Querdenker Josef Zollneritsch fordert: "Die Annenstraße muss wieder richtig belebt werden!"

Seit 1847 gibt es sie schon: die Annenstraße. Heute führt sie als direkte Verbindung vom Hauptbahnhof ins Grazer Stadtzentrum. Vor drei Jahren wurden 7,3 Millionen Euro in die Neugestaltung investiert, doch von einer lebendigen Flaniermeile ist nach wie vor wenig zu spüren.

Tot und lieblos

"Die Annenstraße ist Sinnbild für verfehlte Stadtplanung", so Josef Zollneritsch., hauptberuflich Schulpsychologe, vor allem aber leidenschaftlicher Grazer. "Ab dem Roseggerhaus aufwärts ist die Straße praktisch tot, ein liebloses Asphaltpflaster. Das ist für mich kein innerurbaner Lebensraum, der funktioniert." So fehle es an ausreichend Grünflächen, ebenso hätte sie ihren Reiz als Einkaufsstraße verloren: "Früher war es so belebt wie in der Wiener Mariahilferstraße, doch das ist vorbei." Den Grund sieht Zollneritsch im fehlenden Mut der Stadtpolitik, in den öffentlichen Raum zu investieren. "Riesenprojekte wie Reininghaus verschlingen Unsummen, aber im innerstädtischen Bereich wird kaum etwas getan."

Wachstum mit Stillstand

In den letzten zehn Jahren verzeichnete Graz einen stetigen Bevölkerungszuwachs. "Gerade deswegen müssen wir mehr Anreize schaffen für die Menschen, die hier leben." Statt rein auf neue Wohnbauten zu setzen, wünscht sich der Grazer eine aktive Belebung von Straßen und Plätzen. An Ideen ("autofreier Freiheitsplatz", "Brunnen am Tummelplatz" – mehr lesen Sie hier) mangelt es Zollneritsch dabei nicht.
An der "Annenstraße neu" kritisiert er, dass die Entflechtung von Rad- und Straßenbahnnetz nicht funktioniere, es keine Parkplätze gibt und die Straße nur mehr stadteinwärts befahrbar ist. "Wieso macht man dann nicht gleich eine Fußgängerzone?" Eine solche könnte er sich auch in der Zinzendorf- oder Kaiserfeldgasse vorstellen. Allgemein resümiert Zollneritsch: „Wir bräuchten jedes Jahr ein Leitprojekt in der Kernzone Graz, damit die Bevölkerung sieht, dass sich etwas entwickelt.“

WOCHE-Wissen

Die Annenstraße ist benannt nach Kaiserin Anna-Maria (19. Jh.)
Umbau 2012/2013: Sanierung der Straßenbahngleise, Einbahnführung stadteinwärts, Verbreiterung der Gehwege, neues LED-Beleuchtungssystem in der Straße, Radweg stadtauswärts, Entfall der Pkw-Stellplätze.
Seit 2014 gibt es den "Verein Stadtteilprojekt Annenviertel" mit dem Ziel, neue Projekte umzusetzen, die das Viertel attraktiver machen sollen.

Ihre Meinung ist gefragt:

Sind Sie mit der Annenstraße zufrieden, wie sie derzeit ist? Was würden Sie an der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Südtirolerplatz ändern? Denken Sie, dass eine Fußgängerzone die Straße neu beleben würde? Schreiben Sie uns Ihre Ideen und Vorschläge an leserbrief@woche.at, kommentieren Sie auf facebook oder hier auf woche.at.

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