wut, die manch einen dazu treiben, sich noch über die Bauern lustig zu machen? Mahlzeit zum abgepackten Gemüsesupperl. Für den Rest gilt: Greifen Sie zum steirischen Apfel, geben wir unseren Landwirten Rückenwind – jetzt erst recht!

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