Gleisdorf und das Kosovo

Der Gleisdorfer Kulturschaffende Karl Bauer berichtet vom Stand des ambitionerten Projektes; hier rechts neben Valton Halimi, einem Gleisdorfer, der aus dem Kosovo stammt.
  • Der Gleisdorfer Kulturschaffende Karl Bauer berichtet vom Stand des ambitionerten Projektes; hier rechts neben Valton Halimi, einem Gleisdorfer, der aus dem Kosovo stammt.
  • hochgeladen von martin krusche

In seinem Engagement als Kulturschaffender ist der Gleisdorfer Karl Bauer dem Balkan stark verbunden und da speziell dem Kosovo, in der Sprache der albanischen Mehrheit des Landes eigentlich Kosova.


Bauer denkt gar nicht daran, dieses aus tiefen Krisen erschütterte Land über seine Defizite zu betrachten. Er sucht die Qualitäten der Menschen, welche dort um eine Zukunft ringen.

Das hat nicht bloß den blutigen Untergang Jugoslawiens als Hintergrund. Es ist ein Teil jenes europäischen Südens, der immer agrarisch geprägt blieb, von dem ein technisch hochgerüsteter Norden seit mehr als hundert Jahre vor allem billige Rohstoffe und bei Bedarf billige Arbeitskräfte bezogen hat.

Diese Grunderfahrung teilen übrigens oststeirische Leute mit den kosovarischen Menschen. Auch die einst rein agrarische Energieregion wäre wohl heute noch das Armenhaus, das es in der Monarchie gewesen ist, ohne die hochkarätige Industrie, die sich angesiedelt hat.

Erst dadurch entstanden Bedarf und Kaufkraft für jene Güter und Dienstleistungen, für jene guten Geschäfte, durch die Gleisdorf zur blühenden Stadt wurde.

In Gleisdorf kann man heute rund 30 Muttersprachen zu hören bekommen. Das hat verschiedene Gründe. Der laufende Zuzug an den Ort, dessen Lebensqualität geschätzt wird, ist einer davon. Die stellenweise Industrialisierung der Region ist ein anderer, denn das bringt Fachkräfte aus aller Welt in die Stadt.

Von der Liebesheirat bis zur Kriegsflucht reichen die Anlässe, dank derer Gleisdorfs Gesellschaft und Kultur zu einem multiethnischen Ereignis wurde.

Genau darauf beziehen sich Ortsansässige dann zum Beispiel, um ihren Wohlstand mit Menschen zu teilen, die es nicht so gut haben. Andere begrüßen den Gewinn an Horizont in der Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen, die ein übriges Stück der Welt verkörpern.

Karl Bauer bleibt dabei auf das Kosovo konzentriert und hat nun ein sehr ambitioniertes Projekt in den nächsten Realisierungsabschnitt geführt. „Contrasts and Perspectives: Kosova“ bringt Ende August 2015 eine Gruppe kosovarischer Kunstschaffender für eine Projektwoche nach Gleisdorf.

Dabei werden die Gäste das Gleisdorfer MiR als eine Art Basislager beziehen, werden dort Werke für eine Ausstellung erarbeiten und Anknüpfungspunkte für heimische Kulturinteressierte schaffen. Kulturamtsleiter Gerwald Hierzi begrüßt dieses Vorhaben als den Auftakt einer längerfristigen, intensiveren Befassung mit der multiethnischen Kultur Gleisdorfs.

Eva Lassnig wird das Projekt als Kustodin des „Museum im Rathaus“ (MiR) begleiten. Die Malwerkstatt Gleisdorf übernimmt einige gastgeberische Aufgaben. Die Europajugend Gleisdorf hat sich schon in der Startphase des Projektes eingebracht.

Das Gleisdorfer Kunstsymposion wird auch einen Schnittpunkt haben. Da bereitet Kunst Ost einen Round Table mit den kosovarischen Gästen vor, der dem dreijährigen Projekt „From Diaspora to Diversities“ gewidmet ist.

Die Staaten Europas erleben ja seit dem Zweiten Weltkrieg Wanderbewegungen von Arbeitskräften, ohne die keine westliche Wirtschaft vorangekommen wäre, ebenso Flüchtlingsströme, wo Menschen exzessiver Gewalt ausweichen mußten.

Das hat stets auch von anregenden Einflüssen auf die Kulturen der Länder gehandelt, wie es bei uns ein halbes Jahrtausend lang Normalität war, da das habsburgische Österreich ein multiethnisches Imperium gewesen ist.

Bauer bezieht sich in seinen Bemühungen auf einen solchen Blick über den Tellerrand, auf einen weiten Horizont in einem kulturell reichen Europa. Ihm steht dabei vor Ort der aus dem Kosovo stammende Gleisdorfer Valton Halimi zur Seite.

+) Karl Bauer [link]

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