Wenn das Haus mit der Familie wächst: Michaela Maresch von Commod-Haus im Interview

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Sich den Traum vom Eigenheim mit Garten zu erfüllen, steht wohl auf des Österreichers Lebensplanung ganz oben. Doch sind einmal die Kinder aus dem Haus, stellt sich Erhalt und Pflege des Gebäudes oft als zu mühsam heraus. Viele Einfamilienhäuser stehen deshalb leer, vor allem am Land. Dem wachsenden Bedürfnis nach Flexibilität möchte „Commod-Haus“ nachkommen. Das von Gerald Brencic und Michaela Maresch geführte Unternehmen verkauft ökologische Modulhäuser, die man beliebig vergrößern, verkleinern und woanders aufbauen kann. Sieht so die Zukunft des Wohnens aus? Das haben wir die „Steirische Unternehmerin des Jahres 2015“ beim Business-Lunch im „La Meskla“ gefragt.

WOCHE: Ist das flexible Wohnen die Zukunft? Wohnen wir bald alle in Modul-Häusern?
Maresch: Das würde ich mir natürlich wünschen (lacht). Vor allem, weil man mit unseren modularen Häusern auf jede Lebenssituation schnell reagieren kann. Ob Nachwuchs, ein plötzlicher Pflegefall in der Familie, oder wenn man sich selbstständig macht und auf einmal ein Büro braucht: Man kann jederzeit sein Haus erweitern, ohne große Kosten.

Leben wir aber nicht in einem Land der Häuslbauer, wo man mit Ziegeln für die Ewigkeit baut?
Das stimmt, aber ich beobachte ein Umdenken. Denn gerade durch diese Häuslbauer-Philosophie ergeben sich viele leerstehende Häuser, vor allem am Land. Ältere Menschen sind mit dem Erhalt oft überfordert. Mit dem Modulsystem kann man einzelne Module bewegen. In Linz entsteht zum Beispiel im Frühjahr ein viermoduliges Haus, etwa 110 m2. Die Familie hat den Grund für 20 Jahre gepachtet und plant, danach den zwei Kindern ihre Module „mitzugeben“, die andere Hälfte behalten sie selbst. Diese Flexibilität wird meines Erachtens wichtiger.

Wie viel kostet ein Modul-Haus im Vergleich zu traditionellen Bauten?
Im Vergleich zu ökologischen Bauten sind wir fast um 50 % billiger. Unser schlüsselfertiger Preis startet bei 1.200 € pro m2. Dabei verwenden wir zu 100 % wiederverwertbare Materialien und sind qualitativ hochwertiger als etwa Fertigteilhäuser.

An wen verkauft ihr eure Module? Vor allem an Jungfamilien?
Zuerst haben wir junge Menschen im Sinn gehabt, die nicht das große Geld haben und nicht wissen, wo sie sich niederlassen. Aber wir bekommen sehr viele Anfragen für kreative Lösungen.

Kreative Lösungen wofür?
Für sehr kleine Häuser, aber auch für Mehrparteienhäuser oder Heimlösungen. Die Stadt Frankfurt etwa plant mit uns hochqualitative Wohnräume für Flüchtlinge, die – wenn der Bedarf nach der Krise zurückgeht – als Studenten-, Senioren- oder Gemeindewohnungen Verwendung finden. Im Vergleich zu Containern ist diese Lösung nachhaltiger, denn das Geld wird nicht kurzfristig rausgeworfen. Deutschland ist hier etwas offener für innovative Ideen.

Gerald Brencic und Sie haben beide in Graz Studiert. Welche Rolle spielte der Standort bei der Firmengründung?
Anfangs hatten wir nur die Idee. Die Möglichkeit, dieser nachzugehen, gab uns der „Science Park“. Das dortige Gründer-Know-how, das Netzwerk und die Infrastruktur waren gerade in der Anfangsphase extrem hilfreich.

Wie geht’s weiter, was sind die nächsten Baustellen?
Wenn alle Projekte „aufgehen“, werden wir uns bald vergrößern, auch Forschungsprojekte mit den Unis sind angedacht. Und früher oder später wollen wir unsere eigene Produktion aufbauen.

Zur Person

Michaela Maresch wurde am 1.6.1982 in Eisenerz geboren.
Studium der Architektur an der TU Graz und der Bauplanung/Bauwirtschaft an der FH Joanneum.
Arbeitete nach dem Studium in einem Architekturbüro in Split (Kroatien), Leoben und Graz. Ihren Geschäftspartner Gerald Brencic lernte sie im Architekturbüro „Love“ kennen.
Schätzt an ihrem Beruf die Vielfältigkeit. Sie gestaltet gerne Lebensräume und arbeitet für eine ökologische Zukunft.
Den Ausgleich holt sie sich beim Volleyball und beim Reisen. Die letzte Reise führte sie zur Expo nach Mailand.

Zur Firma

Die Commod-Haus GmbH wurde im Jahr 2014 von Michaela Maresch und Gerald Brencic gegründet.
Planung und Verkauf von ökologischen Modulhäusern, die man beliebig vergrößern, verkleinern und woanders aufbauen kann. Verwendung von ausschließlich recycelbaren Materialien.
Die technische Entwicklung der Modulhäuser begann 2012, der erste Prototyp wurde 2013 gebaut.
Produziert wird momentan noch ausschließlich in Österreich von heimischen Firmen.
Web:www.commod-house.com

* Hier lesen Sie weitere Interviews in unserer Serie "Business-Lunch".

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