Gut verbunden: Wann Kinder ein Handy brauchen

Schon mit eineinhalb Jahren wissen Kinder, wofür ein Telefon da ist: zum Sprechen und Gehört-werden – damit hat es sich aber. Dass man sich mit Telefonen aus der eigenen Situation heraus mit der Situation des anderen über ein Gespräch verbinden kann – das verstehen Kinder ab dem siebenten Lebensjahr. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist klar: Ein Handy macht erst ab dem 8. Lebensjahr einen Sinn. Gerät ein Vierjähriger in eine schwierige Situation, drückt er nicht als erstes auf den Knopf – das ergeben Untersuchungen.
Natürlich kann man einem jüngeren Kind ein Smartphone zum Spielen in die Hand drücken, mit Verständnis von Kommunikation hat das aber wenig zu tun.
Die virtuelle Wirklichkeit, wie sie das Internet darstellt, können Kinder meist erst ab dem 12. Lebensjahr begreifen. Smartphones sind also erst ab dem 12. oder 13. Lebensjahr zu empfehlen – und das nur unter den wachsamen Augen der Eltern. Das hat nichts mit Kontrollwahn, sondern mit Verantwortung zu tun.
Erzieherisch entscheidend ist die Frage, wie Sie Ihrem Kind eine verantwortungsvolle Verwendung des Smartphones vermitteln: Etwa, dass es ein nützliches, aber keinesfalls unentbehrliches Gerät für die Kommunikation zwischen mehreren Menschen ist. Und dass es keinesfalls den persönlichen Kontakt ersetzen kann.

Einige Tipps für Eltern
1. Checken Sie Ihre Handy-Gewohnheiten! Hängt das Gelingen Ihres Alltages vom Smartphon ab? Bekommen Sie eine Panikattacke, wenn Ihr Smartphone weg ist? Spielen Sie auch während des Fernsehens mit dem Smartphone?
2. Seien Sie achtsam gegenüber sich selbst sowie aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen Ihres Kindes! Oft will es das Handy nur als Beziehungsersatz. Regelmäßige Begegnungen sind die beste Grundlage für eine verantwortungsvolle Handy-Nutzung.
3. Legen Sie klare Handy- und Smartphone-Regeln fest: kein Abheben während eines Gespräches, kein Smartphone während des Unterrichts in der Schule oder beim Essen, maximal 45 Minuten pro Tag, ab 15 Jahren eine Stunde!
4. Beteiligen Sie das Kind an den Handykosten etwa über das Taschengeld! Informieren Sie sich, welche sozialen Medien und welche Apps Ihr Kind benützt. Suchen Sie dazu das Gespräch!
5. Seien Sie ein Vorbild! Damit kommt das zustande, was das Handy sein muss, ein wichtiges Kommunikationsmittel – aber auch nicht mehr.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit
ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Sein neuestes Buch ist nun
erschienen: „Wilde Jahre – gelassen durch die Pubertät“.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at

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