Der schwache Euro macht "Made in Austria" wieder zum Welthit

WKÖ-Chefin: Ein zusätzlicher Anreiz für einen Urlaub in Österreich könnte der schwache Euro insbesondere für Gäste aus der Schweiz und Großbritannien sein. | Foto: Joachim Haslinger
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Welche Konsequenzen hat ein schwächerer Euro für die österreichische Exportwirtschaft?
Anna Maria Hochhauser: Waren und Dienstleistungen „Made in Austria“ können am Weltmarkt günstiger angeboten werden. Das ist eine gute Nachricht für heimische Exporteure und bedeutet gesamtwirtschaftlich einen wichtigen Impuls. Noch dazu angesichts der weltweit schwachen Nachfrage. Man darf sich aber nichts vormachen: Unser Wachstumsproblem kann der schwächere Euro nicht lösen und Reformen für eine stärkere Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft bleiben uns dadurch auch nicht erspart.

Auf welchen speziellen Exportmärkten wird ein schwächerer Euro besondere Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft haben?
Rund die Hälfte unserer Exporte geht in die Eurozone. Hier gibt es keine Auswirkungen. Österreichs wichtigste Exportmärkte außerhalb der Eurozone sind die USA, die Schweiz, Ungarn, Tschechien und Großbritannien. Auf diesen Märkten ist ein positiver Nachfrage-Effekt zu erwarten – umso mehr, da diese Länder im Vergleich zur Eurozone wirtschaftlich besser unterwegs sind.

Könnten die positiven Folgen für die Export-Unternehmen sogar bedeuten, dass sie hierzulande wieder mehr Jobs anbieten?
Positive Impulse für die Wirtschaft wird es geben, für größere Beschäftigungsimpulse sind sie aber zu gering. Um eine Kehrtwende am Arbeitsmarkt zu schaffen, muss Österreich und muss Europa wieder auf Wachstumskurs kommen. Das bedeutet zuallererst: Investitionen sind nötig. Und Reformen in Richtung Wettbewerbsfähigkeit und Bürokratieabbau.

Könnte der schwächere Euro aber nicht bald wieder zu höheren Energie-Preisen führen, da Rohöl und Benzin international ja in Dollar gehandelt werden?
Importe von außerhalb der Eurozone verteuern sich aufgrund des schwächeren Euro. Derzeit wird dieser Effekt durch den niedrigen Ölpreis jedoch mehr als ausgeglichen. Der Rohölpreis war Anfang des Jahres mit unter 50 US-Dollar so niedrig wie zuletzt 2009, auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise. Mit massiven Ausschlägen nach oben, ergo einem raschen Anziehen der Energiepreise, ist so schnell nicht zu rechnen.

Das klingt gut. Aber warum?
Es herrscht auf dem Ölmarkt nach wie vor ein Überangebot und die Nachfrage ist aufgrund des Wachstums der Weltwirtschaft relativ schwach. Zudem sind die Ölreserven der USA zuletzt weiter gestiegen und zudem ist eine starke Verknappung des Angebots durch ein Drosseln der Fördermenge durch die OPEC derzeit nicht zu erwarten.

Und wie lautet Ihre Ölpreis-Prognose?
Eine wirtschaftliche Erholung im Laufe des Jahres könnte die Nachfrage wieder etwas steigern und den Ölpreis in den nächsten Monaten auf rund 80 Dollar steigen lassen. Eine Rückkehr zum Preisniveau von rund 110 US-Dollar ist aber vorerst nicht zu erwarten.

Ist ein schwächerer Euro nicht auch eine Chance für den heimischen Tourismus
Natürlich. Touristen von außerhalb der Eurozone profitieren vom günstigen Wechselkurs. Allerdings kommt mehr als die Hälfte der Touristen in Österreich aus Deutschland, ein weiterer großer Teil aus den Niederlanden, Italien, Belgien – also aus der Eurozone.

Somit sollten wir Schweizer und Briten zu uns locken.
Ja. Ein zusätzlicher Anreiz für einen Urlaub in Österreich könnte der schwache Euro insbesondere für Gäste aus der Schweiz und Großbritannien sein. Das ist nicht zu vernachlässigen. Bei diesen Ländern handelt es sich um die Plätze 3 und 4 in der Liste der meisten ausländischen Übernachtungen in Österreich.

Danke für das Gespräch.

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