Krieg und Flüchtlinge
Hilfslawine aus dem Bezirk Amstettner rollt für die Ukraine an
Sammlungen, Spenden, Hilfstransporte und Unterbringung: So helfen Amstettner zu Hause und vor Ort.
BEZIRK. "Es war schrecklich, um fünf Uhr früh haben wir mitbekommen, dass Städte bombardiert werden", erzählt Ukrainerin Marija. Sie flüchtete mit Kindern zu Freunden nach Amstetten. Ihr Mann, Abteilungsleiter einer deutschen Firma, durfte nicht mehr über die Grenze. "Marija war vor 17 Jahren mein Au-pair-Mädchen, seitdem riss der Kontakt nicht ab, und es war für mich sofort klar, dass sie mit ihren Kindern Stanislav und Taras bei mir wohnen können", erklärt Margarethe Lampl.
Babynahrung und Kleidung
Doch nicht nur sie hilft: Schwester Cornelia Waldbauer und Schwester Irene Huber sammeln etwa Kleidung und Lebensmittel. "Momentan dringend gebraucht werden Babynahrung, Windeln und natürlich haltbare Lebensmittel", so die beiden, die für die Hilfsorganisation ORA International in Ardagger sammelten. Auch Amstettens Feuerwehren helfen, wo sie können. "Die Feuerwehr ist bekannt dafür, rasch und unkompliziert Hilfe zu leisten. Der Zuspruch und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war enorm. Ein großer Dank gilt auch der Mannschaft der Feuerwehr Weistrach, auf die ich mich immer verlassen kann. Immerhin leisteten wir 70 Stunden von der Planung bis zur Abgabe der so dringend benötigten Winterbekleidung", so Organisator Gregor Payrleitner. Die Salesianer Don Boscos in der kriegsgebeutelten Ukraine bleiben vor Ort und helfen den Not leidenden Menschen – etwa in den Städten Kiew, Lwiw (Lemberg), Schytomyr, Dnipropetrowsk, Novosilka, Odessa, Peremyschlany und Bibrka. "Wir organisieren unsere Schulen als Notunterkünfte und bereiten Schutzräume für den Fall von Bombardierungen vor, es fehlt aber an vielen Dingen wie Betten, Matratzen und Decken", berichtete der für die Ukraine zuständige Provinzial Pater Mykhaylo Chaban, wie es vonseiten der Salesianerpfarre Amstetten Herz Jesu heißt. "Die Wasserversorgung ist nicht ausreichend und wir verteilen Essen an die Hilfesuchenden", so Chaban.
Einsatzstab in Amstetten
„Es ist erschütternd, wenn wir das ganze Leid und die Zerstörung sehen, das über die Ukraine herangebrochen ist. Wir sehen wie Familien getrennt werden, wir sehen wie weinende Kinder an den Bahnhöfen und den Grenzen der Ukraine stehen, während ihre Väter zur Waffe greifen müssen, um ihr Land zu verteidigen. Wir haben geglaubt, diese Bilder wären heute in Europa undenkbar“, so Bürgermeister Christian Haberhauer. „Es ist ganz wesentlich, hier nicht wegzusehen, sondern, wo es möglich ist, Unterstützung anzubieten. Amstetten bietet sich als sicherer Ort für Familien aus der Ukraine an, die vor dem Leid und der Zerstörung fliehen“, so der Bürgermeister. Als erster Schritt wurde seitens der Stadt ein Einsatzstab mit Experten der Stadtverwaltung ins Leben gerufen. „Wir wollen bestens auf eine mögliche Aufnahme von Ukrainern vorbereitet sein“, erklärt Haberhauer. Mögliche Unterbringungsmöglichkeiten werden aktuell abgeklärt. Seitens der Stadtgemeinde sucht man zudem den Austausch und die Koordination mit Organisationen, die im Bereich der Flüchtlingshilfe bzw. des Krisenmanagements ihre Expertise miteinbringen bzw. bereits selbst Hilfsaktionen gestartet haben.
Unter einer eigens eingerichteten E-Mail-Adresse ukrainehilfe@amstetten.at können sich Amstettner mit ihren Anfragen hinwenden. Auf der Homepage der Stadtgemeinde befindet sich eine Übersicht von Hilfsorganisationen bzw. Hilfsangeboten: amstetten.at/aktuelles/ukrainehilfe
Auch seitens des Landes NÖ wird Unterstützung organisiert und koordiniert. „Hilfe muss effektiv sein und rasch wirken. Deshalb hat das Land NÖ eine Anlaufstelle eingerichtet, die Hilfsangebote für Unterkünfte, Geld- und Sachspenden koordiniert. Alle Infos finden Sie unter www.noehilft.at“, so Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer. „Ich möchte mich bei der Stadtgemeinde Amstetten, bei allen anderen Gemeinden und allen Initiativen bedanken, die Hilfsaktionen gestartet haben und bereit sind den Menschen einen sicheren Ort anzubieten.“
Waisen in Waidhofen
Die Stadt Waidhofen hat aktuell ukrainische Waisenkinder untergebracht. „Das Wichtigste ist, dass die Kinder hier Ruhe finden. Die vergangenen Tage waren eine große psychische und emotionale Belastung“, so der Appell von Bürgermeister Werner Krammer.
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