Amstettner machen "Zeitreisen" möglich
Das Haus der Geschichte braucht Hilfe und sucht Ausstellungsstücke aus dem Bezirk Amstetten.
BEZIRK AMSTETTEN. „Das Jahr 2017 ist jener Zeitpunkt, wann wir das Haus der Geschichte seiner Bestimmung übergeben“, erklärt Landeshauptmann Erwin Pröll. Der nächste Schritt sei nun eine Sammelaktion mit dem Ziel, „prägende Objekte“ aus der Zeit der Ersten Republik, „die eine zentrale Rolle in den Haushalten gespielt haben“, zu sammeln, so Pröll.
Dabei gehe es um Objekte, die das Schicksal und die Geschichten einzelner Menschen in den Jahren von 1918 bis 1938 erzählen.
Die Not nach dem Krieg
Diese Epoche war eine durch und durch bewegte und turbulente Zeit. Die Lebensmittelknappheit war nach dem Krieg "drastisch bemerkbar".
Zur Linderung der ersten Not spendete etwa Baron Rothschild den Waidhofnern 10.000 Kronen und monatlich 400 Stück Rotwild, berichtet die Waidhofner Historikerin Eva Zankl. Plünderungen, Demonstrationen, Streiks und Inflation waren die beherrschenden Themen.
Region wurde zum Pulverfass
"Ein ganz zentrales Thema war die gewaltige Arbeitslosigkeit, die vor allem auch das Ybbstal massiv traf", erzählt der Amstettner Stadtarchivar Thomas Buchner. Zu Beginn der 30er Jahre mündete der Unmut in größeren Arbeiterdemonstrationen im Raum Amstetten.
Bereits einige Jahre zuvor zogen beim „Roten Putsch in Waidhofen“ bis zu 1.000 Arbeiter aus Böhlerwerk nach Waidhofen und besetzten das Rathaus. Die Situation glich oft einem Pulverfass.
Bürgerkrieg in Österreich
Als im Februar 1934 der Bürgerkrieg ausbrach, kam es etwa in Böhlerwerk zu "Widerstand und Kampfhandlungen", erklärt Zankl. Die Auswirkungen, vor allem die darauf folgende Ausschaltung der Sozialdemokratie, waren in der Region stark spürbar, so Buchner.
Der Anschluss und die Gewalt
Als es schließlich 1938 zum Anschluss an Deutschland kam, breiteten sich Gewaltexzesse gegen Juden, Parteigegner und Systemorgane, wie etwa an Polizisten, auch bei uns aus. Die Nationalsozialisten hatten bereits zuvor offen im Raum Amstetten agiert.
Lichtblicke in dunklen Jahren
Doch es gab auch Lichtblicke in dieser oft dunklen Epoche. In Waidhofen wurde das Kraftwerk Schwellöd eröffnet. In Amstetten gab es Bauprojekte wie die Invalidensiedlung und die Gewerbeschule.
Auch Feste wurden gefeiert, etwa die "Heimatschau Eisenwurzen" im Jahr 1926, ein großes Volksfest fand 1931 in Amstetten statt und 1937 kamen 70.000 Besucher zur Landesausstellung nach Amstetten.
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