Die Stärken muss man stärken

„Jeder kann Elite sein“, sagt Markus Hengstschläger. Die Bedingung:  An den eigenen Stärken arbeiten, nicht an den Schwächen. | Foto: Hengstschläger
  • „Jeder kann Elite sein“, sagt Markus Hengstschläger. Die Bedingung: An den eigenen Stärken arbeiten, nicht an den Schwächen.
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Herr Hengstschläger, Sie sprechen heute in Graz darüber, wie man sein Talent managen kann. Zuerst einmal: Was genau ist denn ein „Talent“?
MARKUS HENGSTSCHLÄGER: Jeder Mensch hat in etwa 0,1 Prozent individuelle genetische Leistungsvoraussetzungen, die ihn von anderen unterscheiden. Diese sind aber nichts wert, wenn man sie nicht entdeckt und durchs Üben, Üben, Üben fördert und so besondere Leistungen möglich macht. Der Begriff „Talent“ ist problematisch: Manche Menschen setzen „Talent“ gleich mit einem erzielten Erfolg, andere das Üben am Weg dorthin und andere sagen, es sind die genetischen Anlagen.

Welchen Anteil am Erfolg haben unsere Gene, welchen die Umwelteinflüsse?
Ich habe keine Ahnung, welche genetischen Voraussetzungen ein Kind braucht, um gut Klavier spielen zu können. Oder am Beispiel des Fußballers Lionel Messi: Was seine genetischen Voraussetzungen betrifft, kann man sagen: Er ist nicht groß, hat kein besonderes Lungenvolumen … aber er schießt viele Tore. Es lässt sich einfach nicht sagen, welchen Anteil die Umwelt und welchen die Gene haben.

Was kann man nun tun, um seine Talente gut zu „managen“?
Erstens muss man an seiner intrapersonalen Intelligenz arbeiten: Man muss wissen, was man kann. Jeder muss ehrlich seine Stärken und Schwächen suchen. Dann sollte man sich stärker mit dem Stärken seiner Stärken befassen als mit dem Ausmerzen seiner Schwächen. Zweitens braucht es interpersonale Intelligenz: In einem Team muss man sich mit seinen Stärken gut einbringen können. Am Weg zu sich selbst muss man auf sein Gegenüber hören und mit Kritik gut umgehen. In seinem Bereich kann jeder Elite sein – einer ist es im Sport, der andere in der Wissenschaft oder im Handwerk.

Warum soll man sich stärker auf die Stärken konzentrieren?
In unserem Bildungssystem ist es so: Wenn ein Kind vier schlechte Noten hat und eine gute, gilt: in dem einen Bereich muss es nichts mehr lernen, aber in den anderen vieren. Das Ergebnis ist, dass es in den vier Bereichen vielleicht durchschnittlich wird, aber dass es auch in dem einen Bereich, mit dem es sich nicht mehr befasst, nur mehr Durchschnitt ist.
Zur Verdeutlichung: Stellen Sie sich vor, ein Affe, ein Elefant und eine Schlange bekommen die Aufgabe, auf einen Baum zu klettern – das ist nicht der Tag des Elefanten … Aber wichtig ist: Auch der Affe kann nicht gut auf einen Baum klettern, wenn er es nicht übt! Der Mensch ist nicht auf seine Gene reduzierbar. Gene sind Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreibt man selber.

Ab welchem Alter kann man Talente entdecken?
Grundsätzlich gilt: Je früher man darauf achtet, desto besser. In der Elementarpädagogik kann man Ansätze erkennen, da muss man dran bleiben. Aber Talente kann man auch später entdecken: Man kann sein musisches Talent mit 60 und sein wissenschafftliches Talent mit 40 entdecken.

Sie halten heute einen Vortrag bei der „Langen Nacht der Sprachen“. Wie kann man denn das Sprachentalent von Kindern fördern?
Man soll ein Kind dazu anregen, seinen Wortschatz zu erweitern, sich neue Worte zu merken und sie immer wieder zu benutzen. Man muss viel zuhören, die Kinder aussprechen lassen und aktiv teilhaben auch an erfundenen Geschichten, die Kinder erzählen. Ein schulisches Grundziel sollt es sein, zumindest eine Fremdsprache gut zu beherrschen.

DIE VERANSTALTUNG
„Die Lange Nacht der Sprachen“ findet am 30. September, von 18 bis 22 Uhr am WIFI Steiermark statt: Körblergasse 111-113, 8010 Graz.
Der Bestseller-Autor Markus Hengstschläger hält den Vortrag: „Gene – Talente – Chancen – Wie manage ich (m)ein Talent?“
Vor Ort gibt es Schnupperkurse für unterschiedliche Sprachen, individuelle Sprachtestung, kulinarische Kostproben und Musik und einen Info-Point für WIFI-Sprachenausbildungen.
Infos: www.stmk.wifi.at/langenachtdersprachen

ZUR PERSON
Markus Hengstschläger leitet das Institut für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien.
Er ist u. a. stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission und Autor von drei Bestsellern: „Die Macht der Gene“, „Endlich unendlich“ und „Die Durchschnittsfalle“.

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