Kunstwerk
Katharina Karner: Bilder mit "Lärmpegel"
Malerin Katharina Karner erforscht in ihrer aktuellen Ausstellung das "Konzept Familie" in Corona-Zeiten.
BEZIRK AMSTETTEN. „Ich weiß nicht, wie oft die Malerei schon tot gesagt wurde, und sie ist nicht umzubringen – sehr zu meiner Freude!“ schmunzelt Katharina Karner. Die Absolventin des Ostarrichi Gymnasiums Amstetten studierte von 2002-2009 Malerei an der Universität für angewandte Kunst und Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste.
Malprozess schafft Mehrwert
Warum die Malerei auch im digitalen Zeitalter ihre Berechtigung hat, erklärt Karner durch „ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich ein Bild zu erarbeiten. Die investierte Zeit spürt man im fertigen Bild. Besonders die Ölmalerei hat etwas Dauerhaftes, mit dem Papier, Fotografien und die flüchtigen digitalen Medien nicht mithalten können. Das verleiht der Darstellung eine höhere Wertigkeit, als wenn man schnell auf einen Auslöser drückt.“
Kreativität trotz Lagerkoller
Unter dem Titel „No Dreams Allowed“ zeigt Karner in ihrer aktuellen Ausstellung Zitate historischer Herrscherbildnisse. Auf die Körper von Aristokraten setzt sie schreiende Babygesichter. „Das sind zutiefst biografische Arbeiten, weil der Lockdown für uns wie für viele Familien eine sehr herausfordernde Zeit war,“ erklärt die Künstlerin. Nicht nur auf der Leinwand sondern auch im Alltag gelang ihr die Verschränkung von Kinderbetreuung, Berufstätigkeit, aktueller Krise und dem historischen Kunstkanon.
"Laute Gemälde"
„Die Bilder vermitteln einen visuellen Lärmpegel, und mir war wichtig, offen zu lassen, ob man darin Kinder als Herrscher sieht oder Herrscher, die sich wie Kinder gebärden.“ Für die Gesichter standen Karners Sohn Oskar (6) und Tochter Wanda (2) Modell. „Ich hoff', sie verzeihen mir das, wenn sie mal groß sind!“ Zum Ausgleich wird die Ausstellung zusammen mit Karners Lebensgefährten, dem Comic-Künstler TEER, anlässlich des Nextcomic Festivals durch Kinderzeichnungen ergänzt, „damit sie auch als Künstler mit dabei sind.“
Modernes Biedermeier
Menschendarstellungen und der Bezug zur Kunstgeschichte sind in Karners Gemälden wiederkehrende Motive, ähnlich wie bei Künstlerkollegin Franziska Maderthaner, die ebenfalls in der Galerie Brunnhofer vertreten ist. Auch Sigmar Polkes augenzwinkernde Arbeiten und die genialen Malereien von Maria Lassnig hat Karner als Vorbilder im Hinterkopf. In ihren jüngsten Arbeiten lotet sie auf runden Formaten aus, „wodurch sich das Biedermeierliche in der aktuellen Ästhetik ausdrückt.“
Karners Bilder befassen sich aber nicht nur mit der neuen – in Anlehnung an die Millennials – Coronials genannten Generation, deren gesamte bewusste Wahrnehmung in die Zeit der Krise fällt. Auch die "aus der Zeit gefallenen Goldhauben-Geschwader" ihrer eigenen Kindheit hat die Malerin "mit ihren glänzenden Hüten und den raschelnden Roben" bereits auf Leinwand verewigt.
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