Die Bürschchen und die Volks-Hooligans
Intelligenz ist die Fähigkeit, zwei einander widersprechende Auffassungen zu ertragen, ohne darüber den Verstand zu verlieren.
Stellen Sie sich vor, sie schlendern am Gleisorfer Kirchriegel vorbei und bemerken plötzlich, daß da ein Mensch auf einen anderen einschlägt. Was tun Sie?
Wegschauen und weitergehen? Ich hoffe, das kommt nicht in Frage. Dazwischengehen? Sehr riskant und eher nicht zielführend. (Die Grenze zwischen selbst verdroschen werden und Notwehrüberschreitung dürfte sehr schmal ausfallen.)
Sie sollten wenigstens die Polizei zu verständigen. Das hilft freilich der Person, die gerade Prügel bezieht, erst mit etlicher Verzögerung.
Ein ziviles Mittel wäre, möglichst viele Passanten zusammenzurufen und die Szene einzukreisen, eventuell auch einige Fotos zu machen; freilich bei hinreichendem Abstand zum Aggressor. Es könnte ihn so irritieren, daß er sein Zuschlagen einstellt.
Hüten Sie sich allerdings vor Kerl-Phantasien und einem Eingreifen, wie es Chuck Norris in Action-Filmen vortanzt. Bei uns wären die wenigsten Menschen einer Prügelei gewachsen und dabei außerdem auf gutem Weg, selbst straffällig zu werden.
Das bedeutet unterm Strich, wir sollten brauchbare Ideen auf Lager haben, wie einem Aggressor angemessen zu begnen ist, so wir unverhofft in derlei Szenen geraten. (In der Situation dürfte zum Nachdenken nur wenig Zeit bleiben.)
Es ist ja nur eine Variante von Gewalttätigkeit, wenn man jemanden auf der Straße zuschlagen sieht. Eine andere spielt sich hiner verschlossenen Türen ab und ist bestenfalls durch die Wände oder ein geöffnetes Fenster zu hören, in Österreich leider gleich einer Epidemie verbreitet; häusliche Gewalt.
Dann gibt es Phänomene wie das Cyber-Mobbing. Dabei wird Menschen via Internet hart zugesetzt, daß es manchmal sogar zu einem Selbstmord führt. So brutal kommt es nicht alle Tage. Doch gerade in den neuen Zonen der Social Media lassen sich ohne langes Suchen Beispiele von „Schlägern“ finden, die recht skrupellos zuschlagen.
Wie manche Aggressoren auf der Straße Leute verhauen, weil ihnen deren Gesicht oder eine Aussage mißfällt, so gönnen sich das rauflistige Netizens (Bewohnen des Netzes) in Internet-Foren, auf Facebook und Umgebung.
Gleisdorf bietet dazu einige Beispiele von Einwohnern, die ansatzlos beschimpfen, beleidigen, herabwürdigen, wenn jemand ihren Ansichten widerspricht; und zwar mit Ausdauer.
Man könnte sagen, bei einem Ohr rein, beim anderen hinaus. Aber so funktioniert das nicht.
Wer laufend in der Teilöffentlichkeit der Social Media abschätzig angesprochen, beflegelt und beschimpft wird, steht eventuell vor der Wahl, sich eine a) so dicke Haut zu holen, daß er langsam für seinen Job untauglich wird, oder b) dünnhäutig zu bleiben und sich von solchen Hooligans zunehmend verletzen, beschädigen zu lassen.
Da ist es nun ähnlich, wie mit dem Gewalttäter beim Kirchriegel. Wir sollten uns nicht abwenden. Wir sollten es solchen Leuten nicht gleichtun. Wir sollten uns nicht bloß auf die Staatsgewalt verlassen.
Das ist unser aller Lebensraum. Wir können nicht getatten, daß sich einige Leute stets wiederkehrend wie die Axt im Walde benehmen und andere Menschen verletzen, beschädigen. Auch im „virtuellen Raum“ ist Zivilcourage gefordert. Auch die Netzkultur ist auf Gewaltverzicht angewiesen, um gedeiehen zu können.
Die Aggressoren sollen von der Gemeinschaft gestellt und zurückgewiesen werden. (Immerhin können sie einem dabei nicht die Nase brechen.)
Zum Thema:
+) In der Ebene: Gleisdorf [link]
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